Beim Lastwagenbauer MAN eskaliert der Streit über den geplanten Stellenabbau. Der Betriebsrat und die IG Metall lehnen weitere Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite vorerst ab. Betriebsratschef Saki Stimoniaris sagte am Mittwoch in München: "Das Unternehmen ist keinen Millimeter von seinen Kahlschlag-Plänen abgerückt. So verhandelt man nicht, das ist unanständig. Wir lassen uns nicht vorführen und kehren erst an den Tisch zurück, wenn das Unternehmen ernsthaft zu Verhandlungen bereit ist."
Unter dem Druck der EU-Klimavorgaben soll MAN zu einem der "führenden Nutzfahrzeughersteller im Bereich Elektro- und Wasserstoffantriebe" umgebaut werden. Dabei sollen 9.500 der 36.000 Stellen wegfallen – davon etwa 5.600 im Lkw-Werk München, im Dieselmotorenwerk Nürnberg und im Komponentenwerk, Salzgitter. Teile der Produktion sollen ins Ausland verlagert, die Werke Plauen, Wittlich und Steyr in Österreich geschlossen werden. Der zum VW-Konzern gehörende Lkw-Bauer hat die Vereinbarungen zur Standort- und Beschäftigungssicherung aufgekündigt, so dass betriebsbedingte Kündigungen möglich sind.
Jürgen Kerner, Hauptkassierer der IG Metall und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei MAN Truck & Bus, sagte: "Die IG Metall wird es nicht tolerieren, dass der MAN-Unternehmensvorstand – offensichtlich ohne tragfähiges Zukunftskonzept für die Belegschaft – die Abwicklung eines der letzten Nutzfahrzeugherstellers in Deutschland kompromisslos vorantreibt."
Management überrascht
Ein MAN-Sprecher sagte: "Der Vorstand hat die Entscheidung des Betriebsrats mit Bedauern zur Kenntnis genommen." Der Schritt sei überraschend gekommen. Dem Vorstand gehe es nicht um Kahlschlag, sondern um eine notwendige Restrukturierung, um mit dem eingesparten Geld in alternative Antriebe und Digitalisierung investieren zu können. Der Vorstand bleibe gesprächsbereit.
Auch der Betriebsrat betonte, er wolle über eine zukunftsträchtige Lösung verhandeln. Aber auf einer Online-Betriebsversammlung nächste Woche solle die Unternehmensführung den Mitarbeitern "selbst erklären, warum diese stolze MAN abgewickelt werden soll – denn nichts anderes stellen die Pläne des Unternehmens dar", sagte Stimoniaris. "Sozialverträglicher und zukunftsfähiger Umbau eines Unternehmens sieht anders aus und geht auch anders, wie die Konzepte der Arbeitnehmerseite zeigen."
MAN schwächelt schon seit Jahren. Die EU-Klimavorgabe, bei Lastwagen bis 2025 im 15 Prozent und bis 2030 mindestens 30 Prozent weniger Kohlendioxid auszustoßen, erhöht den Druck. Dazu kommt zurzeit die Corona-Krise. Unternehmensführung und Arbeitnehmervertreter hatten zentral und an den Standorten über den Konzernumbau und Stellenabbau verhandelt und wollten eigentlich bis Jahresende eine Vereinbarung erzielen. (dpa)
Matthias Bank