Je kälter, desto kürzer: Die Reichweite von Elektroautos nimmt bei winterlichen Temperaturen um bis zur Hälfte ab. Dies ist das Ergebnis einer gemeinsamen Untersuchung von TÜV Süd und "auto motor und sport". Bei eisigen Temperaturen bricht die Kapazität der Batterien demnach stark ein.
Zudem verlieren die Speicherzellen einen erheblichen Teil ihrer Energie durch den höheren Stromverbrauch der Bordelektrik. Vier Kilowatt könnten bei Minustemperaturen allein für den Betrieb der Innenraumheizung pro Stunde verbraucht werden, schreiben die Tester. Bei einem Akku, der auf 16 Kilowattstunden ausgelegt ist, bedeute dies, "dass die Batterie des Autos in vier Stunden leer gesaugt wird, ohne dass sich das Auto bewegt hat".
Unter den vier getesteten Autos büßte die Elektrovariante des Kleinwagens Smart am meisten an Reichweite ein. Während der Smart Fortwo ED bei einer Außentemperatur von 23 Grad Celsius noch 159 Kilometer am Stück schaffte und damit allen Konkurrenten überlegen war, kam er bei minus sieben Grad lediglich auf 84 Kilometer. Besonders deutlich verfehlte der Mitsubishi i-MIEV die Werksangaben. Der E-Flitzer rutschte im Temperaturvergleich von 113 Kilometern Reichweite auf gerade einmal 64 Kilometer ab.
Testsieger wurde der Fiat 500 Karabag. Mit einer Abnahme der Nonstop-Strecke von 132 auf 105 Kilometer zeigte der Italiener die beste Wintertauglichkeit der geprüften Modelle. Ohne einen Trick kommt das E-Mobil dabei jedoch nicht aus: Eine benzinbetriebene Heizung springt ein, so dass die Batterie nicht für warme Luft im Innern sorgen muss. Dies kostet einen halben Liter Sprit pro Stunde. Vergleichsweise gut schlug sich auch der Mia Electric. Er schaffte bei Eiseskälte 93 Kilometer - nur sieben weniger als bei sommerlichen 23 Grad. Allerdings schaltet sich die Heizung beim Prototypen ab. Das Serienmodell soll mit eigener E-Heizung voraussichtlich noch einmal ein Fünftel an Reichweite verlieren.
Neuer Standard zur Reichweitenermittlung
Um dem potenziellen E-Auto-Käufer mehr Sicherheit zu geben, hat der TÜV Süd nun einen Standard entwickelt, mit dem möglichst realitätsnahe Reichweiten ermittelt werden können. Der "E-Car Standard" basiert auf dem eigens entwickelten "E-Car Cycle" (TSECC). Hierfür fahren die E-Autos – unter erschwerten Bedingungen – mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 km/h für 60 Minuten 60 Kilometer lang auf einem Mix aus Landstraße, Autobahn und Stadtverkehr. Zum Vergleich: Der NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) gibt nur ein Durchschnittstempo von rund 34 km/h vor. (dpa/mid/sta)