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Fahrverbote: Verbote für bis zu 1,3 Millionen Diesel?

17.09.2018 08:53 Uhr
Diesel-Fahrverbote
Die Debatte um Diesel-Hardware-Nachrüstungen geht weiter.
© Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Hamburg, Stuttgart, Frankfurt: In drei deutschen Städten müssen sich Dieselbesitzer mit Fahrverboten arrangieren oder darauf einrichten. Sollten es viel mehr werden, könnten Einschränkungen für Autofahrer deutlich zunehmen. Bei der Schätzung gibt es aber Unwägbarkeiten.

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Bis zu 1,3 Millionen Pkw in Deutschland könnten einer Schätzung zufolge von Fahrverboten für ältere Diesel betroffen sein - falls Gerichte in dutzenden weiteren Städten die Regeln verschärfen. Diese Schlussfolgerung ziehen die Grünen aus einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Anfrage ihrer Bundestagsfraktion, über die zuerst die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichteten.

Bei den Zahlen sind allerdings Pendler nicht berücksichtigt, die aus dem Umland in die Stadt fahren. Zudem müssten Verwaltungsgerichte in allen betroffenen Kommunen Fahrverbote wegen zu hoher Schadstoffwerte in der Luft verhängen. Unklar bleibt auch, ob das neue Konzept von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) neben Software-Updates möglicherweise doch auch Hardware-Umbauten an Dieselmotoren umfasst. Er hatte dies über Monate abgelehnt - ebenso wie die Autoindustrie.

Der Grünen-Verkehrsexperte Oliver Krischer forderte: "Nur über eine Hardware-Nachrüstung von Euro-5-Dieseln kann jetzt das Schlimmste noch verhindert werden." Finanzieren sollten das in jedem Fall nicht die Steuerzahler, sondern die Autobauer. "Sie haben billige Technik bei der Abgasreinigung eingebaut und dadurch ihre Gewinne erhöht."

Nach Angaben des Verkehrsministeriums waren zum Jahresbeginn in den 43 am stärksten mit Stickoxid belasteten Städten rund 475.000 Autos mit der Abgasnorm Euro 4 zugelassen. Mit der Euro-5-Norm fuhren dort demnach etwa 840.000 Fahrzeuge. Die Auflistung lag auch dpa vor.

Auch kleinere Orte betroffen

Unter den stark belasteten Städten sind Berlin, Hamburg, München und Köln ebenso vertreten wie kleinere Orte - etwa Reutlingen, Düren, Mühlacker oder Schwerte. In Hamburg gibt es schon ein begrenztes Fahrverbot, für Stuttgart und Frankfurt/Main sind Verbote absehbar.

Es wird weiter darüber gestritten, ob auch Abgas-Hardware bei Dieseln nachgerüstet werden soll. SPD, Grüne, Linkspartei und FDP sind dafür, Teile der Union vor allem in den Ländern ebenso, die AfD ist dagegen.

Der Deutsche Städtetag kritisierte die Politik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Scheuer zur Diesel-Krise scharf. "Wir haben uns über lange Zeit von der Bundesregierung alleingelassen gefühlt", sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy der "Welt am Sonntag".

Nach einem Gespräch mit der Kanzlerin am Donnerstag hatte Scheuer ein Konzept für technische Verbesserungen alter Diesel angekündigt: "Wir werden uns technische Gedanken machen, wie wir bestehende Fahrzeuge noch sauberer bekommen." Weitere Details nannte er noch nicht. Dazu sagte Dedy: "Falls das Konzept auch Hardware-Nachrüstungen von älteren Dieselautos vorsieht, ist das der richtige Weg." Aber bezahlen dürften das weder die Steuerzahler noch die Autofahrer. Laut "Frankfurter Allgemeiner Sonntagszeitung" gibt es Überlegungen, Hardware-Umbauten gezielt an schadstoffbelasteten Orten anzustreben.

Autokonzerne sollten Umrüstung nicht selbst vornehmen

"Alle Anstrengungen sollten sich auf das knappe Dutzend Hot-Spots konzentrieren, die Städte und Ballungsgebiete, wo die Stickoxide mittelfristig zu hoch sind", sagte der VW-Lobbyist und frühere Regierungssprecher Thomas Steg dem Blatt. "Ausgeschlossen" sei aber, dass die Autokonzerne selbst die Umrüstung unternehmen.

Bei Daimler sind neue Software-Varianten für mehrere hunderttausend Mercedes-Autos in Europa nun behördlich freigegeben. Für rund 700.000 Dieselwagen hatte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) wegen einer illegalen Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung einen Rückruf angeordnet. Daneben gebe es eine freiwillige Aktion, teilte Daimler mit. Insgesamt habe man mehrere hundert Programmversionen entwickelt.

