Fragen zu den Prozessen rund um die gescheiterte VW-Übernahme haben die Hauptversammlung der Porsche-Holding am Dienstag in Stuttgart beherrscht. Dabei waren Länge und Kosten der Verfahren noch harmlose Themen. Auch mögliche Ausspäh-Aufträge der Gegenseite oder eine mögliche Beeinflussung von Prozessbeteiligten, ließen einige Aktionäre nicht aus. Der Finanzvorstand der Porsche SE, Hans Dieter Pötsch, verneinte etwaige Späh-Aufträge. Die Verteidigung erfolge nach Maßgabe geltenden Rechts, antwortete er. Und: Selbstverständlich kommuniziere die Holding mit den Gerichten über die laufenden Verfahren.
Die Holding steht derzeit einer Reihe von Schadenersatzklagen rund um die gescheiterte Übernahme des Autobauers Volkswagen in den Jahren 2008 und 2009 gegenüber. Schauplätze sind Stuttgart, Braunschweig, Hannover, aber auch New York. Investoren fordern insgesamt rund 5,7 Milliarden Euro Schadenersatz, weil sie sich rückblickend von Porsche getäuscht fühlen. Im vergangenen Jahr beliefen sich die Anwaltshonorare und Prozesskosten einem Sprecher zufolge auf 14,9 Millionen Euro, die Holding stellte 2013 für die Rechtsstreitigkeiten sicherheitshalber aber 36 Millionen Euro zurück.
Diese Summen steckt die Dachgesellschaft gut weg. Die Porsche SE plant in diesem Jahr wieder mit einem Milliardengewinn und saß zuletzt auf liquiden Mitteln von rund 2,6 Milliarden Euro. Die Holding lebt hauptsächlich von ihrer Mehrheitsbeteiligung an VW, die Suche nach möglichen weiteren Beteiligungen rund um das Thema Auto und Mobilität ist bislang im Sande verlaufen.
Mittelständler im Visier
Eine Transaktion sei nur eine "Frage der Zeit", sagte der Vorstandsvorsitzende der Porsche-Holding, VW-Chef Martin Winterkorn. Ein Dutzend Firmen habe man bereits unter die Lupe genommen, bislang hätten Details einer Investition am Ende jedoch immer im Wege gestanden. Ein Aktionär kritisierte: "Hier dürften Sie uns schon etwas mehr berichten". Der für die Zukäufe zuständige Vorstand Philipp von Hagen sagte, der Schwerpunkt liege bei mittelständischen Unternehmen. Das Beteiligungsvolumen könne im zwei- oder dreistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen.
Fast schon eine Gewohnheit war der Antrag des Rechtsanwalts Martin Weimann zur Abberufung von Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche als Versammlungsleiter. Weimann hatte das unter Verweis auf laufende Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Aufsichtsräte schon im vergangenen Jahr gefordert.
Die Ermittlungen stehen im Zusammenhang mit der Klage gegen Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, die das Landgericht Stuttgart vor kurzem abgelehnt hat. Eine Anklage gegen die Aufsichtsräte ist bislang nicht erhoben. Weimann, der auch Vorstand des Vereins "Verbraucherzentrale für Kapitalanleger" ist, hat bereits mehrfach gegen Entscheidungen auf Hauptversammlungen der Porsche SE geklagt.
Abstimmungen in der Regel unstrittig
Da die Stammaktien der Porsche Holding nach dem Ausstieg von Katar inzwischen wieder komplett in der Hand der Familien Porsche und Piëch ist, sind die Abstimmungen in der Regel unstrittig. Die Aktionäre, die sich auf der Hauptversammlung zu Wort meldeten, verfügen in der Regel nur über nicht stimmberechtigte Vorzugsaktien. (dpa)