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Kreise: VW-Vorstand will auf Teil der Bonuszahlungen verzichten

12.04.2016 10:45 Uhr
Das Streitthema Bonuszahlungen bei Volkswagen könnte noch am Dienstag befriedet werden.

Den Großteil ihres Geldes verdienen die VW-Vorstände mit ihren Boni. Diese sind in der Diesel-Krise umstrittener denn je. Nun könnten die Manager eine wichtige Weichenstellung vornehmen.

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Von Andreas Hoenig und Heiko Lossie, dpa

Bei dem Streitthema Bonuszahlungen im VW-Konzern zeichnet sich eine rasche Lösung ab. Der Volkswagen-Vorstand will nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur freiwillig auf einen Teil seiner umstrittenen millionenschweren Prämien verzichten. Darüber beriet die Führungsetage am Dienstag, hieß es aus VW-Kreisen. Ein Vorschlag liege auf dem Tisch. Details wurden nicht bekannt, ein Sprecher in Wolfsburg wollte sich nicht äußern.

Mit dem Vorliegen eines entsprechenden Vorstandsbeschlusses könnte die VW-Aufsichtsratsspitze anschließend den Segen der Kontrolleure erteilen. Das sechsköpfige Gremium, das sogenannte Präsidium, kann sich für solche Einzelfragen auch per Telefon- oder Videokonferenz zusammenschalten. Ob eine solche Besprechung zeitnah – womöglich noch Dienstagabend oder am Mittwoch – ansteht, blieb zunächst unklar.

Aus Kreisen des Sechserzirkels verlautete mit Blick auf eine mögliche öffentliche Erklärung zu den Ergebnissen, dass es frühestens Mittwoch werden dürfte. Ende kommender Woche treffen sich alle 20 Aufseher des Konzerns zu einer Sitzung in Wolfsburg. Es ist anzunehmen, dass das VW-Präsidium das Thema Boni spätestens dann abgeräumt haben möchte.

Das Präsidium hatte sich am Montag noch nicht auf eine Linie zu den Vergütungen einigen können. Nach dpa-Informationen befürworten der Betriebsrat, das Land Niedersachsen und die IG Metall wegen des Abgas-Skandals eine Senkung der Sonderzahlungen für den Vorstand.

Winterkorn will offenbar auch verzichten

Mit Spannung wird erwartet, ob der im Abgas-Skandal zurückgetretene Konzernchef Martin Winterkorn ebenfalls bereit ist für einen Bonusverzicht. Laut "Handelsblatt" ist das der Fall. Die Zeitung berichtete dies am Dienstag unter Berufung auf sein Umfeld.

Im VW-Konzernvorstand sitzen derzeit acht Männer und eine Frau. Die Mehrheit ist erst seit kürzerer Zeit im Amt. Längere Erfahrung an der VW-Spitze haben nur Einkaufschef Francisco Javier Garcia Sanz, Audi-Chef Rupert Stadler, China-Vorstand Jochem Heizmann und der Winterkorn-Nachfolger Matthias Müller, der zuvor als Cheflenker der Stuttgarter Tochter Porsche auch im Wolfsburger Konzernvorstand saß.

Die Vergütungen des gesamten VW-Vorstands sind wegen der wechselnden Besetzungen und des schwankenden Erfolges über die Jahre nur schwer zu vergleichen. Ex-Chef Martin Winterkorn verdiente zuletzt pro Jahr inklusive seiner Arbeit beim Großaktionär Porsche-Holding fast 17 Millionen Euro. Er war lange Zeit der Spitzenverdiener im Dax. (dpa)


