Der Aufsichtsrat von Volkswagen hat am Freitag erneut über die verschobenen Investitionspläne für die kommenden fünf Jahre diskutiert. Abschließende Ergebnisse zu den zentralen Fragen, die sich auf Werke und Jobs auch in Deutschland auswirken können, liegen laut Konzern noch nicht vor. Der Vorstand erläuterte den Kontrolleuren demnach den Stand der Überlegungen.
Feststehe grundsätzlich, dass es "einen klaren Fahrplan für Software und Plattformen" geben werde, mit dem sowohl die Digitalisierung als auch die Elektromobilität ausgebaut werden sollen. Außerdem gehe es um eine stärkere Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit – man richte die Aktivitäten "auf die attraktivsten Profit Pools" aus.
Konzernchef Oliver Blume hatte das Ende der Planungsrunde, die üblicherweise im November ist, im Herbst vertagt. Er wollte vor allem wegen der Bedeutung des schwierigen Themas Software-Entwicklung mehr Zeit. Die bisherige Strategie seines Vorgängers Herbert Diess soll entzerrt und mit verbindlicheren Zielen versehen werden. Bei der IT-Tochter Cariad, die eigene Auto-Software entwickeln soll, war es zu teuren Verzögerungen gekommen. Zudem wuchs der Widerstand der einflussreichen Töchter Audi und Porsche gegen das alte Konzept.
Zur Vorlage der vollständigen Jahreszahlen für 2022 am 14. März sollen auch Details der Investitions- und Modellplanung vorgestellt werden, kündigte VW an. Alle Augen richten sich auf das mittelfristig wichtigste Projekt: das volldigitalisierte Modell Trinity.
Der Aufsichtsrat hatte vor knapp einem Jahr bereits einen eigenen Werksbau für zunächst zwei Milliarden Euro nahe dem Wolfsburger Stammsitz dafür freigegeben. Die veränderte Bewertung unter Blume könnte eine Extra-Fabrik möglicherweise doch nicht nötig machen, hieß es in Konzernkreisen. Statt 2026 soll Trinity letzten Angaben zufolge vermutlich erst gegen Ende des Jahrzehnts fertig sein.
Wirtschaftsjurist für Kontrollgremium nominiert
Die Aufseher klärten am Freitag eine Personalie: Der Wirtschaftsjurist Günther Horvath wurde als neues Mitglied nominiert. Er soll die Position der im Dezember gestorbenen Louise Kiesling übernehmen. Die Nichte des früheren VW-Patriarchen Ferdinand Piëch galt als Mittlerin zwischen den Familien Porsche und Piëch, die über die Dachgesellschaft Porsche SE Mehrheitsaktionäre des Konzerns sind.