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VW-Chef: Müller stellt Zukunft des Diesels in Frage

21.06.2016 15:31 Uhr
Matthias Müller: "Es wird sich die Frage stellen, ob wir ab einem gewissen Zeitpunkt noch viel Geld für die Weiterentwicklung des Diesels in die Hand nehmen sollen."
© Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Dieseltechnik war und ist eine der Säulen von Volkswagen. VW-Chef Müller denkt nun aber - kurz vor der Hauptversammlung - laut über den nahenden Diesel-Knick nach. In der Branche sorgt das für Aufruhr.

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VW-Konzernchef Matthias Müller zieht nach dem Abgas-Skandal den Dieselmotor generell in Zweifel. Die CO2-Vorgaben der Europäischen Union zeigten schon heute, "dass die Abgasreinigung beim Diesel enorm teuer und aufwendig wird. Gleichzeitig wird die Elektromobilität preiswerter", sagte der Manager vor der Hauptversammlung des Autobauers dem "Handelsblatt" (Dienstag).

"Vor diesem Hintergrund wird sich die Frage stellen, ob wir ab einem gewissen Zeitpunkt noch viel Geld für die Weiterentwicklung des Diesels in die Hand nehmen sollen", sagte Müller. Mit dem Interview setzt er als Branchenschwergewicht die Frage nach dem Ende einer Antriebs-Ära auf die Agenda. In Deutschland hängen Zehntausende Jobs am Diesel. 

VW hatte bei elf Millionen Dieselfahrzeugen per Software Abgastests manipuliert. In den USA haben die Wolfsburger alle Dieselmodelle vom Markt genommen. Vorige Woche kündigte Müller an, Milliarden in die Elektromobilität zu stecken. Das Ziel: 2025 könnte ein Viertel aller Konzernfahrzeuge mit einem reinen Batterieantrieb von den Fließbändern rollen.

Diesel nach wie vor sehr beliebt

Ob Volkswagen in den USA überhaupt wieder Dieselmotoren anbieten wird, bleibt unklar. Mit Blick auf den Heimatkontinent sagte Müller: "Im Dialog mit der Politik müssen wir sehen, wie das alles weitergeht." Generell gelte aber: "Der Diesel ist bei Kunden in Deutschland und in Europa unverändert sehr beliebt." Moderne Diesel seien verbrauchsarm und sauber. "Ob die Bundesregierung bei den Steuervorteilen für den Diesel etwas ändern will, ist mir nicht bekannt", sagte Müller.

Die Branche will die Aussagen nicht als Vorboten für ein nahes Diesel-Ende verstanden wissen. So ist der Selbstzünder etwa enorm wichtig für die Stuttgarter Konzerne Daimler und Bosch. Sprecher beider Unternehmen betonten am Dienstag, der Dieselantrieb sei bereits wesentlich verbessert worden und habe noch Optimierungspotenzial.

Daimler hatte in den vergangenen Jahren fast drei Milliarden Euro in neue Dieselmotoren investiert, die nun umfassend in neue Modelle eingebaut werden. Solche effizienteren und umweltverträglichen Motoren seien ein signifikanter Beitrag für das Erreichen von EU-Klimaschutzzielen, sagte ein Daimler-Sprecher. Der Zulieferer Bosch hält den Diesel hierbei sogar für unverzichtbar.

Müller hatte in der vergangenen Woche seine neue Konzernstrategie bis 2025 vorgestellt und einen massiven Umbau des Autobauers angekündigt. Volkswagen will künftig die Elektromobilität stark erweitern und Milliarden in neue Mobilitätsdienstleistungen investieren. Bisher hat VW aber immer noch einen hohen Dieselanteil bei seinen Fahrzeugen. In Deutschland liegt der Dieselanteil bei den Pkw-Neuzulassungen aktuell bei 46 Prozent.

