Volkswagen Finanzdienstleistungen: Angriff im digitalen Geschäft

Was Unternehmen im digitalen Netz ihren Kunden anbieten, wird als Vertriebskanal zusätzlich zum stationären Verkauf zunehmend wichtiger. Das gilt auch für die Finanzsparte des VW-Konzerns. So gab der Finanzdienstleister im März auf seiner Bilanzpressekonferenz bekannt, sich künftig verstärkt dem digitalen Direktvertrieb zu widmen. Neuer Vertriebskanal am Start "Bis 2020 werden wir in Ergänzung zum bestehenden Vertriebskanal mit dem Handel alle wesentlichen Produkte auch online verkaufen", erklärte der Vorstandsvorsitzende Lars Henner Santelmann in der deutschen Finanzmetropole Frankfurt am Main bei der Präsentation der Geschäftszahlen 2015. Man reagiere so unter anderem auf die sich verändernden Kundenbedürfnisse. "Und wir glauben, durch den Direktvertrieb neue Wachstumsmöglichkeiten erschließen zu können", betonte der Vorstandsvorsitzende. Dazu gehöre besonders das Gebrauchtwagengeschäft, das heute oftmals nicht über den Handel laufe. Konkret wolle man das Digitalisierungsgeschäft damit auch auf das B2B-Geschäft ausweiten. "Das bedeutet, dass wir das GW-Geschäft online finanzieren, auch wenn es von privat an privat verkauft wird." Ein fertiges Konzept liege allerdings noch nicht vor. Bis 2025 habe man das Ziel, das Portfolio auf 30 Mio. Verträge auszubauen. Das Händlergeschäft werde nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden aber nicht darunter leiden. "Das läuft hervorragend und wird auch über 2025 hinaus eine wesentliche Säule unseres Geschäftes darstellen. Unsere Händler sind der absolute Schlüssel in unserem Geschäftsmodell, etablierte Partner und werden es auch bleiben", betonte Santelmann nachdrücklich. Insgesamt gilt das Thema "Digitalisierung" als wichtiger Bestandteil der im April 2015 gestarteten VWFS-Strategie "Route 2025", die das Geschäftsmodell noch unabhängiger von Segmentschwankungen machen soll und derzeit bei der Bewältigung der Diesel-Problematik helfe. Geschäftszahlen 2015 Insgesamt konnte man in Braunschweig für das Geschäftsjahr 2015 aber - trotz der Dieselaffäre im vierten Quartal - solide Zahlen vorlegen. So stieg die Bilanzsumme weltweit gegenüber dem Vorjahr von 137,4 Mrd. Euro auf 157,85 Mrd. Euro an. Das ist ein Plus von 14,9 Prozent. Gleichzeitig erhöhte sich das operative Ergebnis von 1,7 Mrd. Euro um 12,9 Prozent auf 1,92 Mrd. Euro. Laut Finanzvorstand Frank Fiedler hätte hierzu neben Nordamerika und Asien auch Deutschland als "Wachstumslokomotive" stark beigetragen. Letztere wuchs im Zeitraum 2015 als größter Markt um 14 Prozent. Erfreulich präsentierte sich auch der Gesamtvertragsbestand weltweit inklusive aller Joint Ventures mit insgesamt 16,6 Mio. Verträgen - ein Plus von 11,4 Prozent gegenüber 2014 (14,9 Mio.). Das Leasinggeschäft stieg zeitgleich von 2,4 Mio. Verträgen um 8,3 Prozent auf 2,6 Mio. Verträge an, während der Vertragsbestand bei den Versicherungen 5,1 Mio. Kontrakte betrug (2014: 4,3 Prozent) und der Finanzdienstleister damit ein Plus von 18,6 Prozent einstrich. Dienstleistungen wie Reifenservice, Wartung und Verschleiß erzielten mit 2,7 Mio. Verträgen in 2015 ein Plus von 12,5 Prozent (2014: 2,4 Mio.) und erwiesen sich gemeinsam mit der Versicherungssparte als zentraler Wachstumstreiber. Die Zahl aller Neuverträge über alle Sparten hinweg wuchs damit 2015 um knapp fünf Prozent auf 6,8 Mio. Verträge. Wachstum in Deutschland Für den deutschen Markt zeigte sich besonders das Gebrauchtwagengeschäft als starker Wachstumstreiber. Das zeigte sich an den 2015 abgeschlossenen Neuverträgen für Neu- und Gebrauchtwagen im Finanzierungs- und Leasinggeschäft: So kletterten die Vertragszugänge in 2015 bei einem Plus von drei Prozent gegenüber 2014 (981.000) auf 1,01 Mio. Kontrakte, von denen 301.000 als Gebrauchtwagenverträge gekennzeichnet waren. Letztere Neuzugänge stiegen damit im Vergleich zu 2014 mit 268.00 Kontrakten um 12,3 Prozent an. Und auch die Versicherungsverträge legten weiter zu und stiegen in 2015 um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 694.000 Neuverträge an (2014: 678.000). Zu diesen zählten rund 445.00 Garantieversicherungen (2014: 422.000), die einen Zuwachs von 5,5 Prozent erzielten. Bei den Dienstleistungs- und Serviceverträgen konnte der Finanzdienstleister hingegen sogar einen Zuwachs auf 555.000 Verträge (2014: 490.000) und damit ein Plus von 13,3 Prozent verzeichnen. Insgesamt hielt der Finanzdienstleister 2015 in Deutschland 2,58 Mio. Finanzierungsund Leasingverträge im Vertragsbestand (2014: 2,49 Mio.). Das ist ein Plus von 3,6 Prozent. Im Versicherungsgeschäft waren es mit drei Prozent Zuwachs 1,73 Mio. Verträge (2014: 1,68 Mio.). Bei den Dienstleistungsverträgen waren es mit einem Wachstum von 13,6 Prozent zum Jahresende 1,34 Mio. Kontrakte (2014: 1,18 Mio.). Stabile Händlerfinanzierung Ein positives Fazit zog Santelmann zudem bei der Kreditvergabe an die Händler: "Die Risikosituation der Betriebe ist insgesamt stabil. In Deutschland seien die Händlerrisiken insgesamt gesunken, was sich an einem besseren Rating und einer höheren Eigenkapitalquote bemerkbar mache. Für 2016 blickt Santelmann optimistisch in die Zukunft. " Wir werden die Wachstumschancen, die sich uns bieten, beherzt ergreifen. Deshalb sehe ich für die Zukunft hervorragende Perspektiven." Kurzfassung Die Geschäftszahlen zeigten sich für 2015 trotz der Diesel-Problematik stabil. Gleiches gilt für die Händlerfinanzierung, die in Deutschland durch ein besseres Rating sogar sinkende Risiken verzeichnen konnte. Bis 2020 will der Finanzdienstleister zusätzlich zum Händlervertrieb komplett ins digitale Geschäft eingestiegen sein.

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