Von Andreas Hoenig und Heiko Lossie, dpa
Bei dem Streitthema Bonuszahlungen im VW-Konzern zeichnet sich eine rasche Lösung ab. Der Volkswagen-Vorstand will nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur freiwillig auf einen Teil seiner umstrittenen millionenschweren Prämien verzichten. Darüber beriet die Führungsetage am Dienstag, hieß es aus VW-Kreisen. Ein Vorschlag liege auf dem Tisch. Details wurden nicht bekannt, ein Sprecher in Wolfsburg wollte sich nicht äußern.
Mit dem Vorliegen eines entsprechenden Vorstandsbeschlusses könnte die VW-Aufsichtsratsspitze anschließend den Segen der Kontrolleure erteilen. Das sechsköpfige Gremium, das sogenannte Präsidium, kann sich für solche Einzelfragen auch per Telefon- oder Videokonferenz zusammenschalten. Ob eine solche Besprechung zeitnah – womöglich noch Dienstagabend oder am Mittwoch – ansteht, blieb zunächst unklar.
Aus Kreisen des Sechserzirkels verlautete mit Blick auf eine mögliche öffentliche Erklärung zu den Ergebnissen, dass es frühestens Mittwoch werden dürfte. Ende kommender Woche treffen sich alle 20 Aufseher des Konzerns zu einer Sitzung in Wolfsburg. Es ist anzunehmen, dass das VW-Präsidium das Thema Boni spätestens dann abgeräumt haben möchte.
Das Präsidium hatte sich am Montag noch nicht auf eine Linie zu den Vergütungen einigen können. Nach dpa-Informationen befürworten der Betriebsrat, das Land Niedersachsen und die IG Metall wegen des Abgas-Skandals eine Senkung der Sonderzahlungen für den Vorstand.
Winterkorn will offenbar auch verzichten
Mit Spannung wird erwartet, ob der im Abgas-Skandal zurückgetretene Konzernchef Martin Winterkorn ebenfalls bereit ist für einen Bonusverzicht. Laut "Handelsblatt" ist das der Fall. Die Zeitung berichtete dies am Dienstag unter Berufung auf sein Umfeld.
Im VW-Konzernvorstand sitzen derzeit acht Männer und eine Frau. Die Mehrheit ist erst seit kürzerer Zeit im Amt. Längere Erfahrung an der VW-Spitze haben nur Einkaufschef Francisco Javier Garcia Sanz, Audi-Chef Rupert Stadler, China-Vorstand Jochem Heizmann und der Winterkorn-Nachfolger Matthias Müller, der zuvor als Cheflenker der Stuttgarter Tochter Porsche auch im Wolfsburger Konzernvorstand saß.
Die Vergütungen des gesamten VW-Vorstands sind wegen der wechselnden Besetzungen und des schwankenden Erfolges über die Jahre nur schwer zu vergleichen. Ex-Chef Martin Winterkorn verdiente zuletzt pro Jahr inklusive seiner Arbeit beim Großaktionär Porsche-Holding fast 17 Millionen Euro. Er war lange Zeit der Spitzenverdiener im Dax. (dpa)
Hintergrund: Sockel, Anreiz, Bonus, Rente
Die Vorstände von Volkswagen verdienen Millionen - für das Jahr 2014 schüttete das Unternehmen knapp 70 Millionen Euro an das Top-Management aus. Spitzenverdiener war Winterkorn mit knapp 15,9 Millionen Euro. "Die Höhe der Vorstandsvergütung soll im nationalen und internationalen Vergleich angemessen und attraktiv sein", heißt es im Geschäftsbericht 2014. Die Höhe der Bezahlung wird jedes Jahr neu berechnet und hängt von vielen Faktoren ab. Kriterien sind etwa die persönlichen Aufgaben, die persönliche Leistung, der Erfolg und die Zukunftsaussichten des Unternehmens. Letztlich bestehen die Gehälter aus vier Komponenten:
FIXER SOCKEL: In den Grundbetrag fließen Vergütungen für die Übernahme von weiteren Ämtern im Konzern, Sachzuwendungen und andere Leistungen wie Dienstwagen ein. Der feste Sockel ist im Verhältnis zu den variablen Gehaltsbestandteilen gering und vertraglich fixiert.
LANGFRISTIGER ANREIZ: Der Long Term Incentive (LTI) liegt meist über dem Grundgehalt und ist erfolgsabhängig. Bezogen auf die vier Vorjahre fließen die Absatz- sowie Renditeentwicklung und die Zufriedenheit von Kunden sowie Mitarbeitern in die Berechnung ein. Der Aufsichtsrat legt die Höhe des LTI-Zielbetrags jedes Jahr neu fest. Wenn die tatsächlichen Werte höher ausfallen als angenommen, können sich Nachzahlungen ergeben.
BONI: Die zweite variable Kategorie sind die eigentlichen Boni. «Der Bonus honoriert eine positive Geschäftsentwicklung des Volkswagen-Konzerns», heißt es im Geschäftsbericht. Maßgeblich für den Bonus ist das operative Ergebnis der vorigen zwei Jahre. Boni fließen nur, wenn VW mindestens einen Betriebsgewinn von fünf Milliarden Euro verbucht.
RUHEGEHALT: Die Altersbezüge richten sich prozentual nach der Grundvergütung und wachsen mit der Dauer der Firmenzugehörigkeit. Allen Vorständen steht im Fall einer regulären Beendigung ihrer Tätigkeit ein Ruhegehalt inklusive Hinterbliebenen-Versorgung und für die Dauer des Ruhegehaltes die Nutzung von Dienstwagen zu. Die Leistungen werden mit Vollendung des 63. Lebensjahres ausgezahlt beziehungsweise zur Verfügung gestellt. (dpa)
Michael Kühn
ahelm
Joseph Le Bel
Betroffener
Rudi S.
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