Hintergrund: Sockel, Anreiz, Bonus, Rente

Die Vorstände von Volkswagen verdienen Millionen - für das Jahr 2014 schüttete das Unternehmen knapp 70 Millionen Euro an das Top-Management aus. Spitzenverdiener war Winterkorn mit knapp 15,9 Millionen Euro. "Die Höhe der Vorstandsvergütung soll im nationalen und internationalen Vergleich angemessen und attraktiv sein", heißt es im Geschäftsbericht 2014. Die Höhe der Bezahlung wird jedes Jahr neu berechnet und hängt von vielen Faktoren ab. Kriterien sind etwa die persönlichen Aufgaben, die persönliche Leistung, der Erfolg und die Zukunftsaussichten des Unternehmens. Letztlich bestehen die Gehälter aus vier Komponenten: 

FIXER SOCKEL: In den Grundbetrag fließen Vergütungen für die Übernahme von weiteren Ämtern im Konzern, Sachzuwendungen und andere Leistungen wie Dienstwagen ein. Der feste Sockel ist im Verhältnis zu den variablen Gehaltsbestandteilen gering und vertraglich fixiert. 

LANGFRISTIGER ANREIZ: Der Long Term Incentive (LTI) liegt meist über dem Grundgehalt und ist erfolgsabhängig. Bezogen auf die vier Vorjahre fließen die Absatz- sowie Renditeentwicklung und die Zufriedenheit von Kunden sowie Mitarbeitern in die Berechnung ein. Der Aufsichtsrat legt die Höhe des LTI-Zielbetrags jedes Jahr neu fest. Wenn die tatsächlichen Werte höher ausfallen als angenommen, können sich Nachzahlungen ergeben. 

BONI: Die zweite variable Kategorie sind die eigentlichen Boni. «Der Bonus honoriert eine positive Geschäftsentwicklung des Volkswagen-Konzerns», heißt es im Geschäftsbericht. Maßgeblich für den Bonus ist das operative Ergebnis der vorigen zwei Jahre. Boni fließen nur, wenn VW mindestens einen Betriebsgewinn von fünf Milliarden Euro verbucht.

RUHEGEHALT: Die Altersbezüge richten sich prozentual nach der Grundvergütung und wachsen mit der Dauer der Firmenzugehörigkeit. Allen Vorständen steht im Fall einer regulären Beendigung ihrer Tätigkeit ein Ruhegehalt inklusive Hinterbliebenen-Versorgung und für die Dauer des Ruhegehaltes die Nutzung von Dienstwagen zu. Die Leistungen werden mit Vollendung des 63. Lebensjahres ausgezahlt beziehungsweise zur Verfügung gestellt. (dpa)

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KOMMENTARE


JS

12.04.2016 - 11:31 Uhr

Wie hoch sind denn die Vorstandsvergütungen bei Toyota? Toyota ist größer und erfolgreicher als VW. Wenn die Vergütungen im internationalen Vergleich angemessen und attraktiv sein sollen wäre das doch eine Meßlatte.


Michael Kühn

12.04.2016 - 12:18 Uhr

In den guten Jahren haben die "Häuptlinge" entsprechend ihre Boni erhalten. - Nun haben wir unklare Verhältnisse, und die Aktie taumelt so im Raum herum zwischen befriediegend bis schlecht ... - von daher sollte nicht über Teile eines Verzichts diskutiert werden. Eher sollten sämtliche Bonis komplett vorab zurückgestellt oder einbehalten werden. Solange noch nicht einmal klar ist, ob etwaige Arbeitsplätze wegfallen werden/müssen und die einfachen Arbeitnehmer u.U. auf evtl. kleine "Prämien" für ihre Arbeit und evtl. auch Weiteres (Urlaubsgeld usw.) mit unklaren Gegebenheiten rechnen müssen, kann an die GUT verdienenden Verantwortlichen keinesfalls ein -BONUS- ausgezahlt/geplant werden!!! -- Volkswagen steht nun eben vor Herausforderungen, die unkalkuliertbar sind !!! - Im Sinn von Gerechtigkeit und für ALLE Mitarbeiter dieses Konzerns und auch betreff Winterkorns-Boni hoffe ich, daß diese "Selbstbedienungsmenthalität ohne echten Ertragshintergrund" einmal generell überdacht wird. MK


ahelm

12.04.2016 - 14:06 Uhr

na also, bei manchen dauert der Aufwachprozess ein bisschen länger- wenn dann auch noch ein wenig Demut dazu kommt, habe ich noch Hoffnung!!!


