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Turboloch in China: Autobauer-Wettrennen unter neuen Vorzeichen

27.07.2015 16:40 Uhr
Toyota, Volkswagen und General Motors liegen dicht beieinander im Kampf um die Krone der Autohersteller. Kann nun die jüngste Flaute auf dem weltgrößten Automarkt China das Rennen des Trios neu ordnen?
© Foto: vege - Fotolia/Toyota/Volkswagen/GM/AHO-Montage

Toyota, Volkswagen und General Motors liegen dicht beieinander im Kampf um die Krone der Autohersteller. Kann nun die jüngste Flaute auf dem weltgrößten Automarkt China das Rennen des Trios neu ordnen?

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Von Heiko Lossie, dpa

Daheim strahlt die Welt für Volkswagen. Von zehn hierzulande neu zugelassenen Autos kamen im ersten Halbjahr vier aus dem VW-Konzern. Doch mit Blick in die Ferne wird es ungemütlicher für die Wolfsburger: Ihr stärkstes Zugpferd China bereitet Sorgen. Die enorme Abhängigkeit von dem lange brummenden Riesenreich schob den VW-Konzern gen Weltspitze - und könnte nun den Endspurt bremsen. 

Denn VW schwächelt im globalen Wettkampf umso mehr, je weiter es in die Ferne geht. Von China abgesehen hat Volkswagen in Übersee Defizite im Rennen mit den größten Autobauern General Motors (USA) und dem Noch-Branchenprimus Toyota (Japan). Lange überdeckte die VW-Stütze China dieses Ungleichgewicht in der Ferne. Doch auf dem weltgrößten Automarkt wachsen die Bäume nicht mehr in den Himmel. Die China-Verkäufe zum Halbjahr liegen bei Volkswagen vier Prozent im Minus. Dabei entfällt ein gutes Drittel des Konzernabsatzes auf China. Auch daher ist die weltweite VW-Auslieferungsbilanz zum Halbjahr negativ.

Der Gesamtmarkt China war im Juni erstmals seit Jahren im Minus. Für Branchenkenner wie Stefan Bratzel war das absehbar: "Die Frage ist, ob die Verkaufsrückgänge nur eine vorübergehende Delle sind oder ob sich das länger zieht." China befinde sich im Übergang vom boomenden zu einem zunehmend moderat wachsenden Markt. Auch Experte Peter Fuß, Partner beim Beratungsriesen Ernst & Young (EY), sagt: "Ich sehe in China keine Zäsur." Auf einem hohen Niveau fielen die zweistelligen Wachstumsraten nun zwar auf einstellige Werte. "Das war aber auch zu erwarten, da dieses Land exorbitant schnell wächst. Und jetzt ist Innehalten geboten, damit dieser Markt nicht anfängt, zu überhitzen." 

"Neue Normalität" in China

Fuß, der seit vielen Jahren die Autobauer in Strategiefragen berät, gibt zu bedenken, dass in China zuletzt auf 1.000 Einwohner erst rund 60 Autos kamen, in westlichen Industriestaaten dagegen schon locker mehr als 500. "Das zeigt das immense Potenzial und stimmt positiv." VW-China-Vorstand Jochem Heizmann spricht von "neuer Normalität". Sie ändere nichts am Kurs der Wolfsburger, die in China schon heute rund 20 Fabriken haben und noch mehr planen. "Wir könnten mehr verkaufen, wenn wir mehr Kapazitäten hätten", sagte Heizmann diesen Frühling. 

Dennoch zeigt jede China-Delle, wie verwundbar der Konzern dort wegen seiner schieren Größe ist. Und es offenbart offene Flanken anderswo. Nach China sind die USA, Europa und Japan die weltgrößten Automärkte - also vor allem die Heimatgefilde von GM und Toyota. Eine Auswertung von EY zeigt zudem: Die ärgsten VW-Konkurrenten punkten öfter im fremden Revier gegen die dortigen Platzhirsche als die Wolfsburger. 

