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Kandidatensuche: Sedran vor Wahl zum Opel-Chef

16.07.2012 15:45 Uhr
Thomas Sedran
Als heißester Kandidat für die Nachfolge des gescheiterten Stracke gilt Strategievorstand Thomas Sedran.
© Foto: Opel

Fünf Tage nach dem überraschenden Abgang von Karl-Friedrich Stracke soll der Aufsichtsrat schon an diesem Dienstag einen neuen Vorstandschef wählen. Als heißester Kandidat gilt Strategievorstand Thomas Sedran.

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Die Opel-Mutter General Motors (GM) drückt aufs Tempo: Fünf Tage nach dem überraschenden Abgang von Karl-Friedrich Stracke soll der Aufsichtsrat schon an diesem Dienstag einen neuen Vorstandschef für den angeschlagenen Autobauer wählen. Als heißester Kandidat für die Nachfolge des erfolglos gescheiterten Stracke gilt Strategievorstand Thomas Sedran.

Der frühere Unternehmensberater ist erst seit April Vorstandsmitglied, kennt die Adam Opel AG aber aus seiner Zeit bei Alixpartners sehr gut: Dort begleitete er seit 2009 die jüngste Sanierung des Autobauers, bei der ein Werk geschlossen und rund 8.000 Mitarbeiter entlassen wurden. «Sedran wird von allen Seiten akzeptiert», betonte ein Insider am Montag. Im Lager der Arbeitnehmer wird Sedran für seine Entscheidungsfreude gelobt. Er kenne das internationale Autogeschäft sehr gut und begreife schnell. Dem Vernehmen nach genießt er größtes Vertrauen bei Opel-Interims-Chef Steve Girsky, der dem Aufsichtsrat des Autobauers vorsitzt. Auch die Opel-Händler haben ihre Unterstützung signalisiert.

Ob der promovierte Ökonom eine Langfristlösung wird, ist offen. Das Kontrollgremium solle einen "kommissarischen Vorstandsvorsitzenden" benennen, hatte Opel mitgeteilt. Beobachter geben Sedran nur bis zum Jahresende Zeit, den an Überkapazitäten, Absatzschwäche und einem beschädigten Image leidenden Autobauer in die Spur zu bringen. Die Suche nach einer langfristigen Dauerlösung dürfte in diesem Fall auch außerhalb des Konzerns weitergehen.

Wenig Chancen werden dem Vernehmen nach Opel-Produktionsvorstand Peter Thom eingeräumt. Der Engländer, der zu Jahresbeginn mit Sparplänen von Werk zu Werk reiste, ist für die Arbeitnehmer nicht tragbar. Sie warfen ihm seinerzeit vor, die Standorte gegeneinander ausspielen zu wollen.

Beobachter erwarten, dass die US-Mutter General Motors bei der defizitären deutschen Tochter einen Nachfolger einsetzen wird, der härter durchgreift als sein Vorgänger. Der geschasste Manager hatte sich mit den Arbeitnehmern darauf verständigt, bis 2016 auf Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Wie das "Handelsblatt" am Montag berichtete, klaffte in Strackes Sanierungsplan ein Loch in dreistelliger Millionenhöhe. Als GM-Boss Dan Akerson dies erfahren habe, habe er Stracke kurzerhand vor die Tür gesetzt.

"Das Geschäft anders machen"

Opel-Interimschef Stephen Girsky forderte eine rasche Änderung der Unternehmensstrategie. Von den Mitarbeitern verlangte er zusätzliche Anstrengungen. "Unsere erfolgreiche Revitalisierung erfordert von uns allen die Bereitschaft, das Geschäft anders zu machen als bisher und dabei schnell zu handeln. Jeder Einzelne von uns ist verantwortlich für die Ergebnisse", schrieb Girsky in einer E-Mail an die Opelaner, über die die "Bild"-Zeitung am Samstag berichtete. Girsky betonte, der eingeschlagene Sanierungskurs gehe auf jeden Fall weiter: Die "dringenden Arbeiten zur Wiederherstellung einer nachhaltigen Profitabilität bei Opel/Vauxhall und GM in Europa" würden ohne Unterbrechung fortgesetzt.

Ob Sedran die vielleicht nur kurze Zeit an der Firmenspitze nutzt, um den Sanierungskurs seines Vorgängers zu verschärfen, ist offen. Die Bundesregierung gehe davon aus, dass sich General Motors an die Zusagen für die Belegschaft halte, sagte ihr Sprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin.

"Keinen einezigen Standort preisgeben"

IG-Metall-Chef Berthold Huber warnte die Konzernmutter General Motors davor, die Vereinbarungen mit der Arbeitnehmerseite einseitig zu brechen. Die IG Metall sei knallhart. Man gehe davon aus, "dass die Garantien für die Werke und die Arbeitsplätze bis Ende 2016 weiter gelten", sagte Huber. Man gebe "keinen einzigen Standort preis". Auf die Frage, was geschehe, falls sich GM nicht an die Vereinbarungen halte, meinte der Gewerkschafter: "Davor kann ich nur warnen." Wer Opel aufgeben wolle, müsse wissen: "Das wären die teuersten Werksschließungen, die ein Konzern jemals in Deutschland versucht hätte. Das würde Unsummen kosten."

In Bochum äußerte sich Betriebsratschef Reiner Einenkel ähnlich. Der Stracke-Nachfolger dürfe sich nicht an einer Kahlschlagpolitik versuchen. Einenkel forderte GM auf, Exportmärkte für Opel zu öffnen und Chevrolets für den europäischen Markt auch in Europa bauen zu lassen.

In Unternehmenskreisen wird das Ende des Werks Bochum spätestens 2017 erwartet. Seit GM Stracke vor die Tür gesetzt hat, wird auch wieder über das Werk Eisenach spekuliert - die nächste Corsa-Generation könnte komplett nach Saragossa wandern, dann werde Eisenach nur noch für die erste Generation des Kleinwagens Adam gebraucht, danach nicht mehr, hieß es. (dpa)

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