Die Autoverkäufe in China, den USA und Europa dürften nach einer Studie des Branchenexperten Stefan Bratzel in diesem Jahr nur drei Prozent über dem Corona-geprägten Vorjahr liegen. "Weltweit hätten ohne die Halbleiter-Krise rund zehn Millionen Fahrzeuge mehr verkauft werden können", teilte das Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach am Dienstag mit. Der Absatz werde bis Jahresende "rund zwölf Prozent unter dem Wert des Jahres 2019 liegen".
Von Januar bis September liegen die Neuzulassungen in den sieben wichtigsten Automobilmärkten – China, USA, Europa, Japan, Brasilien, Russland und Indien – demnach mit 45,6 Millionen bereits 12,7 Prozent unter denen des Vor-Corona-Jahrs 2019. Die USA und China stünden mit einstelligen Rückgängen bisher deutlich besser als Europa, wo 24,4 Prozent weniger Fahrzeuge abgesetzt wurden als 2019.
In China wurden laut CAM bis September 16,6 Millionen Autos verkauft, zum Vorjahr ein Plus von fast 25 Prozent. "Allerdings hat die internationale Chip-Krise die positive Gesamtentwicklung insbesondere in den letzten Monaten negativ beeinflusst." Ähnlich sei es in den USA, wo die Neuzulassungen bis September mit 11,8 Millionen Fahrzeugen gut 13 Prozent über Vorjahr lagen.
In Europa ergab sich bis September ein Plus von sieben Prozent gegenüber dem schwachen Vorjahr. Für das Gesamtjahr rechnet Bratzel in Europa mit zwölf Millionen, in den USA mit 15,2 und in China mit 20,3 Millionen Neuzulassungen.
Wichtige Zulieferer dürfen nicht ins Schleudern geraten
Produktionsausfälle bei gleichzeitig hoher Nachfrage führten zwar "zu Rekordgewinnen bei vielen Automobilherstellern, die die knappen Chips vorwiegend in höherpreisige Fahrzeuge einbauen und zudem keine Rabatte gewähren müssen", erklärte Bratzel. "Auf der anderen Seite leiden vor allem die Automobilzulieferer, die nach der Menge ihrer produzierten Teile entlohnt werden." Sie seien von Produktionsstopps besonders betroffen. Autobauer sollten darauf achten, dass wichtige Zulieferer nicht ins Schleudern geraten: "Sonst könnten im nächsten Jahr wiederum wichtige Glieder der Wertschöpfungskette wegfallen und weitere Produktionsausfälle drohen."