So hat GM 2014 daheim in den USA 30 Prozent vom Markt gehabt, Toyota daheim in Japan 23 Prozent und Volkswagen in Westeuropa 30 Prozent - im Groben also annähernd ähnlich hohe Werte. Doch im Territorium der jeweils anderen wendet sich das Blatt: Volkswagen hat in den USA nur sechs Prozent Marktanteil, in Japan gar nur ein Prozent. Besonders VW-Pkw tut sich schwer in den Staaten. "In den letzten zehn Jahren sind die Ergebnisse der Pkw-Kernmarke in den USA in der großen Mehrheit in den roten Zahlen gewesen", sagt NordLB-Analyst Frank Schwope.

Toyota in den USA stark

Weltmarktführer Toyota hält dagegen auf dem weltweit zweitgrößten Markt USA satte 23 Prozent und in Westeuropa immerhin fünf Prozent. Dort kommt GM auf neun Prozent, ist dafür aber in Japan fast unsichtbar. Toyota ist in den USA sogar so stark, dass sie hinter Ford auf Platz drei liegen. Damit halten die Japaner einen Top-Drei-Platz im Revier eines der Rivalen - das schafft sonst keiner in dem Trio. In Japan folgen Asiaten (Honda, Suzuki), in Europa Franzosen (PSA, Renault). 

Im Rennen um die Autobauerkrone, die Volkswagen bis 2018 anpeilt, trifft also in der Tendenz eine China-Schwäche vor allem VW und GM - die Amerikaner machen ein Drittel ihrer Verkäufe im Reich der Mitte. Weltmarktführer Toyota dagegen spielt der US-Boom in die Karten. Dennoch könnte der bisherige Rückstand in China sich schließlich für Toyota rächen. Das politische Verhältnis zwischen Japanern und Chinesen ist belastet, was das Verkaufen erschwert. Hingegen könnte VW langfristig seinen Vorsprung im bevölkerungsreichsten Land der Erde also auskosten - wenn es weiter rund läuft. 

Elektroautos und Internethandel

Doch dabei geht es nicht nur um Fabrikkapazitäten. Ein Thema sind Elektroautos mit Null-Emissionen, die in Chinas abgasbelasteten Metropolen viel schneller eine Zukunft haben könnten als etwa in Europa oder den USA. "In China kann der Punkt sehr schnell kommen, an dem die Regierung den Schalter umlegt und örtlich nur noch Null-Emission-Fahrzeuge zulässt", sagt EY-Automann Fuß. Er sieht weitere Herausforderungen, die China speziell machten. Dazu zählten die geringere Markenbindung der chinesischen Autokäufer, die wachsende Bedeutung der Geschäfte mit Wartung und Reparatur oder der stark internetgetriebene Vertrieb

"Das Internet durchdringt die Mobilitätswelt in China dynamischer als anderswo", sagt auch Fachmann Bratzel. Schon 650 Millionen Chinesen haben Smartphones. "Ganz anders als etwa in Deutschland läuft bereits ein hoher Anteil der Verkaufsanbahnung in den Autohäusern über das Internet, bis hin zum Abschluss." Auch internetbasierte Services wie zum Beispiel taxiähnliche Fahrdienste schössen durch die Decke.

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KOMMENTARE


Michael Kühn

27.07.2015 - 18:22 Uhr

"Neue Normalität" in China"Wir könnten mehr verkaufen, wenn wir mehr Kapazitäten hätten", sagte Heizmann diesen Frühling. - Ach ja, glaubte er wirklich selber an seine Worte ???? -Wenn von Kaufzurückhaltung in China gesprochen wird ? - "Auch Experte Peter Fuß, Partner beim Beratungsriesen Ernst & Young (EY), sagt: "Ich sehe in China keine Zäsur." Auf einem hohen Niveau fielen die zweistelligen Wachstumsraten nun zwar auf einstellige Werte. "Das war aber auch zu erwarten, da dieses Land exorbitant schnell wächst. Und jetzt ist Innehalten geboten, damit dieser Markt nicht anfängt, zu überhitzen." - och nee, wie GENIAL dieser WEITBLICK; - MAN KANN NIEMALS DIE EIGENE KULTUR MIT EINER ANDEREN DIREKT VERGLEICHEN ! - Wer es dennoch tut, glaubt an den Weihnachtsmann ... - China wird die eigene Autoproduktion explizit vorantreiben und staatlich fördern, wer diese zwangsläufigen Gegebenheiten nicht sieht, dem ist nicht mehr zu helfen!!! Mit einem Grüßle von meiner "Glaskugel" MK


