Volkswagen sieht sich in seiner Elektroauto-Fabrik in Zwickau mit Rassismusvorwürfen konfrontiert. Zur Güteverhandlung am Arbeitsgericht Zwickau seien beide Seiten jedoch wie angekündigt nicht erschienen, informierte Gerichtsdirektor Otto Neff am Montag. Daher ruhe das Verfahren nun. Hintergrund ist dem Vernehmen nach ein aktuelles Bewerbungsverfahren, über das der Betroffene wie von ihm angestrebt an einen VW-Standort nach Niedersachsen wechseln könnte.
Ein Mitarbeiter, der aus Ägypten stammt und laut seinem Anwalt seit vielen Jahren in Deutschland lebt, hat Klage auf Schmerzensgeld erhoben, weil er von Kollegen rassistisch gemobbt worden sein soll. So hätten Kollegen unter anderem in seiner Gegenwart Affenlaute von sich gegeben und ihn einer Kollegin gegenüber mit dem sogenannten N-Wort tituliert. Mit dem Begriff "N-Wort" wird heute eine früher gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben. Die Vorwürfe waren vor rund einem Jahr in der "Leipziger Volkszeitung" öffentlich geworden.
Wechsel an anderen Standort gestaltete sich bislang schwierig
Aktuell sei sein Mandant krankgeschrieben, sagte Rechtsanwalt Dogukan Isik. VW habe ihm eine Abfindung von knapp 44.000 Euro bei Beendigung des Jobs angeboten. Er wolle aber weiter arbeiten, nur an einem Standort in Westdeutschland. Eine normale Versetzung ist laut VW blockiert, weil die Standorte Zwickau, Chemnitz und Dresden zur Volkswagen Sachsen GmbH gehören und nicht zur Volkswagen AG. VW selbst hatte betont, Rassismus habe keinen Platz im Unternehmen und jedem Hinweis werde nachgegangen. Doch habe der Betroffene keine Namen genannt.
Das Werk Zwickau ist im VW-Konzern Vorzeigefabrik für Elektroautos. Dort werden inzwischen auch Modelle für Audi und die Seat-Tochter Cupra gefertigt. Volkswagen hat das Werk mit rund 9.000 Beschäftigten dazu für rund 1,2 Milliarden Euro umgebaut. Von "Europas größter Elektrofahrzeugfabrik" ist die Rede.