Von AUTOHAUS-Chefredakteur Ralph M. Meunzel mit Material von SP-X
Nicht alle Hersteller haben sich bei der Elektromobilität so ins Zeug gelegt wie Renault. Das zahlt sich jetzt aus. Die zehn Jahre Erfahrung wurden genutzt, um einen deutlichen Wettbewerbsvorteil herauszuarbeiten. Renault ist vor Nissan und Tesla die Nummer eins in Europa. Der Zoe ist mit rund 10.000 Zulassungen in Deutschland auch 2019 der meistverkaufte Stromer vor BMW i3 und Tesla Modell 3.
Nach einer Bloomberg-Prognose soll die Zahl der weltweit verkauften E-Mobile in den nächsten fünf Jahren von derzeit 1,8 Millionen auf elf Millionen steigen. Daran will der französische Hersteller weiter partizipieren und seine Position mit Kostenreduzierungen, neuen Services und vergrößerter Modellpalette weiter ausbauen. Im "Renault Electric Vehicle Experience Center" von Autohaus König am Gendarmenmarkt in Berlin stellten Gilles Normand, Senior Vice President Electric Vehicles, und Deutschland-Chef Uwe Hochgeschurtz die künftige Elektro-Strategie der Rhombus-Marke vor.
Bisher verfügt man mit Twizy, Zoe, Kangoo und Master über vier BEV. Bis 2022 will Renault weltweit mit acht Autos antreten. So werde das 2019 in China eingeführte Mini-SUV K-ZE aus der Kooperation mit Dongfeng auch nach Europa kommen, verkündete der Elektrochef der Renault Gruppe.
Bis dahin will man mit einer Modellpflege beim Zoe unter anderem dafür sorgen, dass Europas meistverkauftes Elektroauto in seinem Segment weiter vorne mitfährt. Die Basis für den Reichweitenanstieg auf 395 Kilometer bildet die neue Z.E. 50 Lithium-Ionen-Batterie mit 52 kWh Kapazität. Diese lässt sich – ebenso wie die weiterhin verfügbare Z.E. 40 Batterie mit 41 kWh– künftig optional auch an Gleichstrom-Stationen mit einer Ladeleistung von bis zu 50 kW aufladen. Der neue Elektromotor R135 im Zoe leistet 100 kW und verfügt über ein maximales Drehmoment von 245 Nm. Der kleinere Motor R110 mit 80 kW / 108 PS bleibt im Programm.
Renault Zoe (2020)
BildergalerieIm Zuge der Aktualisierung führt Renault auch ein neues Fahrprogramm für den Zoe ein. Damit steigen auch bei dem Kleinstwagen die Wahlmöglichkeiten für den Kunden im Bereich der Motorleistung und der Batteriekapazität. Das Erreichen des CO2-Werts von 95 g/km in 2020 dürfte Deutschland-Chef Hochgeschurtz aufgrund des Verkaufsvolumens also in den kommenden Jahren keine Probleme bereiten. An wem er die dabei gewonnenen Verschmutzungszertifikate verkaufen wird, verriet er allerdings nicht.
Ähnlich wie andere Hersteller entwickelt der Autokonzern eine neue Elektro-Plattform (CMF-EV). Die Länge und Höhe des Autos kann dann variieren und damit auch die Batteriekapazität. Der Stromspeicher wird im Bodenbereich platziert. Das drückt die Aufwendungen. "Wir teilen unter den drei Marken (Renault, Nissan, Dacia) sämtliche elektrischen Komponenten. Damit können wir die Kosten der Batterie um 30 Prozent reduzieren, 40 Prozent bei der Entwicklung und 30 Prozent bei der Produktion einsparen", Normand in Berlin.
Ein großes Potenzial sieht der Manager bei elektrischen Carsharing-Flotten. Derzeit seien 11.000 Fahrzeuge, die von den Nutzern geteilt werden können, in Europa unterwegs. Normand: "Wir rechnen damit, dass diese Zahl bis 2012 auf 40.000 und bis 2025 sogar auf 120.000 Autos steigen wird. Da wollen wir dabei sein."
Wie preiswert die E-Mobilität inzwischen sein kann, belegt ein Angebot von Auto König in Berlin. Aufgrund der zusätzlichen Fördermaßnahmen des großzügigen Berliner Senats konnte man als Berliner Gewerbetreibender den Zoe für zwei Jahre umsonst mieten. Auf der Online-Plattform Leasingmarkt.de gibt es jetzt ein Angebot der Renault Retail Group für zwei Jahre und 34 Euro monatlich.
Henry Wotton