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Treffen: VW-Präsidium kann Bonus-Streit nicht lösen

11.04.2016 16:00 Uhr
Der Streit um Bonuszahlungen wird am Montag die Spitze des VW-Aufsichtsrates beschäftigen.
© Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Beim Geld hört die Freundschaft auf - besonders in Krisenzeiten. Mitten in der Abgas-Affäre vergiften Millionen-Boni für die Vorstände die Stimmung zusätzlich. Konzernchef Müller muss sich zudem noch einer weiteren Baustelle widmen: dem Zukunftspakt.

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Die umstrittenen Bonuszahlungen für die Vorstände von Volkswagen bleiben ein ungelöstes Streitthema. Das sechsköpfige Präsidium des Aufsichtsrates konnte sich am Montag wie erwartet nicht auf eine Regelung über die millionenschweren Vergütungen einigen. Zumindest in dem ebenfalls hinter den Kulissen schwelenden Streit über den sogenannten Zukunftspakt konnte Volkswagen im Anschluss an die knapp dreistündige Sitzung aber eine Weiterentwicklung melden: Der Vorstandsvorsitzende Matthias Müller macht den Pakt zur Chefsache und folgt dem Verhandlungsaufruf des Betriebsrates. Dabei sollten etwa für die deutschen VW-Werke "verbindliche Standortsicherungspakete abgeschlossen werden", teilte das Unternehmen am Montag mit. Insider sehen darin einen Rückschlag für VW-Markenvorstand Herbert Diess. 

Die Arbeitnehmervertreter hoffen auf vertragliche Zusagen zu Produkten, Stückzahlen, Standorten und Budgets. Zuletzt hatte der Betriebsrat Diess in einem Brief an die Belegschaft scharf kritisiert und ihm unter anderem vorgeworfen, den Diesel-Skandal für harte Einschnitte zu nutzen. Einen genauen Zeitplan für die Verhandlungen teilte VW nicht mit, jedoch würden die Gespräche Teil der Planungsrunde in diesem Jahr. In der Regel sind diese Etat-Festlegungen zum Jahresende abgeschlossen.

Im Boni-Streit ist der Druck im Moment aber noch größer. Die Zeit drängt, am 28. April muss der Autobauer seine Bilanz für 2015 vorstellen. Darin werden auch die Vorstandsgehälter öffentlich. Beschlossen werden die Bezüge vom 20-köpfigen Aufsichtsrat, in der Regel entsprechend einem zuvor gefällten Präsidiumsbeschluss. Doch dieser konnte zumindest am Montag offenkundig nicht getroffen werden. 

"Die Vorstandsboni sind Gegenstand laufender Diskussionen in den VW-Gremien, deren Ergebnis kann und möchte ich nicht vorweggreifen", sagte VW-Aufsichtsrat und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Mehr war zunächst nicht zu erfahren. Aus dem Umfeld der VW-Spitzenkontrolleure hieß es, die Beratungsatmosphäre in Wolfsburg sei angespannt gewesen.

Kontrolleure uneinig

Wenn der oberste Machtzirkel die ohnehin schon schwierige Diskussion nicht in das größere Gremium verlagern will, müssen zunächst weitere Gespräche im kleineren Kreis her. Doch schon die Terminabsprache dürfte kein einfaches Unterfangen sein. Weil selbst fliegt Ende der Woche für einige Tage in den Iran, kurz nach seiner Rückkehr steht der Besuch von US-Präsident Barack Obama zur Hannover Messe an.

Grund für die ergebnislose Präsidiumssitzung dürften auch die kontroversen Meinungen der Kontrolleure sein. Nach dpa-Informationen befürworten der Betriebsrat, das Land Niedersachsen und die IG Metall wegen des Abgas-Skandals eine spürbare Senkung der millionenschweren Sonderzahlungen. Dies wäre in der nach wie vor ungelösten Krise ein "politisches Zeichen" nach außen und innen, hieß es aus dem Gremium.

Dem Vernehmen nach liegen mehrere Ansätze auf dem Tisch. So soll Vorstandschef Müller eine Boni-Senkung um rund ein Drittel vorgeschlagen haben. Jedoch gebe es auch Vertreter, die auf vollen Zahlungen entsprechend den vertraglichen Vereinbarungen bestehen. Andere Forderungen gehen von einem Komplettverzicht bis zur Abführung eines Teils der Boni in eine Stiftung. Die Boni sind ein heikles Thema für den kriselnden Konzern. Ihre Höhe oder ein möglicher freiwilliger Verzicht dürften im Strudel der Abgas-Affäre nicht nur eine große öffentliche Signalwirkung haben - auch bei den Mitarbeitern werden die Verhandlungen genau verfolgt. "Das Management muss jetzt mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass es sich an den Kosten der Krise beteiligt", sagte ein Aufsichtsratsmitglied.