Energiewende in der Autoindustrie

Auf die Frage, ob der Abschied vom Verbrennungsmotor an die Energiewende bei Eon und RWE erinnere - mit dem Aus für die Nukleartechnik und der Schrumpfung bei Gas und Kohle - sagte Müller: "Ein durchaus passender Vergleich." Beide Energiekonzerne kämpfen im Atom-Ausstieg für Geschäftsmodelle mit den erneuerbaren Energien. Dabei gibt es Parallelen zur Autobranche: Alternative Antriebe wie Elektromotoren sowie die digitale Revolution mit mehr Internet im Auto sind dort die beiden großen Zukunftsthemen. Müller hatte in der vergangenen Woche von einem "epochalen Wandel" gesprochen. 

Er sagte der Zeitung zudem, Volkswagen erwäge ein neues Vergütungsmodell für sein Top-Management: "In den nächsten zwölf Monaten werden wir dem Aufsichtsrat unseren Vorschlag präsentieren - mit einer anderen Orientierung." Eine Deckelung nach oben sei für ihn "selbstredend". Die VW-Spitze war wegen Millionen-Boni trotz des Abgas-Skandals in die Kritik geraten.

Ähnlich äußerte sich VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch in der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Dienstag) zur Boni-Frage. "Ich habe Verständnis für die öffentliche Diskussion", sagte Pötsch dem Blatt. "Aber wir können uns nicht an der öffentlichen Meinung orientieren, um es uns leichter zu machen. Wir müssen das für uns beste System finden und nicht das populärste." (dpa)

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KOMMENTARE


Joseph Le Bel

21.06.2016 - 09:09 Uhr

Wahrscheinlich machen sich die geneigten Interessenten, Kunden und Händler Gedanken um die Zukunft von Volkswagen? Und das nicht nur vor der Hauptversammelung!


Emil Schuldenzucker

21.06.2016 - 14:06 Uhr

Ein wenig seltsam kommt mir Herr Müller nun doch daher. Sicherlich wird der Dieselmotor nicht für ewige Zeiten, DAS Antriebsaggregat für Vielfahrer bleiben. Aber was will VW bis dahin machen? Den Anschluss und Marktanteile verpassen? E-Mobilität wird kommen, aber bis es dem Diesel vergleichbare E-Antriebe in Sachen Reichweite, Verfügbarkeit, Anschaffungspreis und Ladezeit geben wird, werden die Wolfsburger doch kaum den Markt den anderen starken Marken aus dem Süden überlassen. Oder doch und die Ära Müller würde nicht ewig dauern, denn die Aktionäre wollen jedes Jahr Dividenden sehen und keine Zukunftsvisionen die erst in Jahrzehnten die Erträge eines guten heutigen Dieselangebotes ersetzen werden.


Antivolt

21.06.2016 - 18:12 Uhr

Haben sich Herr Müller und andere einmal überlegt wieviele Autofahrer über keinen Elektroanschluss im Privatgrundstück verfügen sondern ihr Auto mit einem Kabel aus dem Fenster zum Auto auf der Strasse laden müssten! Elektro hat deutliche Grenzen!


automobilist

21.06.2016 - 18:44 Uhr

Das ist ja schon lächerlich, mit welcher Unverfrorenheit solche Äußerungen rausgehauen werden. Ja warum wird denn der Diesel in Frage gestellt, von Herr Müller also von VW. Nur noch peinlich diese ganze Posse.


erodierer

21.06.2016 - 22:17 Uhr

Eigentlich kann man der Staatsanwaltschaft Braunschweig nur dankbar sein, dass nunmehr gegen den gesamten vorstand- incl. müller- ermittelt wird- eigentlich halte ich müller nicht direkt für unfähig(seit seinem us interview zum Dieselgate hätte man es wissen können)- aber zzt. liegt er jetzt richtig voll daneben- vw verkauft im Konzern 40% diesel und dann so ein ..... sager- weder Händler noch Kunden können so etwas akzeptieren- offensichtlich ist müller zwischenzeitlich derart abgehoben, dass er nicht mehr versteht, was er damit an(weiterer) Verunsicherung verbreitet- da gibts Investitionen über 100.000.- und mehr je auto(!) in die ab sofort wertlose dieseltechnik!!!! - und das in Zeiten des unsäglichen dieselgate- vw- hausgemacht!!!! dümmer gehts nimmer!


egon samu

22.06.2016 - 08:57 Uhr

"Energiewende" beim Automobil?Die Erfahrung sagt: es wird teurer, weniger verfügbar, physikalisch unbegründet, ideologisch getrieben, ohne Plan und technisch gute, bezahlbare Lösungen.Am meisten verdienen dran die Lobbyisten, die gar keine Energie liefern...


