Im Ringen um Opel lässt der US-Autoriese General Motors (GM) Bund und zehntausende Beschäftigte weiter im Ungewissen. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist zunehmend verärgert, dass sich die GM-Spitze in Detroit immer noch nicht zwischen den Bietern RHJI und Magna entscheiden will. Nun dringt die Kanzlerin auf Fortschritte in dieser Woche. "Jeder Tag zählt, sowohl für die Arbeitnehmer dort als auch für die ökonomische Situation", sagte Merkel im ZDF-Sommerinterview. In einem Telefonat mit seiner US-Kollegin Hillary Clinton machte Außenminister Frank-Walter Steinmeier deutlich, dass "nach vielen Monaten der intensiven Verhandlungen jetzt die Zeit der Entscheidung gekommen" sei. GM schiebt das Thema seit Wochen vor sich her. Auch am Freitagabend wollte sich der GM-Verwaltungsrat nicht auf einen bevorzugten Bieter festlegen. "Der Verwaltungsrat war nicht in der Lage, eine Entscheidung zu fällen", sagte ein GM-Sprecher am Abend. "Es sind einfach noch zu viele Fragen offen." Aus Konzernkreisen verlautete, GM wolle von der Bundesregierung weitere Details über die staatliche Hilfe anfordern. Wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr, sollen die Gespräche mit GM Anfang dieser Woche fortgesetzt werden. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg verlangte, GM müsse die Verhandlungen "so schnell wie möglich" wieder aufnehmen. "Keiner der Beteiligten sollte ein Interesse daran haben, dem Vorwurf kühler Verhandlungstaktiererei ausgesetzt zu sein", sagte er der "Welt am Sonntag". Steinmeier spricht mit Clinton Wie das Auswärtige Amt mitteilte, mahnte Steinmeier in dem Gespräch mit Clinton "schnellstmöglich" eine Entscheidung an, "die die Zukunft aller Opel-Standorte sowie die nachhaltige Sicherung möglichst vieler Opel-Arbeitsplätze in Deutschland" sichere. Clinton habe zugesagt, "den Standpunkt der Bundesregierung innerhalb der amerikanischen Administration zu kommunizieren". Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder mit Opel-Werken hatten sich massiv für Magna eingesetzt. Magna will gemeinsam mit russischen Partnern 55 Prozent der neuen Opel-Gesellschaft übernehmen. 35 Prozent der Anteile würden im Besitz von GM bleiben, zehn Prozent würden die Beschäftigten übernehmen. Nach Angaben aus Verhandlungskreisen hat GM weiterhin Bedenken gegen Magna, weil man den Verlust von Know-How an die russischen Partner von Magna und zu geringe Zugriffsmöglichkeiten auf das neue Opel-Unternehmen ("New Opel") fürchtet.
Tauziehen: GM spielt bei Opel weiter auf Zeit
Die deutsche Politik ist zunehmend verärgert, dass sich die ehemalige Konzernmutter immer noch nicht zwischen den Bietern RHJI und Magna entscheiden will. Nun droht Opel auch wieder der Gang in die Insolvenz.