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Daimler: Geely-Einstieg wirft weiter Fragen auf

26.02.2018 16:16 Uhr
Daimler: Geely-Einstieg wirft weiter Fragen auf
Was will Geely mit den Daimler-Anteilen? Die Börse ist jedenfalls alles andere als begeistert.
© Foto: picture alliance/dpa/Bernd Weißbrod

Die Hauptakteure schweigen, also blühen die Spekulationen nach dem Einstieg des chinesischen Geely-Konzerns bei Daimler. Während sich die Arbeitnehmerseite gelassen gibt, ist die Börse alarmiert.

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Mit seinem Überraschungs-Einstieg als größter Aktionär beim Autobauer Daimler wirft Geely-Gründer Li Shufu weiter viele Fragen auf – nicht nur nach seinen Motiven. Die Vertreter der Arbeitnehmerseite im Daimler-Aufsichtsrat kündigten am Montag an, das Engagement des chinesischen Konzerns genau unter die Lupe zu nehmen. Groß alarmiert zeigten sie sich jedoch nicht. Börsenexperten warnten hingegen, dass Geely nun zu viel Einblick in Strategie und Technologie des Dax-Konzerns bekommen könnte. Daimler selbst schwieg dazu auch am Montag und verwies auf die Vertraulichkeit von Investorengesprächen.

Medienberichten zufolge sollte Li am Montag in Stuttgart Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche treffen und am Dienstag ins Kanzleramt in Berlin kommen – auch dies blieb jedoch unbestätigt.

Der chinesische Milliardär war vergangene Woche mit knapp zehn Prozent der Anteile bei Daimler eingestiegen und damit auf einen Schlag größter Einzelaktionär des Stuttgarter Autobauers geworden. Zwar war zuvor bekannt, dass die Geely-Gruppe Interesse an Daimler hat. Dass Li es schafft, aus dem Stand so groß einzusteigen ohne dass es vorher bekannt wird, hatte dann aber doch überrascht. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) teilte mit, sie sehe sich wie in vergleichbaren Fällen auch in diesem an, ob die Stimmrechtsveränderungen rechtzeitig gemeldet wurden.

Keine Sorgen um Jobs

Die Daimler-Beschäftigten müssen sich aus Sicht des Personalvorstands Wilfried Porth keine Sorgen machen. "Der neue Investor unterstützt unsere Strategie und das Management voll und ganz", sagte Porth der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' (Dienstagausgabe). "Es sind keine Jobs gefährdet." Porth sagte weiter, er habe "noch keinen Aktionär erlebt, der bei uns ins tägliche Geschäft eingegriffen hat". Es gebe "keine Indizien dafür", dass sich das mit dem chinesischen Investor ändern kann.

Die Aufsichtsräte der Arbeitnehmerseite kündigten an, sich intensiv damit auseinanderzusetzen, welche Auswirkungen der Schritt für das Unternehmen insgesamt sowie die Sicherheit von Standorten und Arbeitsplätzen in Deutschland hat, hieß es in einer Stellungnahme. "Unsere Erwartung gegenüber Li Shufu ist, dass er langfristiges Interesse an Daimler hat und unser Unternehmen gemeinsam mit den Beschäftigten weiterentwickeln will."

"Natürlich werden wir uns als Arbeitnehmervertreter damit beschäftigen – egal wer da kommt", sagte IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger, der ebenfalls für die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat sitzt. "Wir wollen keinen Finanzinvestor mit kurzfristigen Zielen, sondern jemanden, der uns auf der langen Strecke begleitet." Das, was man von Geely wisse, spreche bisher auch dafür. "Geelys Einstieg bei Volvo war nie schädlich. Generell gibt es bisher eher positive Erfahrungen mit chinesischen Investoren, sie treten mit langfristigen Interessen auf", sagte Zitzelsberger der Deutschen Presse-Agentur. "Und mit zehn Prozent Beteiligung ist Geely zwar der größte Einzelaktionär, aber kein Alleinentscheider."

Daimler ist selbst bereits eng auch mit anderen Firmen in China vernetzt. Gemeinsam mit dem langjährigen Partner BAIC Motor will der Konzern die Produktionskapazitäten der Marke Mercedes-Benz ausbauen, um die steigende Nachfrage besser bedienen zu können. Die Unternehmen investieren dazu rund 1,5 Milliarden Euro in ein weiteres Werk.

Die übrigen Daimler-Aktionäre zeigten sich vom Geely-Einstieg alles andere als begeistert. Obwohl auf große Anteilskäufe oft Kursgewinne folgen, gaben die Aktien des Stuttgarter Autobauers am Montag zeitweise spürbar nach.

Volvo Trucks reagiert auf Deal

Beim Lkw-Bauer Volvo in Schweden führte der Deal zu personellen Konsequenzen. Hakan Samuelsson werde im April den Aufsichtsrat verlassen, teilte die Volvo Group am Montag mit. Samuelsson ist zugleich Vorstands-Chef beim rechtlich selbstständigen Autobauer Volvo Cars, der nur Pkw anbietet und von Geely kontrolliert wird. Daimler und Volvo sind direkte Konkurrenten bei Lastern und Bussen. Es sei nicht wünschenswert, dass jemand Einsicht in beide Unternehmen habe, hieß es.

Zu dem angeblich geplanten Gespräch zwischen Li Shufu und dem Wirtschaftsberater von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Lars-Hendrik Röller, wollte die Bundesregierung am Montag keine Auskunft geben. Die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer sagte lediglich, bei dem Erwerb der Daimler-Aktien handele es sich um eine "unternehmerische Entscheidung". Der Berater der Kanzlerin führe zahlreiche politische Gespräche mit Wirtschaftsvertretern. "Zu konkreten Terminen geben wir grundsätzlich keine Auskunft." (dpa)

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KOMMENTARE


Frank Fehling

26.02.2018 - 17:30 Uhr

Man muss diese Frage stellen: Warum kaufen reiche Chinesen unsere Deutschen Firmen? Das Rästellösung ist ganz einfach. Das Know how ist kostengünstiger.Vielleicht werden durch diese Aktionen noch mehr Arbeitsplätze in der Deutschen Automobilindustrie vernichtet. Bald ist der Mensch überflüssig.


Günther Cohrs

26.02.2018 - 18:30 Uhr

Wenn ein Unternehmen an der Börse notiert ist, kann man sich die Gesellschafter eben nicht mehr aussuchen. Die fetten Gewinne in den letzten Jahren wären besser investiert worden mit Aktien-Rückkäufen als den Vorstandsmitgliedern ins Jacket zu stecken.


Jörg Herrmann

27.02.2018 - 14:35 Uhr

Wieso sind die Börsenspekulanten alarmiert? Sie hätten die Aktien auch kaufen können. Als autoaffiner Milliardär würde ich einen Teil meines Vermögens auch bei Mercedes parken!


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