Die Übernahme des Autobauers Opel kommt nach Einschätzung des Käufers PSA ohne Probleme voran. "Bisher läuft es sehr gut", sagte PSA-Konzernchef Carlos Tavares am Mittwoch in Paris. "Ich bin sehr zuversichtlich über die Art und Weise, diese Arbeit abzuschließen." Der Chef des französischen Autokonzerns mit den Marken Peugeot, DS und Citroën wiederholte frühere Ansagen, wonach das sogenannte Closing der Verträge bis zum Jahresende abgeschlossen werden solle.
Vor der Übernahme glänzt PSA mit guten Geschäftszahlen. Im ersten Halbjahr kletterte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fünf Prozent auf 29,2 Milliarden Euro. Den operativen Gewinn aus dem laufenden Geschäft steigerte der Autobauer dank teurer neuer Modelle und großer SUV um 11,5 Prozent auf 2,04 Milliarden Euro."Wir haben die Entwicklung in allen Sparten verbessert", sagte Finanzchef Jean-Baptiste de Chatillon. Unter dem Strich – also nach Abzug von Zinsen und Steuern – fuhr PSA einen auf die Aktionäre entfallenden Gewinn von 1,26 Milliarden Euro ein (plus 3,6 Prozent).
Tavares versicherte, dass Opel aus eigener Kraft umgebaut werden solle. "Die Sanierung von Opel wird nicht von Paris aus gesteuert werden", sagte er – das müsse in Rüsselsheim gemacht werden. "Der Turn-Around-Plan wird unter die Aufsicht von (Opel-Chef) Michael Lohscheller gestellt." Tavares fügte hinzu: "Opel wird über seine Produktpalette entscheiden." Er machte gleichzeitig deutlich, dass Opel "viele Synergien" mit den Marken von PSA suchen werde.
Möglicher Kartell-Skandal: "Ich finde das beunruhigend"
Mit Blick auf Kartellvorwürfe gegen große deutsche Autobauer meinte Tavares: "Ich bin zufrieden, dass der Name Opel niemals zitiert wurde in allen Enthüllungen." Er warnte aber davor, dass die gesamte Automobilindustrie auf die Anklagebank geraten könnte. "Das Bild des Automobils verschlechtert sich in Europa. Ich finde das beunruhigend." Falls das Branchenimage schlecht sei, könnten Regelungsinstanzen und Behörden auf der öffentlichen Meinung "surfen" und Entscheidungen fällen, "die schwerwiegende Konsequenzen für die Zukunft der Autoindustrie in Europa haben könnten".
Als Opel-Käufer habe PSA von dieser Verschlechterung nichts zu gewinnen, fügte Tavares hinzu. Er wolle nach den Kartellenthüllungen nicht aggressiv gegen Branchenkonkurrenten vorgehen. "Wir planen derzeit keine besonderen rechtlichen Maßnahmen", resümierte er.
PSA übernimmt den deutschen Autobauer Opel vom US-Konzern General Motors. Die EU-Kommission hatte dem Deal Anfang des Monats ihren Segen erteilt. Die Franzosen sollen für das GM-Europa-Geschäft inklusive der britischen Opel-Schwester Vauxhall und der Finanzsparte rund 2,2 Milliarden Euro zahlen. Opel/Vauxhall beschäftigt etwa 38.000 Mitarbeiter in sieben europäischen Ländern, die Hälfte davon in Deutschland. (dpa)