Absatzkrise in Europa und Probleme im Wachstumsmarkt China: Ein verpatzter Jahresstart hat Daimler die zweite Gewinnwarnung binnen weniger Monate eingebrockt. Wie der Dax-Konzern am Mittwoch in Stuttgart mitteilte, rechnet er für 2013 nicht mehr damit, das operative Ergebnis von 8,1 Milliarden Euro aus dem Vorjahr erreichen zu können. "In den ersten drei Monaten des Jahres haben sich viele Märkte, insbesondere Westeuropa, konjunkturbedingt schlechter entwickelt als erwartet", erklärte Daimler-Chef Dieter Zetsche.
Im ersten Quartal schrumpfte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im Vergleich zum Vorjahr um mehr als die Hälfte auf 917 Millionen Euro. In der wichtigen Autosparte brach das operative Ergebnis sogar um rund zwei Drittel ein. Der Konzernumsatz sank um drei Prozent auf 26,1 Milliarden Euro. Unter dem Strich standen nur noch 564 Millionen Euro Gewinn – nach 1,4 Milliarden Euro im Vorjahr. An der Börse zählten die Aktien der Stuttgarter nach der Bilanzvorlage zeitweise zu den Verlieren im Leitindex Dax. Am Nachmittag gaben die Papiere um mehr als 1,7 Prozent nach.
Bereits auf der Hauptversammlung Mitte des Monats hatte Zetsche Alarm geschlagen und bekanntgegeben, die Prognose für das laufende Jahr wegen der Absatzkrise in Europa auf den Prüfstand zu stellen - nachdem er bereits im Herbst das Gewinnziel für 2012 hatte kappen müssen. Anfang Februar war Daimler für 2013 noch von einem operativen Ergebnis auf Vorjahresniveau ausgegangen. Für die wichtige Autosparte hatte Zetsche jedoch bereits damals einen Rückgang angekündigt.
"Umfangreichste Wachstumsoffensive"
Die Gründe für den herben Gewinneinbruch zum Jahresstart sind vielfältig: Zu der Absatzkrise in Europa – unter der auch andere Autobauer leiden – kamen die Probleme auf dem größten Automarkt China. Zudem schlugen Kosten für neue Modelle zu Buche. "Daimler befindet sich mitten in der umfangreichsten Wachstumsoffensive seiner Unternehmensgeschichte", erklärte Finanzvorstand Bodo Uebber. "Dazu investieren wir weiter kräftig in Produkte, Technologien und Märkte, was in Verbindungen mit den insgesamt schwachen Märkten ergebnisseitig zu einem verhaltenen Start 2013 geführt hat."
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht die Schwaben indes auf dem richtigen Weg. "Sie packen mit viel Engagement den Markt an, und das kostet Geld", erklärte er. Die richtigen Maßnahmen seien eingeleitet, der Konzern brauche allerdings noch Zeit, sie auch umzusetzen. Zudem litten die Preise unter dem schrumpfenden Markt auf dem Heimatkontinent. "Europa ist sehr wettbewerbsintensiv", erklärte Finanzchef Uebber. Derzeit komme bei Daimler ein ungünstiger Modell-Mix hinzu.