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Streitthema: Motorradlärm spaltet Deutschland

04.09.2020 12:23 Uhr
Streitthema: Motorradlärm spaltet Deutschland
Lärmende Motorräder sind für rund die Hälfte der Bundesbürger ein Problem.
© Foto: picture alliance/imageBROKER/Thomas Schneider

Für die einen sind Motorräder der Inbegriff von Freiheit: draußen sein, schnell sein, die Kraft des Motors spüren. Für die anderen stört das Motorengedröhne die Erholungszeit auf Terrasse und Balkon. Sollte die Politik eingreifen, wie der Bundesrat das will?

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Das Streitthema Motorradlärm spaltet Deutschland. Für die Hälfte der Bundesbürger sind lärmende Motorräder ein Problem. Insgesamt 48 Prozent ärgern sich über Motorrad-Geräusche, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ergab. Demnach fühlen sich 18 Prozent der Bundesbürger "sehr gestört", "eher gestört" sagen 30 Prozent. Dagegen fühlen sich "eher nicht gestört" 28 Prozent - und dass sie "gar nicht gestört" werden, sagen 18 Prozent.

Schon seit Wochen sorgt das Thema für Zündstoff. Anlass war eine Initiative des Bundesrats. Die Länderkammer hatte Mitte Mai eine Entschließung gefasst. Darin hieß es, es gebe "dringenden Handlungsbedarf, für besondere Konfliktfälle Geschwindigkeitsbeschränkungen und zeitlich beschränkte Verkehrsverbote an Sonn- und Feiertagen aus Gründen des Lärmschutzes zu ermöglichen. "Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, die hierzu einschlägigen Regelungen anzupassen."

Das löste Demonstrationen mit Tausenden Motorradfahrern aus, die Fahrverbote fürchteten. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) stellte sich auf die Seite der Biker: "Wir haben ausreichende, geltende Regeln", sagte er wiederholt. Und: er werde die Beschlüsse des Bundesrats nicht umsetzen. Das Ministerium bekräftigte nun, die Straßenverkehrsbehörden vor Ort hätten bereits jetzt die Möglichkeit, die Benutzung bestimmter Straßen oder Straßenstrecken zu beschränken oder den Verkehr umzuleiten.

Motorradlärm bleibt Reizthema

Dennoch bleibt der Motorradlärm ein Reizthema. Laut Umfrage finden insgesamt 39 Prozent der Befragten, dass die Politik mehr tun sollte, Dass die Politik weniger oder gar nichts unternehmen sollte, meinen 22 Prozent. Dass die aktuellen Regeln weiter gelten sollten, finden 26 Prozent.

Gefragt nach den passenden Maßnahmen gegen Motorradlärm befürworten 50 Prozent härtere Strafen für Tuning, wenn das Motorrad durch diese Eingriffe erheblich lauter wird. 44 Prozent sind für ein Verbot des sogenannten Sound-Designs, mit dem Fahrer die Geräuschkulisse ihres Fahrzeugs selbst einstellen können. Das Festlegen eines Geräusch-Maximalwerts für alle Neufahrzeuge, der etwa dem Geräusch eines Rasenmähers entsprechen würde, halten 38 Prozent für richtig.

Das Bundesverkehrsministerium erklärte, auch für das Tunen von Motorrädern gälten bereits wirksame Bußgelder: Habe ein Fahrzeug eine nicht genehmigte oder unzulässig veränderte laute Schalldämpferanlage, erlösche die Betriebserlaubnis des Fahrzeugs.

Fabrikneue Motorräder und Sportwagen unnötig laut

Erst vor kurzem schaltete sich auch das Umweltbundesamt in die Debatte ein: Nach einer Studie sind verschiedene fabrikneue Motorräder und Sportwagen unnötig laut. Sie erfüllten zwar die Zulassungsvorschriften, seien aber außerhalb der Prüfbereiche drastisch lauter, teilte die Behörde mit. Erreicht werde diese "Soundkulisse" mit Hilfe von Klappen und zum Teil auch Lautsprechern im Abgasstrang. "Der Lärmschutz und die Nöte lärmgeplagter Bürgerinnen und Bürger kommen dabei unter die Räder", beklagte UBA-Präsident Dirk Messner. Nötig sei eine Pflicht für Hersteller, Motorräder und Autos so leise zu bauen, wie der Stand der Technik es zulässt. "Unnötiger Lärm ab Werk ist auf der Straße nicht akzeptabel und belastet Gesundheit und Nerven aller."

In der Umfrage sagen 37 Prozent der Befragten, dass der Polizei erlaubt werden solle, Motorräder bei gravierenden Lärmüberschreitungen sofort sicherzustellen. Den geringsten Zustimmungswert (23 Prozent) gibt es für die Idee, streckenweise Motorrad-Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen zu verhängen, etwa in beliebten Ausflugsgegenden. Doch wären verschärfte Vorschriften gegen laute Motorräder tatsächlich durchsetzbar? "Bestimmt" oder "wahrscheinlich" sagen 33 Prozent, fast ebenso viele (30 Prozent) sagen "bestimmt nicht" oder "wahrscheinlich nicht".