Da die variablen Vorstandsvergütungen vertraglich geregelt sind, kann Volkswagen nicht ohne die Zustimmungen der Betroffenen Kürzungen beschließen. Andernfalls drohen juristische Auseinandersetzungen. Auch der zu Beginn der Affäre zurückgetretene Vorstandschef Martin Winterkorn hat noch finanzielle Ansprüche aus einem gültigen Vertrag.

Beratungen über Bilanz 2015 vertagt

Der Aufsichtsrat von Volkswagen verschiebt seine Beratungen über den Jahresabschluss 2015. Das eigentlich für den 20. April anberaumte Treffen werde um zwei Tage auf den 22. April verlegt, hieß es am Samstag in Aufsichtsratskreisen. Der Grund dafür ist demnach, dass das Gremium unter anderem einen wichtigen Termin in den USA im Zuge des Abgasskandals abwarten will. Der US-Bezirksrichter Charles Breyer hatte dem Konzern und den US-Umweltbehörden ein Ultimatum bis zum 21. April gesetzt, um eine Lösung für die mehr als eine halbe Million manipulierten Fahrzeuge in den USA zu finden. 

Zuvor hatte das "Handelsblatt" über die Verschiebung der wichtigen Sitzung des Kontrollgremiums berichtet. Ein VW-Sprecher sagte, der Konzern äußere sich grundsätzlich nicht zu Terminen von Aufsichtsratssitzungen. Auch zum Stand der Gespräche mit den US-Umweltbehörden wollte er nichts sagen. Für die manipulierten Dieselautos in den USA ist VW seit Monaten auf der Suche nach einer technischen Umbaulösung, mit der auch die US-Umweltbehörde EPA zufrieden ist.

Breyer ist die Schlüsselfigur im Mammut-Verfahren gegen Volkswagen in den Vereinigten Staaten. Bei ihm sind die Milliardenklage des US-Justizministeriums und auch alle anderen US-Zivilklagen von der Finanzaufsicht FTC, Bundesstaaten, VW-Besitzern und Autohäusern gebündelt. Er ist deshalb ein sehr wichtiger Mann in der Frage, wie teuer der Abgas-Skandal für VW wird. 

Spätestens bis zur Bilanz-Pressekonferenz am 28. April, die Europas größter Autobauer wegen des Abgas-Skandals verschoben hatte, sollte VW Klarheit haben, wie viel Geld für drohende Strafen zurückgelegt werden muss. Davon hängt wiederum indirekt ab, wie hart die Wolfsburger sparen müssen. Auch die Dividende für Großaktionäre wie die Porsche SE, den Staatsfonds aus Katar und das Land Niedersachsen ist in Gefahr. (dpa)

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KOMMENTARE


Dieter Olk

11.04.2016 - 17:30 Uhr

Verehrte Belegschaft, liebe Proletarier! Nun stellt euch nicht so an, wenn jetzt der Aufsichtsrat den lieben Kollegen vom Vorstand noch einige Milliönchen auf`s eigene Konto wandern lässt. Gute Leistungen -also jehrelanger Betrug- muss sich doch wohl auch monität lohnen; o d e r ? Wir werden es erleben, die ganz oben machen weiter wie bisher udn kassieren kräftig! (s. H. Winterkorn)


MT

11.04.2016 - 17:55 Uhr

Gier frisst Hirn, ist das nicht der Grund warum der Konzern die Probleme hat. Gier nach Nummer 1 zu werden, Gier nach Kosteneinsparung und Gier nach Status. Macht weiter so, die Konkurrenz wird es freuen. Was nützen Complience- und Ethikregeln wenn sich die Führung bedient ? Schamlos, ich hoffe die Arbeiter machen den Aufstand und vor allem die Aktionäre. Und nicht zu letzt der deutsche Kunde, weil er ja nicht den Wert wie einer über dem Atlantik hat. Frei nach dem Slogan "Es geht um mehr als das Auto, sondern um die Bonis".


jeff

11.04.2016 - 18:21 Uhr

welche Unverfrofenheit, welch Skandal: diese Vorstände schaffen es einen ganzen Konzern in Misskredit zu bringen, ich gehe sogar so weit die gesamte deutsche Wirtschaft und ihr Ansehen weltweit zu beschädigen und wollen auf ihre Bonizahlungen nicht verzichten? VW - eine Partnerschaft für´s Leben? In meinem Leben nicht!!!


