Die Gerüchte um das Schicksal des angeschlagenen Autobauers Opel reißen nicht ab. Nach Informationen des "Wall Street Journal" hat der US-Mutterkonzern General Motors Anfang des Jahres kurz mit dem Gedanken gespielt, sein verlustreiches Europageschäft mit dem des italienischen Rivalen Fiat zusammenzulegen. Das berichtete die Zeitung in ihrer Freitagausgabe unter Berufung auf eingeweihte Personen. Die Firmen selbst lehnten einen Kommentar ab. Ein GM-Sprecher sprach auf Nachfrage von "reinen Spekulationen".
Nach Angaben der Zeitung ging die Initiative für ein Bündnis von Fiat aus. Firmenchef Sergio Marchionne und GM-Chef Daniel Akerson hätten sich flüchtig über ein Zusammenkommen unterhalten, hieß es. Zu dem Zeitpunkt seien die Gespräche zwischen GM und dem französischen Hersteller Peugeot-Citroën allerdings schon weit fortgeschritten gewesen. Das amerikanisch-französische Gespann hatte in der vergangenen Woche eine Allianz für Einkauf und Fahrzeugentwicklung verkündet.
Eine Partnerschaft mit Fiat wäre ein Knaller gewesen: Nicht nur, dass GM und Fiats US-Tochter Chrysler auf dem Heimatmarkt Erzrivalen sind. Eine frühere Partnerschaft der zwei Konzerne war zudem unglücklich geendet und hatte GM viel Geld gekostet. Später wollte Fiat zu Zeiten der Wirtschaftskrise Opel kaufen, scheiterte aber. Marchionne scheint die Idee eines Bündnisses aber nie ganz aus den Augen verloren zu haben. Im Januar hatte er auf der Auto Show in Detroit erklärt, es müsse ein zweiter großer Autobauer in Europa entstehen, um VW Paroli zu bieten.
Fiat wie Opel wie Peugeot-Citroën haben das Problem, stark auf den europäischen Markt ausgerichtet zu sein, der wegen der Schuldenkrise aber schrumpft. So feilt Mutterkonzern GM gerade mit den Arbeitnehmervertretern von Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall an einem neuen Sparpaket, um in Europa aus den roten Zahlen herauszukommen. Unter Branchenexperten gilt als einziges wirklich hilfreiches Konzept, dass die betroffenen Hersteller Werke in Europa schließen, um die Produktion der Nachfrage anzupassen. (dpa)
hans hase