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Vietnamesischer Autobauer VinFast: Newcomer mit Premium-Anspruch

21.09.2018 08:00 Uhr
Autosalon Paris: Mit seinen ersten Modellen will sich VinFast auch den kritischen Blicken westlicher Autokäufer stellen.
© Foto: VinFast

Die Autowelt wird bunter. Erstmals mischt ein Hersteller aus Vietnam in der Branche mit. Hinter dem ambitionierten Projekt VinFast steht einer der reichsten Männer des Landes.

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Von Jutta Bernhard / mid

Vietnam, mitten im Nirgendwo: Circa zwei Stunden von Hanoi entfernt entsteht derzeit eine nagelneue Automobilfabrik. Der Name des Betreibers: VinFast, ein Start-up-Unternehmen, das zur VinGroup gehört. Auf dem Pariser Automobilsalon 2018 feiern die ersten beiden Premium-Modelle des Newcomers Weltpremiere. Der Motor-Informations-Dienst (mid) hat das Werk in Hai Phong besichtigt.

Die Geschichte beginnt vor 25 Jahren, als ein junger vietnamesischer Absolvent des Moscow Geological Prospecting Institut mit einem Lada in die Ukraine reist. Dort gründet Pham Nhat Vuong eine Fast-Food-Kette mit dehydrierter Reispaste. 2009 zahlt Nestlé rund 150 Millionen US-Dollar für seine Firma. In Vietnam baut sich Pham mit Immobilien, Tourismus, Themenparks, Bildung, Gesundheit und diversen Einkaufszentren ein Imperium ohnegleichen auf. Er ist der erste vietnamesische Milliardär in der Geschichte des Landes. Jetzt erfüllt er sich den nächsten Traum: die erste Automobilproduktion Vietnams.

Innerhalb der vergangenen zwölf Monate wurde auf der Insel Cat Hai eine riesige Automobilfabrik aus dem Boden gestampft. Das Werk ist auf einer Fläche von 335 Hektar verteilt, von denen 120 Hektar aus dem Wasser "entwendet" wurden. "An dem Ort, wo wir sind, war am 25. Januar 2018 das Meer", erzählt James Benjamin Deluca, Chief Executive Officer (CEO) bei VinFast Trading and Production LLC. "Jetzt ist das Meer verschwunden und stattdessen können Sie mehrere Fertigungsbetriebe in verschiedenen Stadien sehen." Ein großer Zuliefererpark und ein Tiefseehafen, wo Schiffe mit 100.000 Bruttoregistertonnen abgefertigt werden können, sind nebenan. Es wurden Betonpfeiler gebaut, die 35 bis 40 Meter tief direkt auf das Felsgestein des Meeres abfallen. Die Geschwindigkeit der 6.000 vietnamesischen Bauarbeiter, die an diesem Projekt beteiligt sind, ist beeindruckend.

"Was ich hier gefunden habe, übertraf jede Vorstellungskraft"

Deluca ist amerikanischer Staatsbürger, war langjähriger GM-Vorstand und seit Jahrzehnten in der Automobilindustrie in vielen globalen Funktionen tätig. VinGroup-Vorsitzender Pham hatte ihn angesprochen, ein neues Auto-Projekt zu starten, etwas Beispielloses. "Sicherlich war ich anfangs skeptisch, ich habe viel in meinem Leben gesehen. Aber was ich hier gefunden habe, übertraf jede Vorstellungskraft", sagt Deluca amüsiert. Le Thi Thu Thuy, Vizepräsidentin der VinGroup und Vorsitzende von VinFast, erklärt, dass zur Realisierung des Projektes eine Investition von fast 3,5 Milliarden Dollar getätigt worden sei.


