Continental-Aufsichtsrat Rolf Koerfer will sein Amt niederlegen. Die Schaeffler-Gruppe in Herzogenaurach, als deren Berater der 53-Jährige tätig ist, bestätigte am Mittwoch entsprechende Medienberichte. "Herr Koerfer wird sein Amt als Aufsichtsrat zur Verfügung stellen", sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur dpa. Wann genau der Rechtsanwalt aus dem Gremium ausscheiden wird, stehe aber noch nicht fest. Koerfer ist bei vielen Conti-Aktionären und -Mitarbeitern heftig umstritten. Die Übernahme-Schlacht zwischen Schaeffler und der dreimal größeren Continental AG hatte im vergangenen Jahr für Schlagzeilen gesorgt.
Der Autozulieferer aus Hannover wollte sich zu der Personalie zunächst nicht äußern. "Wir können dazu erstmal nichts sagen", hieß es. Dagegen betonten die Herzogenauracher, dass Koerfer der Eigentümer-Familie um Maria-Elisabeth Schaeffler auch künftig "in allen gesellschaftsrechtlichen Fragen" zur Verfügung stehen wird. Ihr Sohn Georg lobte die Arbeit des bisherigen Conti-Aufsehers: "Herr Koerfer hat in einer schwierigen Phase in hervorragender Weise die Weichen für eine konstruktive Zusammenarbeit der Unternehmen gestellt." Er sei dankbar dafür, dass sich der Jurist trotz harscher Kritik dieser Aufgabe gewidmet habe.
Koerfer selbst ließ mitteilen, seine Entscheidung solle zu einer Rückbesinnung auf "Sachfragen" im Aufsichtsrat beitragen. Vorwürfe, wonach seine parallele Beschäftigung als Schaeffler-Berater und Conti-Kontrolleur Interessenkonflikte heraufbeschworen habe, seien "falsch und haltlos". Über die Nachfolge sollen nun Gespräche mit Conti-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle geführt werden.
Auseinandersetzungen um Koerfer
In den vergangenen Monaten war es bei Aufsichtsratssitzungen immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern Koerfers gekommen. Im Zuge der vorerst gescheiterten Fusion hatte sich Schaeffler stark verschuldet. Der Einstieg des fränkischen Familienunternehmens sorgte in weiten Teilen der Conti-Belegschaft für Unmut. Auch Conti sitzt auf beträchtlichen Verbindlichkeiten.
Im laufenden Geschäft ging es bei den Hannoveranern zuletzt aber wieder aufwärts. Nach massiven Verlusten im Krisenjahr 2009 erreichte Conti in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mit einem operativen Ergebnis von mehr als einer Milliarde Euro wieder das Vorkrisenniveau von 2008. Bei Schaeffler stand nach den ersten beiden Quartalen ein Verlust von 260 Millionen Euro in den Büchern. Die Franken wollen trotz des hohen Schuldenbergs einen weiteren Anlauf zur Conti-Übernahme starten. (dpa)