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VW: Gett wird Basis für Mobilitätsstrategie

02.06.2016 08:46 Uhr
VW: Gett wird Basis für Mobilitätsstrategie
Die Beteiligung am Uber-Rivalen Gett soll bei Volkswagen den Grundstein für das zweite Standbein als Mobilitäts-Dienstleister legen.
© Foto: Alexander Heinl/dpa

Zum Einstieg beim Uber-Konkurrenten Gett legt Volkswagen ein Bekenntnis ab, sich vom klassischen Autobauer zum Mobilitäts-Anbieter zu wandeln. Über Details schweigen sich die Partner bei der Vorstellung des Deals aber aus.

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Die Beteiligung am Uber-Rivalen Gett soll bei Volkswagen den Grundstein für das zweite Standbein als Mobilitäts-Dienstleister legen. Das klassische Geschäft, Autos zu entwickeln, zu bauen und zu verkaufen, werde zwar auch in Zukunft essenziell bleiben, sagte VW-Chef Matthias Müller am Mittwoch in Berlin. "Aber damit ist es nicht länger getan. Unser Kernprodukt ist künftig zunehmend nicht mehr nur das Auto" - sondern Mobilität.

VW kündigte vergangene Woche den Einstieg beim Fahrdienst-Vermittler Gett mit 300 Millionen Dollar (aktuell rund 270 Millionen Euro) an, nun wurde die Vereinbarung unterzeichnet. Die in Israel gegründete Firma Gett bietet ihre Dienste bisher mit rund 50.000 Fahrzeugen in 60 Städten weltweit an, darunter New York, London und Moskau. Wie bei Uber sind die Fahrer selbstständig und werden über die Online-Plattform vermittelt.

Zu einem möglichen Starttermin in Deutschland sowie relevanten finanziellen Details wie weiteren Investitionszusagen von Volkswagen schwiegen sich die Partner am Mittwoch aus. Auch dazu, welchen Anteil Volkswagen nun an Gett hält, wurden weiterhin keine Angaben gemacht. In Medienberichten war von rund einem Drittel die Rede gewesen.

Derzeit gibt es eine Welle von Investitionen der Autohersteller in Mobilitäts-Anbieter aus dem Internet. So stieg der VW-Rivale Toyota beim Fahrdienst-Vermittler Uber ein und die Opel-Mutter General Motors steckte 500 Millionen Dollar in den Uber-Konkurrenten Lyft. Die Branche stellt sich auf den Trend ein, dass mehr Menschen ein Auto nur nutzen wollen, statt es zu besitzen.

Ein zweites Standbein

"Gett ist für uns keine reine Finanzbeteiligung", betonte Müller. Das Geschäft mit Fahrdiensten auf Abruf, in das VW damit einsteigt, rücke ins Zentrum der neuen Geschäfts-Säule Mobilität. Es sei eine gute Idee, ein zweites Standbein zu schaffen. In den nächsten 10 bis 20 Jahren werde Volkswagen zwar das Geld weiterhin hauptsächlich mit klassischem Automobilbau verdienen - wolle aber bereits einen nennenswerten Teil des Umsatzes mit Mobilitätsdiensten erwirtschaften. Ein konkreter Wert wurde nicht genannt.

Der für Mobilitäts-Dienste zuständige Volkswagen-Manager Ole Harms sagte, es werde auch darum gehen, Autos des Konzerns an Gett-Fahrer zu verkaufen. Vor allem wolle VW aber mit den Mobilitätsdiensten ins Geschäft mit Kunden kommen, die kein Auto besäßen. Zusammen mit Gett sollen auch Anwendungen für einzelne Konzernmarken entwickelt werden. So sei denkbar, dass in einer Premium-Variante der App ein Porsche Panamera oder ein Audi A8 zum Einsatz kommen könnten, sagte Müller. Die Gett-Plattform solle ebenfalls für Güter-Transporte eingesetzt werden.

Selbstfahrende Autos sollen auch für Gett unterwegs sein, Tests sollen so schnell wie möglich beginnen, sagte Gett-Mitgründer und -Chef Shahar Waiser. Die Erwartung sei, dass autonom fahrende Autos in den nächsten drei bis fünf Jahren einen Schub bekommen würden, sagte VW-Manager Johann Jungwirth.

Millionen für digitale Entwicklung und E-Mobilität

Insgesamt schichtet VW 200 Millionen Euro aus seinen Etats für die klassischen IT-Abteilungen in die Entwicklung neuer digitaler Technologien um. Die Mittel seien unter anderem aus einer besseren Zusammenarbeit der Marken erwirtschaftet worden, sagte ein Konzernsprecher am Donnerstag in Wolfsburg. Nach Informationen der "Wirtschaftswoche" sinkt dadurch bereits in diesem Jahr das IT-Budget von 580 Millionen Euro auf 380 Millionen Euro.

Mit den Millionen sollen dem Sprecher zufolge "zukunftsweisende digitale Lösungen, beispielsweise völlig neue IT-basierte Kundenanwendungen" entwickelt werden. Dahinter verbergen sich etwa Software-Konzepte zum autonomen Fahren, zur Elektromobilität oder zur Berechnung von Verkehrsprognosen. Rund 600 Programmierer und IT-Spezialisten würden bei Volkswagen in Laboren an Lösungen und neuen Konzepten für die nähere Zukunft arbeiten, hieß es.

Dies bedeute nicht, dass bei der klassischen IT-Entwicklung pauschal Investitionen zusammengestrichen würden: "Der Volkswagen-IT kommt bei Zukunftsthemen eine Schlüsselrolle zu. Entsprechend stehen ihr dafür die Mittel zur Verfügung." Jüngst hatte auch VW-Konzernchef Matthias Müller betont, dass die Mittel für die digitale Entwicklung der neuen Technologien aus der "alten Welt" generiert werden müssten. (dpa)

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