Gewinn verbessert, Fortschritte in China, neue Modelle: Daimler sieht sich auf Erholungskurs und schöpft Hoffnung für seine Aufholjagd gegen BMW und Audi. "Daimler geht es gut, und es wird noch besser in diesem Halbjahr – und vor allem 2014", kündigte Konzernchef Dieter Zetsche am Mittwoch in Stuttgart an. Von April bis Juni habe sich das Ergebnis im Vergleich zum Jahresstart deutlich verbessert. Ein Grund zum Ausruhen sei das aber keineswegs, sagte Zetsche.
Von 2014 an will Daimler nicht nur im Gesamtkonzern, sondern quer durch alle Sparten wieder steigende Ergebnisse vorweisen. Bei Umsatz und Absatz erwartet Daimler auch dieses Jahr einen Zuwachs. "Dazu sollte auch China beitragen", kündigte Zetsche an. Anfang 2013 hatte Daimler dort noch mit teil zweistelligen Absatzeinbrüchen zu kämpfen. Aufholen will der Konzern nun unter anderem mit der runderneuerten S-Klasse, die im Herbst in China und den USA eingeführt wird. Anfang 2014 stehen zudem die neue C-Klasse und der kompakte Geländewagen GLA in den Startlöchern.
Nach einem schwachen ersten Quartal mit einem Ergebnis-Einbruch und einer neuerlichen Gewinnwarnung sieht Zetsche den Autobauer nun wieder auf Kurs. Bei den neuen Hoffnungsträgern der kompakten A- und B-Klasse sei die Entwicklung besser als erwartet.
A-Klasse als Eroberer
Ihre Autoverkäufe wollen die Stuttgarter auch mit einer neuen Vertriebsstrategie weiter ankurbeln: Der Autobauer hatte bereits angekündigt, junge Leute unter anderem mit Online-Verkäufen und Aktionen in Innenstädten stärker ansprechen zu wollen. "Wir haben tatsächlich die Hälfte der Kunden der A-Klasse vom Wettbewerb gewonnen", sagte Zetsche. Das sei ein "ungewöhnlich hoher Wert". Der kleinste Mercedes-Benz richtet sich vor allem an eine jüngere Zielgruppe.
Aktuell bescherte der Verkauf der Anteile am Luft- und Raumfahrtkonzern EADS Daimler einen starken Gewinnsprung. Das Konzernergebnis wuchs im zweiten Quartal um 193 Prozent auf rund 4,6 Milliarden Euro. Vor Zinsen und Steuern standen 5,2 Milliarden Euro. Ohne EADS wären es allerdings lediglich gut 2,1 Milliarden Euro gewesen – das operative Ergebnis hatte im Vorjahreszeitraum noch bei rund 2,3 Milliarden Euro gelegen. Der Umsatz wuchs leicht um drei Prozent auf 29,7 Milliarden Euro. Die vorläufigen Zahlen hatte Daimler bereits vor eineinhalb Wochen vorgelegt.
Schon in der Bilanz für 2012 hatte der Verkauf von EADS-Anteilen den Konzern vor einem Gewinnrückgang bewahrt. Künftig kann Daimler allerdings nicht mehr auf solche Sondereffekte setzen: Die Schwaben haben Mitte April dieses Jahres alle verbleibenden Anteile an der Airbus-Mutter abgestoßen.
Kältemittelstreit: keine Rückstellungen in der Bilanz
Ein Streit über das Kältemittel, das Daimler in seinen Klimaanlagen verwendet, könnte den Stuttgartern jedoch Steine in den Weg legen. Hintergrund ist, dass die Schwaben ein inzwischen nur noch eingeschränkt zulässiges Kühlmittel verwenden, weil bei der Nachfolge-Substanz aus ihrer Sicht Brandgefahr besteht. Frankreich hat für bestimmte Modelle von Daimler daher einen Zulassungsstopp verhängt.
"Das ist natürlich mit Kosten verbunden", sagte Zetsche. Beziffern könne man sie derzeit aber noch nicht. Rückstellungen für mögliche Konsequenzen hat der Autobauer nach eigenen Angaben noch nicht vorgenommen. Betroffene Kunden in Frankreich bekommen vom Konzern nun alternative Autos gestellt. Die EU-Kommission und Vertreter der EU-Staaten hatten Paris vergangene Woche den Rücken gestärkt und erklärt, "Korrekturmaßnahmen" wie das Zurückziehen von Autos könnten angebracht sein. Eine endgültige Entscheidung steht aber noch aus. (dpa)
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