hwb

28.07.2015 - 22:21 Uhr

Gut, dass wir Herrn Kühn mit seiner Glaskugel haben, ich frage mich allerdings, warum die Industrien so viel Geld für Beraterfirmen, Gutachten und Experten ausgeben, wenn sie doch einfach im autohaus die Kommentare eines gewissen Kenners der Materie mit Glaskugelweitblick für ihre Zukunftsentscheidungen nachlesen könnten. Moin moin lieber Herr Kühn, ich habe wirklich nichts gegen Bayern im allgemeinen, nur gegen einen speziellen, der ständig mit seinem Glaskugelwissen herumprollt. Machen Sie weiter so, dann wird sich außer Ihnen bald keiner mehr hier mit Kommentaren melden, vieleicht ist auch das ist ein erstrebenswertes "Alleinstellungsmerkmal" für Ihr EGO.


Steffen Reinhard

29.07.2015 - 05:41 Uhr

Als jemand de Vorort tätig ist hören sich die Einschätzungen der Experten sehr geschönt an.Die Fakten sind jedoch:Preiswettkampf in den meisten Segmenten i.e. viele westliche Marken (VW, Ford, GM, aber auch Jaguar Landrover) haben ihre Preise um 50T¥ (ca. 7.3T€) oder mehr gesenkt Das Wettbewebsrecht passt sich der europäischen GVO an und der Teilemarkt ist bereits geöffnet und wartet nur auch die Hersteller-unabhängigen Ketten bzw. den Internetplattformen von Alibaba und Co.Die ca. 110 lokalen Marken/Hersteller werden von den Provinzregierungen unterstützt und eine notwendige Konsolidierung findet bis dato nicht statt;Experten prognostizieren Produktionsüberkapazitäten in China im Jahr 2018 von ca. 12 Millionen Fahrzeugen - dies bei einem Markt heute von 19.5 Millionen;Vielen Händlergruppen fehlt es bereits heute an Liquidität um dem Bevorratungsdruck der Hersteller standzuhalten und daher stützen die Hersteller ihr Handelsnetz mit "Sonderboni" etc.Trotz der Bedeutung des chinesischen Marktes für das eigene Konzernergebnis, haben die meisten westlichen Hersteller keine nachhaltige Strategie. Diese is jedoch notwendig um nicht nur auf die aktuellen Herausforderungen zu reagieren, sondern für die rasant aufkommenden Trends gewappnet zu sein.So wird es in sehr naher Zukunft hier E-Fahrzeuge eines lokalen Herstellers geben die es dem Anbieter erlauben Ihnen folgende Kurznachricht (WeChat) zu senden: Ihr Tankinhalt nähert sich der Reserve, wenn Ihr Fahrzeug die nächste Zeit an dem jetzigen Standirt verbleibt, schicken wir unser Tanfahrzeug vor Ort und betanken ihr Fahrzeug und Sie bezahlen per Handy.Wer hier nicht rechtzeitig eine Strategie entwickelt und Partnerschaften eingeht schaut hinterher und es verbleibt Mobilität, à la GM's Wuling, für die Landbevölkerung anzubieten - aber auch dafür Bedarf es den geeigneten Produkten ...Also, hier in China ist sehr viel Dynamik im Markt und es bieten sich sehr viele Chancen für diejenigen die strategisch denken und schnell handeln!


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