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KOMMENTARE


hwb

17.09.2018 - 21:05 Uhr

Toll, ein Automobilhersteller muss die Verantwortung für sein Produkt übernehmen! "Wenn dabei etwas schief geht", schlagen alle Politiker auf sie ein und stellen Forderungen. Soweit, so gut. Jetzt kommen aus allen Ecken Leute, Politiker, Umweltschützer, Institutionen und Anbieter von Lösungen und fordern eine Umsetzung dieser scheinbaren Lösungen. Bezahlen soll das die Automobilindustrie, Umsetzung soll im Handel erfolgen, wer übernimmt jetzt die Verantwortung für die Folgen einer solchen Umsetzung, was die Effizienz angeht, was die möglichen Folgeschäden und die mögliche Nichterreichung der gewünschten Verbesserungen angeht, wer ist dann dafür verantwortlich? Natürlich der ehemalige Hersteller des Fahrzeugs. Wenn man weiß, dass die Entwicklung und Erprobung eines neuen Fahrzeugs 3-5 Jahre erfordert und jetzt Politiker, Umweltschützer und viele Zubehöranbieter in der kurzen Zeit Lösungen präferieren die den Mangel angeblich beseitigen helfen, stellt sich mir nur noch eine Frage. Warum entwickeln und bauen diese vielen klugen Leute nicht selbst Autos, die sie sicher auch noch preiswerter anbieten könnten, dafür müssten sie dann allerdings auch die Verantwortung übernehmen. Spätestens jetzt ist Schluss, das ist schwieriger, das will keiner, das lässt sich nicht mit populistischen Sprüchen lösen. In dem Sinne, weiter so, immer drauf auf die Automobilindustrie, da wehrt sich im Moment keiner wegen dem schlechten Gewissen. Wenn wir jetzt die gleichen Kriterien bei den aktuell Agierenden ansetzen, stellen wir fest, Politiker haften nicht für ihre Entscheidungen, einigen Anbieter von scheinbaren Lösungen entziehen sich der Verantwortung durch Insolvenz, die Klugschwätzer der "scheinbaren" Lösungsanbieter finden neue Gründe, wie es gehen müsste. Ich persönlich glaube, hier haben zu viele Leute auf DEMAX die Gebrauchtwagenprofis, oder andere PIMP Sendungen auf anderen Sendern angeschaut und glauben, "so geht’s".


Uwe

18.09.2018 - 08:33 Uhr

Wann hört diese völlig irrationale Diskussion um Pkw-Umrüstung endlich auf ?Warum fokussieren sich Umweltschützer, Politiker und Medien endlich mal auf wirkungsvolle Vorschläge. Was bringt es der Stadt wenn z.B Pendler Fahrzeuge mit Dieselmotor (die lediglich morgends und abends einige wenige Kilometer durch die Stadt fahren) umgerüstet werden wenn gleichzeitig jeder Dieselbus hundert und mehr Kilometer pro Tag innerstädtisch abspult und dabei mehr Emmisionen ausstösst als hunderte PKW. Gleiches gilt für kommunale Fahrzeuge, den Lieferverkehr der Paketdienste, Taxis, usw. Wenn man bei diesen Fahrzeugen die tatsächlich den ganzen Tag durch die Stadt fahren ansätzt, lässt sich wesentlich mehr erreichen als bei privaten PKW die 8-10 Stunden nur auf dem Parkplatz stehen und dort eh nix ausstossen.


Maximilian Probst

18.09.2018 - 10:58 Uhr

@ Uweweil die Fahrzeuge die in der Stadt nur kurzstrecke fahren keinen KAT haben.


Fahrvergnüger

19.09.2018 - 09:22 Uhr

Ich kann es echt nicht mehr hören - die bösen Autobauer haben (Zitat) "billige Technik bei der Abgasreinigung eingebaut und dadurch ihre Gewinne erhöht.".Ein Kenner der Materie und der gesunde Menschenverstand (bei vielen Akteuren derzeit anscheinend nicht mehr existent) erinnert sich dran, das die Autohersteller genau das eingebaut haben, was die Politik mit Ihren Rahmenbedingungen in Form von Abgasnormen vorgegeben haben. Nicht mehr und nicht weniger (wenn man mal von den Betrügereien bei diversen Dieselmodellen absieht) - das kluge Pferd springt halt so hoch wie es muss. Jetzt, wo der Druck der Gesellschaft & der Medien größer wird, zeigt sich, das diese Normen anscheinend nicht der Technik letzter Stand sind/waren - und jetzt soll die Verbesserung nur auf Kosten derer erfolgen, die jahrelang das gemacht haben, was von Ihnen verlangt wurde?Das wäre ja quasi so, als wenn man den Hersteller einer Gasheizung dazu verdonnern würde, sein Produkt nach 10 Jahren auf eigene Kosten auf den neuesten/bestmöglichen Stand der Technik zu bringen. Auf die Idee würde wohl auch niemand kommen....Dabei wäre es doch ganz einfach - wie seinerzeit bei der Nachrüstung von Katalysatoren oder später Diesel-Partikelfiltern: Man legt eine staatliche Förderung auf und wer kann/will/muss, lässt sein Auto auf den bestmöglichen Stand der Abgastechnik nachrüsten. Das Geld für die Förderung könnte aus der E-Auto-Prämie kommen (die eh kaum jemand abruft) und aus einer Stützung durch die Hersteller (die sind ja wg. den Dieselmauscheleien nicht mit ganz weißer Weste unterwegs).Aber das wäre für die Politik ja zu einfach...


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