D.Buschhorn

22.06.2016 - 09:11 Uhr

Weiß Herr Müller überhaupt noch was er will? Statt den Diesel tot zu reden sollte VW lieber dem Beispiel von MB folgen. Dort zeigt man mit der neuen Motoren Generation wie sauber ein moderner Diesel sein kann. Und auch bei den Benzin Einspritzern ist MB auf dem richtigen Weg.Eben Vorsprung durch Technik statt billige Manipulation.


A. Aslau

22.06.2016 - 11:18 Uhr

Das ist doch nun nichts wirklich neues !Wie lange gibt es denn jetzt schon die Information, das VW den neuen Polo nicht mehr als Diesel produzieren will/wird ? Das sind doch jetzt schon Monate.Ob die Entscheidung richtig ist, steht sicherlich auf einem anderen Blatt, da man die nächste Polo Generation nicht mehr als Kleinwagen titulieren kann, bei Abmessungen die vermutlich locker den Golf III erreichen.


Michael Kühn

22.06.2016 - 12:01 Uhr

@ egon samu; perfekter Kommentar. Betrachte ich nicht anders. Grüßle MK


Erwin

22.06.2016 - 15:02 Uhr

Liebe "Fachleute" und "Kollegen"? Lesen Sie eigentlich nur die Überschrift wie in der Bildzeitung. Oder verstehen Sie tatsächlich den Artikel um Ihre fundierte Meinung in einem Fachforum kundzutun.Ist doch unglaublich, was für Kommentare hier kommen.Der aufmerksame Leser versteht, das mit den kommenden noch höheren Dieselgrenzwerten (Euro7 - 8 - 9 usw.) sich der Diesel evtl. nicht mehr rechnet.Dies wurde von Herrn M. nicht festgestellt, sondern nur in Erwägung gezogen.Das Problem wird jeder Hersteller haben und ist nicht nur auf VW bezogen.Die hyper sensible Technik ist bei jedem Gebrauchtwagen ein großes Thema.Kontrollleuchten sind immer an, Kat ist defekt, Rußfilter voll, Injektoren kaputt und Turbolader pfeifen. Die Reparaturkosten steigen für den Kunden ins Unermessliche und das Inzahlungnahmerisiko für den Handel ist kaum noch zu kalkulieren.Wenn in das heute schon anfällige System Abgasreinigung weitere Apparaturen hinzu kommen, wird die Anfälligkeit und der finanzielle Aufwand für alle zunehmen.Sorry, aber Sie diskutieren hier polemisch und nicht auf dem Niveau von Branchenkennern.


Derek Finke

22.06.2016 - 16:27 Uhr

Nicht nur einige Kommentatoren, sondern auch die AH-Redaktion sollte sich in dieser Sache mal kritisch hinterfragen. Diese Schlagzeile und einige Passagen im Text sehen schon arg nach clickbaiting aus. Warum setzt man sich nicht sachlich mit der Aussage auseinander? Matthias Müller spricht nur aus, was doch seit Jahren alle wissen: Das Zeitalter fossiler Brennstoffe neigt sich langsam dem Ende zu. Dass damit der Dieselmotor obsolet wird, steht doch außer Frage. Warum darum nun so ein bohei gemacht wird, mag sich mir nicht erschließen.


Kurbelwellenfan

22.06.2016 - 16:57 Uhr

Ich stimme Ihnen grundsätzlich zu. Müller kommt von der technischen Seite und er wird wissen was er sagt. Das Problem aber ist, dass es so rüberkommt: "Wir haben es versaut - darum wird es auf Dauer nicht funktionieren!" Das er mit der Aussagen, die sich erst auf die ferne Zukunft bezieht, den aktuellen Wagenpark mit Dieselantrieb entwertet, ist die andere Seite dieser bitteren Wahrheit. Ich bin gespannt, wie sich die kalkulierten Restwerte der Leasingflotten gegenüber den tätsächlich erzielbaren Wiederverkaufspreisen entwickeln.


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