Dem italienisch-amerikanischen Autobauer Fiat Chrysler könnte wegen angeblicher Abgas-Tricksereien womöglich ein Rechtsstreit mit der US-Regierung drohen. Das Justizministerium bereite eine Zivilklage gegen den Konzern vor, die noch diese Woche eingereicht werden könnte, berichtete der Finanzdienst Bloomberg am Mittwochabend unter Berufung auf zwei Insider. Allerdings dauerten die Gespräche an und es sei durchaus möglich, dass es gelinge, die Streitpunkte auszuräumen und die Klage abzuwenden.
Ein Sprecher des Ministeriums wollte sich auf Nachfrage nicht zu dem Thema äußern. Ein Sprecher von Fiat Chrysler bezeichnete es als "kontraproduktiv" für die laufenden Verhandlungen mit den US-Behörden, wenn in dem Konflikt um mutmaßliche Verstöße gegen Umweltgesetze ein Rechtsstreit eröffnet würde. Der Konzern werde sich im Fall einer Klage energisch verteidigen, insbesondere gegen jegliche Vorwürfe, absichtlich bei Abgastests betrogen zu haben. Man bemühe sich um eine "faire und gerechte" Lösung.
Im Januar hatte die US-Umweltbehörde EPA bekanntgegeben, dass sie nach dem Skandal bei Volkswagen auch Fiat Chrysler wegen manipulierten Abgaswerten im Verdacht hat. Es geht um die Angaben zum Ausstoß des Schadstoffs Stickoxid bei rund 100.000 Dieselwagen. Eine möglicherweise illegale Software zur Abgaskontrolle sei nicht offengelegt worden, was gegen Umweltgesetze verstoße. Im März kam heraus, dass das Justizministerium, die Börsenaufsicht und Generalstaatsanwälte mehrerer US-Bundesstaaten ebenfalls ermitteln.
Fiat Chrysler streitet die Vorwürfe ab und geht davon aus, sich mit seiner Abgastechnik im legalen Rahmen zu bewegen. Konzernchef Sergio Marchionne versicherte: "Wir haben keinerlei Betrug begangen." Die von Beobachtern gezogenen Parallelen zur "Dieselgate"-Affäre bei VW weist Marchionne entschieden zurück.
Trotzdem könnte es auch für Fiat Chrysler brenzlig werden. In den USA laufen zusätzlich zu den Ermittlungen der Behörden Sammelklagen im Namen von Dieselbesitzern. Anleger reagierten nervös auf die angeblich drohende Eskalation in der Auseinandersetzung mit der US-Justiz. An der Börse brachte der Bloomberg-Bericht Fiat Chrysler kräftig unter Druck. Die Aktie startete am Donnerstag fünf Prozent schwächer in den Handel und stand zuletzt mit drei Prozent im Minus.
Auch in Europa wird der Konzern der Abgasmanipulation verdächtigt. Zwischen Italien und Deutschland tobt ein Streit um möglicherweise gefälschte Schadstoffwerte bei Fiat Chrysler. Am Mittwoch spitzte sich der Konflikt weiter zu, die EU-Kommission leitete ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Italien ein. Sie wirft Rom vor, Anschuldigungen gegen Fiat nicht angemessen nachzugehen. (dpa)
OEM