Opel ist im PSA-Konzern federführend für die Entwicklung künftiger leichter Nutzfahrzeuge verantwortlich. Das erste gemeinsame Produkt kommt in Form des Combo Cargo gerade in den Handel. Wir sprachen mit Unternehmenschef Michael Lohscheller im Vorfeld der IAA Nutzfahrzeuge über die Rolle der Rüsselsheimer.
Der PSA-Konzern hat Opel zum Entwicklungsführer für leichte Nutzfahrzeuge gemacht. Was bedeutet das für die Marke?
Michael Lohscheller: Damit übernimmt das Engineering Center in Rüsselsheim eine noch bedeutendere Rolle im globalen Forschungs- und Entwicklungsverbund – und deutsche Ingenieurskunst kommt dem gesamten Konzern zugute. Mit dieser Entscheidung erhalten wir die weltweite Verantwortung für die Entwicklung von LCV-Plattformen und -Modulen für die gesamte Groupe PSA, von der Vorausentwicklung bis zur Serienreife. Dies ist eine große Chance. Denn das LCV-Geschäft wächst stark und hat für uns eine große strategische Bedeutung.
…die, bei den Margen im Nutzfahrzeuggeschäft auch gut für die Kasse ist?
M. Lohscheller: Absolut. Besonders wenn man sich anschaut, dass wir in der Vergangenheit die leichten Nutzfahrzeuge von anderen Herstellern bezogen haben. Das machen wir nun nicht mehr. Unser bisheriges Volumen ist noch sehr gering, aber der Markt für leichte Nutzfahrzeuge in Europa wächst stetig, sowohl für die Pkw- als auch die Cargo-Varianten. Allein im Van-B Segment wurden in Europa 2017 rund 850.000 Einheiten verkauft. Das ist für uns eine große Volumen-, aber zugleich auch eine Gewinnchance.
Welche Rolle spielt hier der neue Combo?
M. Lohscheller: Der Combo ist für uns eine sehr wichtige Modellneuheit. Die fünfte Generation basiert auf einer gemeinsamen Plattform des Konzerns. Darüber hinaus haben wir erstmalig einen völlig neuen Entwicklungsansatz gewählt, denn die Basis des Combo wurde als Pkw konzipiert.
Was heißt das konkret?
M. Lohscheller: Sie wurde von Beginn an nach Pkw-Maßstäben und nicht – wie in der Vergangenheit – zunächst als Nutzfahrzeug entwickelt. Aufgrund dieses Ansatzes verfügt die neue Combo-Generation über ein sehr hohes Komfort- und Technologie-Niveau. Davon profitieren nicht nur Familien in der Pkw-Version Combo Life, sondern auch Gewerbetreibende im Combo Cargo. Er ist vollgepackt mit zahlreichen Fahrassistenz- und Sicherheitssystemen, insgesamt gibt es 19 solcher Funktionen, vom adaptiven Geschwindigkeitsregler bis zum Head-up-Display.
Opel Combo Nfz (2019)
BildergalerieAktuell müssen Sie in der nächsthöheren Klasse noch auf eine Renault-Architektur zurückgreifen, während ihre PSA-Partner mit Toyota kooperieren. Wann wird sich das ändern?
M. Lohscheller: Natürlich spielt auch das D-Segment eine wichtige Rolle in unserer LCV-Wachstumsoffensive, und es wird bei Opel selbstverständlich noch mehr Bewegung bei den "Light Commercial Vehicles" geben. Im Rahmen unseres Plans PACE! haben wir die nächste Generation des Vivaro angekündigt, die unser Modellportfolio bereits ab nächstem Jahr bereichern wird. Gebaut wird der neue Vivaro in unserem englischen Werk in Luton. Da zeigt sich erneut die Kraft des Konzerns, denn dort werden künftig alle Fabrikate für Vauxhall, Opel, Peugeot und Citroën produziert.
Gerade auf die kleinen Nutzfahrzeuge, mit ihren urbanen Einsatzgebieten, kommen ja in Zukunft immer strengere Emissions-Anforderungen zu…
M. Lohscheller: Vom Grundsatz her wird Opel daher elektrisch. Das haben wir im PACE!-Plan sehr klar zusammengefasst. Wir werden bis 2020 vier elektrifizierte Angebote auf dem Markt haben. Bis 2024 werden wir sogar komplett elektrifiziert sein. Das heißt, wir werden dann in jeder Modellreihe eine elektrifizierte Version haben.
Das heißt aber nicht unbedingt batterieelektrisch? Es kann auch ein Hybrid sein?
M. Lohscheller: Genau. Wir legen unseren Fokus auf rein elektrische Fahrzeuge und Hybride. Ich kann Ihnen schon zwei Beispiele nennen: Rein elektrisch wird zunächst unser Kleinwagen Corsa kommen und den Grandland X bieten wir in nicht allzu ferner Zukunft als Plug-in-Hybriden an.
Das batterieelektrische Angebot müsste aber auch relativ schnell die leichten Nutzfahrzeuge umfassen, denn es drohen ja innerstädtische Fahrverbote.
M. Lohscheller: Das Thema Elektrifizierung der leichten Nutzfahrzeuge spielt eine große Rolle für uns. Wir bereiten uns entsprechend vor und werden hier 2020 starten. Ich möchte es aber jetzt noch nicht exakt auf die einzelnen Fahrzeuge runterbrechen.