Dass sie selbst Motorrad fahren, sagten in dieser Umfrage fünf Prozent der Teilnehmer. Weitere zehn Prozent sind nach eigenen Angaben früher Motorrad gefahren, sechs Prozent haben einen Motorradfahrer im eigenen Haushalt. (dpa)

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KOMMENTARE


Josef Weyrich

04.09.2020 - 20:20 Uhr

Sicherlich mehr als 90 % der Motorradfahrer können ihre Tour mit moderatem Sound genießen. Die restlichen maximal 10 % Heizer belästigen bei ihrer sonntäglichen Raserei tausende Menschen. Der infernalische Lärm macht nur diesen Wenigen Spaß - zulasten der Gesundheit ihrer Mitmenschen. Hier muss der Gesetzgeber der ganz überwiegenden Mehrheit der Betroffenen helfen und rigorose Vorschriften erlassen.


Hansi

05.09.2020 - 10:49 Uhr

Wieso Motorradlärm? Die teilweise legal "getunten" PKW von jungen und alten Profilneurose Kranken stören mich als Motorradfahrer auch! Der Trend illegale Vorschalldaempfer in PKW einzubauen um beim Schalten eine Verbrennung im Auspuff zu erzeugen nervt auch!Wenn die Polizei nicht in der Lage oder Willens ist dies ausreichend zu kontrollieren, sollte die Gewerbeaufsicht die Verkäufer dieser Dinge überprüfen und bestrafen.Wahrscheinlich habe AMG, M und die anderen in der Lobby vertretenen Tuner was dagegen und vor allem schon was


Bernd Niedermeier

07.09.2020 - 13:21 Uhr

Es ist wie so oft eine Minderheit, welche die Dinge übertreibt - egal ob im Motorrad- oder Pkw-Bereich. Das Zurschaustellung der eigenen Besonderheit (will jetzt nicht sagen "Potenz") mit entsprechendem Lärm - ob ab Werk oder getuned - gehört abgestellt. Wenn man zB an der Leopolds. in München sitzt (oder gar wohnt), dann fällt auf wieviele sich produzieren müssen mit entsprechenden Geräuschen wo man sich denkt - "oje, kann der sich keinen neuen Auspuff leisten" usw. Ähnliches passiert sicherlich an den entsprechenden Ausflugsstrecken zu Lasten der Anwohner, die laut Lärmschutzverorndung am Sonntag nicht den Rasen mähen dürfen aber unter dem Lärm der Motorräder vielleicht gar nicht auffallen würden. Das kann man niemandem mehr begreiflich machen. Hier sollte der Gesetzgeber nochmal nachjustieren, da nicht nur ab Werk entsprechend Sounddesign getätigt wird, die vorgeschriebenen Tests aber leicht umgangen werden können - entweder ähnlich intelligent wie bei den Abschaltvorrichtungen im Dieselskandal oder per verstecktem Schalter, der die Klappen entsprechend stellt. Wirklich schade, dass die Herrschaften nur bei entsprechendem Lärm in den Genuss kommen. Ich empfehle Kopfhörer, in die der Sound eingespielt wird - dann wäre in der Umgebung Ruhe. Und nur für den Fall: Bin lange genug selbst Motorrad gefahren, konnte dem Lärm aber nix abgewinnen.


Matthias

14.09.2020 - 10:31 Uhr

Ich fahre Auto und Motorrad und bin auch der Meinung, das es mit dem Lärm zu doll geworden ist. Wer auf diese Art und Weise sein Ego füttern muss tut mir leid.Leider sind heutzutage immer wieder Minderheiten die viel Ärgernis erregen und damit den "normalen" Mitmenschen alles vermiesen. Die Polizei wird auch immer mehr abgeschafft, so das weniger Kontrollen durchgeführt werden können. Richtig wäre, wenn sich diese Lärmminderheit mal ein wenig zurücknehmen würde und Rücksicht zeigen würde. Muss denn immer alles nur durch den Staat geregelt werden, geht nichts mehr durch Einsicht und Rücksicht auf andere Mitmenschen.Wir wollen doch alle auf dem Planeten in Ruhe und Frieden miteinander leben ohne diese vielen Verbote von "OBEN".Und dann wird noch gemeckert, die machen immer nur Verbote. Fragt euch lieber mal warum, oder könnt ihr das nicht nachvollziehen?


Dieter M. Hölzel

14.09.2020 - 12:56 Uhr

Matthias, danke für Ihren lebensnahen Kommentar ! Betrachten wir uns mal das mit Corona und den Leuten die demonstrieren und in Risikogebieten " Urlaub " machen, zurück kommen und Menschen anstecken die das alles nicht tun, außer sich an die derzeitigen Regeln halten. So ist das auch mit jenen, die für ihre Selbst-darstellung und ihrem verqueren " Selbstbewusstsein " " Ofenrohre " an ihren Fahrzeugen montieren. Aber, verehrter Matthias, gegen Dummheit kämpfen auch " Götter " vergebens.


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