Gestärkt von Rekordwerten setzt sich der Autobauer Daimler ehrgeizige Ziele. Umsatz und Ergebnis im Kerngeschäft sollen 2015 "deutlich" gesteigert werden - dafür setzt der Konzern allerdings auch weiterhin den Rotstift an. Bei der Ertragskraft wolle Daimler "ein Niveau erreichen, das es in diesem Unternehmen bisher nicht gab", kündigte Vorstandschef Dieter Zetsche am Donnerstag in Stuttgart an. Die Schwaben wollen ihre Erzrivalen BMW und Audi bis 2020 überholt haben und die Nummer 1 im Premiumsegment werden.
Aktionäre und Mitarbeiter profitieren von dem erfolgreichen Jahr 2014. Zetsche stellte eine Dividende in Rekordhöhe von 2,45 Euro in Aussicht. Tarif-Beschäftigte erhalten mit 4350 Euro zudem eine so hohe Ergebnisbeteiligung wie nie zuvor. Zugleich müssen sie sich aber auf weitere Sparmaßnahmen gefasst machen: Um die Profitabilität zu erhöhen, will Daimler ein bereits laufendes milliardenschweres Effizienzprogramm ausbauen.
Geplant seien "strukturelle Veränderungen", um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, sagte Zetsche. Details gab er nicht preis: "Wir wollen ganz bewusst diese (strukturellen Veränderungen) jetzt nicht mit demonstrativ eindrucksvollen Zahlenwerten garnieren." Treffen dürfte es vor allem die wichtige Autosparte.
Ursprünglich wollte Daimler bis Ende 2014 insgesamt rund 4 Milliarden Euro sparen. 2015 soll die Summe dann voll in der Bilanz zu Buche schlagen. Rund zwei Milliarden Euro kommen dabei aus dem Programm "Fit for Leadership" in der Pkw-Sparte. Zetsche zufolge soll dieses Programm erweitert werden. Er hatte bereits zuvor angedeutet, die Maßnahmen langfristig ausbauen zu wollen.
Umsatzrendite von acht Prozent
2014 hatte Daimler in der Autosparte eine Umsatzrendite - die das Verhältnis aus dem operativen Gewinn und den Erlösen beschreibt - von acht Prozent. Die Konkurrenz aus Bayern kam jedoch zuletzt bereits auf Werte um zehn Prozent.
Im vergangenen Jahr war Daimlers Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) mit 10,8 Milliarden Euro nahezu konstant geblieben. Rechnet man Zu- und Verkäufe von Beteiligungen heraus, legte es um 27 Prozent auf 10,1 Milliarden Euro zu. Im laufenden Jahr soll das Ergebnis um mindestens 10 Prozent steigen.
Der Umsatz verbesserte sich 2014 um zehn Prozent auf rund 130 Milliarden Euro. Der Gewinn sank unter dem Strich auf 7,3 Milliarden Euro - im vergangenen Jahr allerdings hatte der Verkauf der Anteile am Luft- und Raumfahrtkonzern EADS Milliarden in die Kasse der Schwaben gespült.
Vertriebsumbau kostet viel Geld
Belastend dürfte sich künftig unter anderem der Umbau des deutschen Niederlassungsnetzes auswirken: Für die Jahre 2015 und 2016 rechnet der Autobauer in dem Zusammenhang mit Kosten von insgesamt einer halben Milliarde Euro. Hintergrund ist die Neuordnung des Vertriebs, in dessen Zuge zahlreiche Autohäuser und Werkstätten konzerneigener Niederlassungen verkauft werden sollen. Betroffene Beschäftigte sollen bei eventuellen Nachteilen einen finanziellen Ausgleich bekommen.
An der Börse kamen Daimlers Zahlen gut an, die Aktie zählte zeitweise zu den Gewinnern im Dax. Einen Schub erwartet Daimler zudem von zahlreichen neuen Modellen. "Wir feuern weiter aus allen Rohren", kündigte Zetsche an. Bis Ende des Jahres bringt Daimler acht neue oder überarbeitete Modelle auf den Markt. Nahezu das gesamte Angebot an Geländewagen soll 2015 erneuert werden.
Ein wichtiger Schlüsselmarkt für die Stuttgarter ist China. "Dort entscheidet sich, wer im Premiumbereich das Rennen macht", sagte Zetsche. "Und Mercedes-Benz hat in China noch viel Luft nach oben." Um voranzukommen, werde Daimler die lokale Produktion "massiv" ausbauen. Zwei Drittel der dort verkauften Autos sollen in den nächsten Jahren auch in China gefertigt werden. (dpa)
Derek Finke
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