Trübe Aussichten trotz strahlender Sonne in Detroit: Konjunktursorgen und drohende US-Zölle auf Importwagen drücken die Stimmung bei der größten nordamerikanischen Automesse. Die deutsche Autobranche sieht die Handelspolitik der Trump-Regierung mit großer Sorge und fordert, den transatlantischen Zollstreit zu beenden.
Ansonsten ist zum Auftakt des Branchentreffens in Michigans alter Industriemetropole nicht viel los. Die Messe ist auf dem absteigenden Ast, Produktpräsentationen sind rar.
Im Fokus steht das Thema Handelsstreit. Die deutschen Autobauer zittern vor einer Eskalation des Konflikts zwischen den USA und Europa. "Die Beseitigung von Importzöllen und größtmögliche Verständigung über Regulierungen wären der richtige Weg. Davon würden beide Seiten profitieren", sagte Klaus Bräunig, Geschäftsführer des deutschen Branchenverbands VDA, in Detroit. Man sei "sehr besorgt, welche Richtung in der US-Handelspolitik seit 2017 eingeschlagen wurde".
Trumps angedrohte Strafzölle würden Autobranche stark belasten
Präsident Donald Trump, der sein Land von Handelspartnern unfair behandelt sieht, droht mit hohen Sonderzöllen auf Importautos. Das würde die Branche stark belasten. "Die Vereinigten Staaten sind neben China und Europa die wichtigste Absatzregion der deutschen Automobilindustrie", erklärte Bräunig. 2018 hätten die deutschen Hersteller auf dem US-Markt 1,34 Millionen Autos verkauft und damit in etwa ihr Vorjahresniveau und ihren Marktanteil bei acht Prozent gehalten.
Die USA sind laut VDA jedoch nicht nur als Absatzmarkt, sondern auch als Produktionsstandort bedeutend. Deutsche Hersteller seien dort wichtige Arbeitgeber, betont Bräunig: "2018 waren rund 118.000 Mitarbeiter in ihren Werken direkt beschäftigt, davon mehr als 80.000 bei unseren Zulieferern." Gegenüber dem Vorjahr sei die US-Beschäftigung der deutschen Firmen um etwa 8.000 Stellen gestiegen. "Damit leistet die deutsche Automobilindustrie einen zentralen Beitrag zum amerikanischen Wohlstand", sagte Bräunig.
Die deutschen Hersteller haben Ihre US-Produktion in den vergangenen Jahren deutlich erhöht und dem VDA zufolge 2018 rund 750.000 Pkw dort gefertigt. Über die Hälfte dieser Wagen wird exportiert und kommt der US-Außenhandelsbilanz zugute, was Trump eigentlich gefallen dürfte. Doch solche Zahlen beeindrucken ihn bislang wenig.
Im Dezember war bereits eine Delegation deutscher Automanager bei Trump, um ihn von Sonderzöllen abzubringen. Zwar wurden die Spitzen von VW, Daimler und BMW nett empfangen - ob sich Trump noch besänftigen lässt, blieb unklar. Die Zeit drängt: Derzeit läuft im Verfahren möglicher Zollerhöhungen auf Autos und Zulieferteile beim US-Handelsministerium eine Frist bis zum 17. Februar.
Die Frage, ob der Import von Autos die nationale Sicherheit beeinträchtigt
Bis dahin muss der zuständige Minister Wilbur Ross eine Einschätzung vorlegen, ob der Import von Autos und Zulieferteilen die nationale Sicherheit der USA beeinträchtigt. Danach hat US-Präsident Trump 90 Tage, um eine Entscheidung über mögliche Zölle zu treffen. Parallel dazu hält auch noch der Handelskonflikt zwischen den USA und China die Branche in Atem. Dieser hat vor allem auf dem chinesischen Automarkt schon deutliche Spuren hinterlassen.
Auch für den US-Markt selbst könnten zusätzliche Zölle auf importierte Autos und Zulieferteile große Schwierigkeiten mit sich bringen. Kommen zusätzliche Einfuhrabgaben von 25 Prozent, wie derzeit vom US-Handelsministerium in Erwägung gezogen, dann dürfte der Absatz von Autos auf dem US-Markt stärker einbrechen als in einer Rezession, schätzt der Chefökonom des US-Marktforschers Cox Automotive, Jonathan Smoke.
Die deutschen Hersteller haben sich in Detroit indes schon ziemlich rar gemacht. BMW, Mercedes, Audi und Porsche bleiben dem Event in diesem Jahr fern. Das dürfte aber eher damit zu tun haben, dass die Messe in einer tiefen Krise steckt, als dass man sich von Trumps Anti-Freihandelspolitik vergrault fühlt. Die NAIAS leidet schon seit Jahren unter Ausstellerschwund. (dpa)