Albert Sebening

11.04.2016 - 18:40 Uhr

Ich habe schon mal gehöhrt, daß Manager etwas mehr im Kopf haben,als wir normalen. Ob das wohl auch ben VW Manager auch stimmt ?


hwb

11.04.2016 - 20:40 Uhr

Lieber Herr Olk,in dieser großen Firma sind sicher einige Dinge "falsch" gelaufen, dafür werden Sie als AG geade stehen müssen. Solche polemischen Kommentare seihen Ihnen gegönnt, wenn Sie sich am Stammtisch profilieren wollen, hier sind sie sicher nicht angebracht.Mercedes, Renault, BMW, Smart, Opel und andere Hersteller stehen im Moment ebenfalls am Pranger, vor denen werden jetzt auch Lösungen erwartet, deren Vorstandsvergütungen werden allerdings nicht aktuell diskutiert.Ich bin gespannt, wie Sie jetzt über mich herfallen werden, am Stammtisch würde ich Ihnen ein Bier ausgeben, hier geht das leider nicht.Die vertraglich vereinbarten Vorstandsgehälter oder Boni sollten in dieser Diskussion außen vor bleiben, es reicht wenn diese im Jahrresbericht veröffentlicht werden. Auch hier gilt der Spruch: "Mitleid bekommt man geschenkt, NEID muss man sich hart erarbeiten".


nicam

12.04.2016 - 09:16 Uhr

und warum regen sich alle auf jetzt? Seit Monaten heisst es ja immer von allen Seiten: Ist doch nicht wild was VW gemacht hat...... Also, wenn das alles okay war, dann sind auch knappe 6 Mio. Boni völlig okay fürs bewusste betrügen.


MK

12.04.2016 - 09:58 Uhr

Moral... ? Völlige Fehlanzeige; der Vorstand und das Management sollten sich in die Ecke stellen und einfach nur schämen! (Besonders die Kandidaten, die auf Ihren Bonus pochen!)


Stefan

12.04.2016 - 10:37 Uhr

Lügen - betrügen - vertuschen - abkassieren, ; Wann merken diese nadelgestreiften Vorstandsheinis und Pseudomanager eigentlich, dass sie nur noch vor der, von ihnen geschaffenen Realität davonrennen können. Macht endlich Platz für die, die Veränderungen wirklich wollen und fresst euch voll, von euren angehäuften Bonis und Sonderzahlungen bis ihr endlich an der eigenen Gier erstickt.


Andy

12.04.2016 - 11:13 Uhr

Sehr geehrter hwb, grundsätzlich sind die vereinbarten Boni etc. natürlich zu zahlen.Das ändert aber nichts daran, wie die Unternehmensergebnisse der vergangenen Jahre zustande gekommen sind: Durch unterlassene Investitionen in die Forschung/Entwicklung und Einsparungen bei der Ausrüstung der verkauften Fahrzeuge, damit sie die gesetzlichen als auch die angegebenen Abgaswerte tatsächlich auch erreichen. Je mehr ein Manager davon (fahrlässiger- oder vorsätzlicherweise) einspart, desto höher fällt das (momentane) Unternehmensergebnis, und damit auch seine Bonuszahlung aus. Wenn er aber damit die Zukunft eines Unternehmens derart gefährdet, wie es Herr Winterkorn und seine Führungsmannschaft getan haben, sollte man schon einmal einen Blick auf die jetzt anstehenden Forderungen des Managements werfen. (Und insbesondere natürlich auch einmal die Art und Weise der Entgeltfindung für die Zukunft hinterfragen!)Selbstverständlich gilt das für alle anderen Automobilhersteller, wie auch in anderen Branchen genau so. Und hier kommt die von Dieter Olk ganz richtig genannte "Gier" ins Spiel. Es gibt tausende von Managern, die verantwortungsvoll und mit Weitsicht ihre Aufgaben erledigen. Diese freuen sich über eigene gute Leistungen und eine entsprechende Bonifizierung. Einige wenige können sich aber gegen die Verlockung, den eigenen Bonus immer weiter zu erhöhen, nicht wehren und treffen auch "kostensparende" Entscheidungen, welche das Unternehmen in der Zukunft empfindlich schwächen. Unter Umständen sind darunter auch etliche, die aus einer unterbewussten Unsicherheit heraus versuchen, mit "harter Hand" eigene Überzeugungen durchzusetzen um kompetent dazustehen, anstatt die Kompetenz des gesamten Unternehmens zu mobilisieren und zu nutzen. Hier wie dort sind insbesondere die Anteileigner (als auch die Betriebsräte) gefordert zukünftig genauer hinzuschauen. Und nicht zuletzt, wenn es üblich würde, einem Vorstand, der nicht wie gewünscht gewirtschaftet hat, auch einmal die Entlastung zu verweigern, würde sich der "Bonusmaximierungsdruck" bei den "Gierigen" vielleicht auch etwas reduzieren.


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