Neue Automarke VinFast

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Angesichts dieser Summe handelt es sich wohl um das finanziell am besten ausgestattete Start-up in der Automobilbranche in den vergangenen zehn Jahren. Die Mitarbeiter kommen aus der ganzen Welt, viele aus Europa, Australien und Mexiko. Bereits am 1. September 2018 starteten 200 Mechatroniker ihre Ausbildung im firmeneigenen Trainingscenter. Die Ausbildung dauert zweieinhalb Jahre. Zwar sind bei der Werksbesichtigung noch teilweise große leere Hallen zu sehen, doch einige Arbeitsbereiche wie eine vollautomatisierte Lackiererei und die Produktion mit Roboter-Unterstützung sind bereits in der Endphase. Starke Partner wie BMW und Magna bringen die neueste Technologie ins Land.

Die ersten beiden Serienfahrzeuge von VinFast zeigen die Markenphilosophie "vietnamesisch – Stil – Sicherheit – Kreativität – wegweisend" durch eine Designsprache, die mit dem weltberühmten Pininfarina-Team entwickelt wurde. Die beiden Modelle – eine Limousine und ein SUV – werden am 2. Oktober 2018 auf dem Pariser Automobilsalon ihre Weltpremiere feiern. Die Designer von VinFast und Pininfarina entwarfen zeitlose Fahrzeuge: Eine lange Motorhaube, ein klassischer Kofferraum und horizontale Karosserie-Linien schaffen eine elegante Note für den Viertürer. Das SUV tritt dank muskulöser Motorhaube und kühn gezeichneten Linien  sportlich auf. Unverwechselbar ist das Chrom-V-Emblem in der Mitte des Kühlergrills. Auf der rechten Seite befindet sich zudem eine Chromschiene, die sich mit den LED-Tagfahrlichtern zu einem kursiven F-Motiv verbindet und die zweite Silbe von VinFast darstellt.

Demokratischer Design-Prozess

Der Newcomer bricht mit vielen Regeln der traditionellen Automobilentwicklung – das gilt auch beim der Fahrzeuggestaltung. So hatten die Vietnamesen die Möglichkeit, die Styling-Richtung bereits zu Beginn des Designprozesses festzulegen. Mehr als 62.000 Personen stimmten über 20 Skizzen von vier italienischen Autodesignschmieden ab. Ausgehend von den erfolgreichen Konzepten von ItalDesign wurden die Designs der Autos von Pininfarina entwickelt und vervollständigt. Die ersten VinFast-Modelle können damit getrost als nationale Produkte angesehen werden.

Chairman Pham hat sich zum Ziel gesetzt, VinFast zu einer globalen Marke zu entwickeln. Es ist von Firmenseite nicht bestätigt, wie lange die Fahrzeuge ausschließlich in Vietnam verkauft werden. Jedoch gilt es als sehr wahrscheinlich, dass der Hersteller bereits im Jahr 2021 damit beginnen wird, Autos im ASEAN-Gebiet zu exportieren, darunter China – vielleicht der größte und wettbewerbsfähigste Markt für den vietnamesischen Hersteller. Ob sich der Neuling in etablierten Automobil-Nationen wie Japan und Südkorea durchsetzen kann, ist fraglich. Aber VinFast wird mit den Argumenten punkten, die die junge Marke definieren: deutsche Ingenieurskunst, italienisches Design und hochwertige Qualität. Eines steht jetzt schon fest: Mit seinem Debüt in Paris wird VinFast der erste Automobilhersteller Vietnams sein, der an einer großen internationalen Automesse teilnimmt.

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KOMMENTARE


Rudi S.

21.09.2018 - 15:30 Uhr

Es gibt wohl kaum ein Wort wie Premium, das häufiger in der Automobilindustrie missbraucht wird. Mittlerweile sind alle Marken ihrer Aussage nach Premium und dennoch wird mehr Schrott als je zuvor produziert! Soll doch erstmal der Beweis für Premium - und dfas zu einem akzeptablen Preis - erbracht werden, dann ist dieses Wort gerechtfertigt. Das sollten sich aber leider alle, auch die deutschen Hersteller auf die Fahne schreiben.


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