Joseph Le Bel

12.04.2016 - 14:16 Uhr

Die fixen Bezüge deutscher Vorstände sind bereits sehr hoch. Dazu kommt noch ein Vielfaches an variablem Gehalt. Diese variable Komponente sollte erhöht werden. Das heißt, daß bei guter Leistung mehr bezahlt wird. Dann hat der variable Bestandteil auch Einfluß auf das Verhalten der einzelnen Führungskraft. Übrigens ersetzt eine leistungsorientierte Entlohnung keinesfalls eine gute Unternehmensführung. Dort zählen richtiger Einsatz von Mitarbeitern und Ressourcen wie Zeit, Geld und Material, eine richtige Strategie und eine richtige Unternehmenskultur. Die Entlohnung ist dann wichtig - aber nicht das Wichtigste.


Betroffener

12.04.2016 - 15:04 Uhr

Für gute Leistungen erhält der Vorstand Bonizahlungen in Millionenhöhe, die Anleger sollen auf Ihre Dividende verzichten, die Mitarbeiter den Gürtel enger schnallen und die Kunden und Händler sollen doch einfach sehen wie sie kommen. Die Kunden erhalten keine Informationen, die Händler werden allein gelassen - und es wird dringender um die Boni gesprochen um ja viel abzufassen und nach außen das Gesicht zu wahren und die eigentlich Betroffenen Kunden, Händler und Anleger - wen interessierts. Am Besten alle geben Ihre mit illegalen Tricks manipulierten Autos zurück - soll doch der Konzern sehen wie er aus der Krise, die mit Tatsachen gehaftet wahrlich existenzbedrohend ist, herauskommt. Vielleicht ist genau das Verhalten und die Gier, derer die die Verantwortung für den Laden und auf ganzer Linie versagt haben und jetzt Millionen Boni abfassen, genau der Antrieb all derer die genauso Schadenersatz und Strafzahlungen an den Konzern richten. Macht doch einfach den Laden zu und verteilt das übrige Geld was noch da ist. Unfassbar, welche Prioritäten gesetzt werden und mit welcher Überzeugung der Vorstand und das Management Ihre Aufgaben und die Verantwortung wahrnehmen. Legt doch zur Abwechslung mal neue Ermittlungsergebnisse vor, wer wusste wann was. bzw. schlagt den betroffenen Kunden eine Lösung vor. Aber wichtiger sind natürlich die Boni und die eigenen Taschen des Vorstandes. Hoffen wir, dass sich alle anderen Anspruchsteller und sämtliche Klagen in Vorstandsmanier genau so reichlich bedienen.


Rudi S.

12.04.2016 - 18:09 Uhr

Die Arroganz dieser "Vorstände" k.tzt einem langsam an. Dass nun zu allem Überfluss auch noch der Name Winterkorn wieder ins Speiel kommt besonders. Wenn einer im VW Konzern behauptet, dass dieser Manager (????) nichts von allem Betrug gewusst hat, der hat keine Ahnung von Strukturen im VW-Konzern - oder er leugnet die Tatsachen bewusst. Dieser Mann braucht keinen Bonus, sondern eine gepflegte Rechstverfolgung wegen millionenfachem Betrug! Staatsanwalt bitte aufwachen! Und der Rest - gibt es eigentlich Weiterschlafprämien?


RR77

13.04.2016 - 09:35 Uhr

Die Vorstände die zu 100% nichts mit dem Dieselgate zu tun haben, sollen ihre Boni bekommen. Alle anderen, die irgendetwas wussten oder wissen hätten müssen, sollen alle Boni der letzten Jahre seit der Softwaremanipulation zurückgeben. Nur eine Haftung dieser Art rechtfertigt meiner Meinung nach überhaupt die hohen Bonuszahlungen.


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