Daimlers japanische Nutzfahrzeug-Tochter Fuso rechnet für 2012 mit einem spürbaren Absatzplus. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir unser vorjähriges Wachstum knacken werden", sagte Markenchef Albert Kirchmann der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. Vergangenes Jahr hatte die Daimler-Tochter trotz der verheerenden Katastrophe in Japan rund 147.700 Fuso-Lastwagen abgesetzt (plus 5 Prozent). Die Schwaben halten knapp 90 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen mit dem Mitsubishi-Konzern. Fuso sorgt für gut ein Drittel der gesamten Daimler-Lkw-Verkäufe.
Laut Kirchmann steigerte Fuso den Absatz im ersten Halbjahr um rund 65 Prozent - ein Basiseffekt, der mit den zerstörerischen Auswirkungen der Naturkatastrophe zu erklären ist. Im bisherigen Rekordjahr 2008 setzte Daimler mit Fuso 197.700 Trucks ab. Diese Bestmarke scheint nun nicht mehr allzu fern. "Das erste Halbjahr 2012 lag auf dem Niveau des historischen Hochs aus 2008", verriet Kirchmann. 92.944 Einheiten kamen bis Juli zusammen. Der Halbjahresrekord steht bei 96.000. Neben Asiens Märkten laufe es vor allem im Mittleren Osten und Afrika gut. Der US-Markt verhalte sich dagegen im leichten Fuso-Segment eher gedämpft und Europa zeige weiterhin starke Schwankungen.
Fuso ist - teils mit Kooperationen - weltweit in 150 Märkten unterwegs. Etwa 80 Prozent des Geschäftes laufen außerhalb Japans. Mit der Marke Bharat-Benz stößt Daimler derzeit auf den riesigen Lkw-Markt Indien vor - und nutzt dabei auch Fuso-Technik. Die Produktion wird gerade hochgefahren, 2013 will Daimler laut früheren Aussagen rund 12.000 Bharat-Benz in Indien verkaufen. "Die ersten Kundenreaktionen sind äußerst vielversprechend", sagte Kirchmann. Das neue Werk im südindischen Oragadam soll später einmal auch zur Exportbasis werden. "Das ist bei uns auf dem Radarschirm. Aber jetzt ist erstmal die Priorität Indien. Der Markt ist nicht nur groß, sondern auch bedeutungsvoll genug, dass wir uns dort zu 100 Prozent auf den Anlauf konzentrieren."
Strategisch will Kirchmann bei Fuso das zentrale Verkaufsargument Spriteffizienz weiter vorantreiben. "Wir haben Einsparvorteile beim Kraftstoff von fünf bis zehn Prozent gegenüber den Wettbewerbern." Eine Schlüsselrolle sieht der Manager in der Hybridisierung der Laster - also der Kombination von Batterieantrieb und klassischem Verbrennungsmotor. Im Herbst startet die Hybridversion des leichten Fuso-Lkw-Modells Canter in Europa, wo Fuso in Portugal produziert.
Forschungs- und Entwicklungszentrum für die alternativen Antriebe
Die japanische Tochter ist das unternehmensweite Forschungs- und Entwicklungszentrum für die alternativen Antriebe in Daimlers großem Nutzfahrzeugreich. Kirchmann glaubt, dass sich die aus Autos bereits bekannte Technik auch bei Lastwagen zunehmend durchsetzt. "Ich bin sehr überzeugt davon, dass die Hybridtechnik weiter Einzug halten wird in die Lkw - und zwar auch im Schwer-Lkw-Bereich. Dort haben wir schon einen Pilotversuch und messen bis zu zehn Prozent Kraftstoffeinsparung. Deshalb werden wir an der Ecke auch aktiv weiterarbeiten."
Die Canter-Hybridversion koste etwa 8.500 Euro mehr als die reine Verbrennervariante. "Die Mehrkosten sind bei einer durchschnittlichen Nutzung nach rund drei bis vier Jahren wieder aufgefangen", berichtet der Fuso-Chef. Ein Absatzziel für Europa nannte er nicht. "In Japan haben wir in den vergangenen zwei Monaten die Erfahrung gemacht, dass zwischen fünf und zehn Prozent der Bestellungen Hybrid sind."
Kirchmann sieht auch das rein elektrische Fahren in der Welt der Nutzfahrzeuge herannahen. "Von Hybrid zu Elektrik ist der Weg nicht allzu weit. Ob das zunächst länger eine Nische bleibt oder rasch eine nennenswerte Stückzahl ergibt, vermag ich noch nicht zu sagen. Aber ich glaube, dass man als Nutzfahrzeughersteller der Zukunft nicht besteht, wenn man an der Ecke mittelfristig nicht ein Angebot hat." Wann genau die Serienproduktion eines E-Lasters für Fuso realistisch sein könnte, grenzte der Manager nicht näher ein. (dpa)