Nach der Rückkehr in die Gewinnzone hat der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental im vergangenen Jahr neue Rekordzahlen eingefahren. Die Zuversicht der Hannoveraner hält auch 2012 an - in Europa rechnen sie wegen der schwächelnden Nachfrage allerdings mit starken Bremsspuren.
Wie Vorstandschef Elmar Degenhart am Donnerstag berichtete, verdiente der Konzern 2011 dank der robusten Autokonjunktur 1,242 Milliarden Euro, nach 576 Millionen im Vorjahr. Für jede Aktie sollen 1,50 Euro als Dividende ausgeschüttet werden. Der Umsatz stieg um 17 Prozent auf 30,5 Milliarden Euro - auch dies ein neuer Bestwert. Die neue Arbeitsdirektorin Elke Strathmann kündigte an, dass Continental bis zum Jahresende mehrere tausend Jobs schaffen werde. Derzeit hat der Konzern in aller Welt knapp 164.000 Beschäftigte.
Conti baut derzeit sein weltweites Werksnetz aus. Das Unternehmen beurteilt die europäische Entwicklung indes skeptischer als in anderen Märkten. "Aufgrund der schlechten Wirtschaftsaussichten für weite Teile des Euroraums rechnen wir mit einem deutlichen Rückgang der Neuzulassungen für diese Region", sagte Degenhart. Weil deutsche Exporte dagegenhielten, werde die Pkw-Produktion nur um 5 Prozent auf 19 Millionen Einheit sinken - andernfalls könnte das Minus wohl noch größer sein. Das wichtige Ersatzreifen-Geschäft dürfte dem Manager zufolge auch in den USA und Kanada lediglich leicht anziehen. In Asien und Nordamerika gehe es derweil gut voran.
Den Trend bei der globalen Fahrzeugproduktion schätzt der Conti-Chef als leicht positiv ein. Nach rund 76 Millionen Autos 2011 könnten nun etwa 77 Millionen Autos gebaut werden. "Wir blicken mit vorsichtigem Optimismus auf das neue Geschäftsjahr", erklärte Degenhart. "Wesentlicher Treiber des Wachstums wird Asien bleiben." Die Hannoveraner stockten ihre Investitionen zuletzt um mehr als 400 Millionen auf über 1,7 Milliarden Euro auf. Degenhart will nachlegen: "Unser Sonderprogramm im Reifenbereich beinhaltet eine massive Ausweitung der Kapazitäten - insbesondere in Brasilien, Russland, Indien und China." Wie im Vorjahr sollen mindestens zwischen fünf und sechs Prozent des Umsatzes in die Standorte und Produktionstechnologien fließen, nach Möglichkeit sogar mehr.
"Und wir wollen in den USA wieder angreifen und Marktanteile gewinnen", ergänzte Degenhart. In der Forschung bleibe die Elektromobilität der Schwerpunkt. Parallel hierzu will Conti den auf knapp 6,8 Milliarden Euro verringerten Schuldenberg weiter abbauen.
Kooperation zwischen GM und PSA bietet Chancen
Branchenbeobachter halten im Herbst eine Rückkehr des Konzerns aus dem Börsenindex MDax in den deutschen Leitindex Dax für möglich. Ob dies wahrscheinlicher werde, falls sich der Großaktionär Schaeffler von weiteren Conti-Anteilen trennen und der Streubesitz zunehmen sollte, wollte der Vorstand nicht kommentieren. Über die bis zu 40 laufenden Gemeinschaftsprojekte hinaus sei derzeit keine Fusion geplant, sagte Degenhart: "Da kann ich nur sagen, dass nach wie vor keine Diskussion stattfindet, beide Unternehmen zu kombinieren."
Auch die am Mittwoch bekanntgegebene Kooperation zwischen dem weltgrößten Autobauer General Motors (GM) und dem angeschlagenen französischen Wettbewerber PSA Peugeot Citroën könnte Continental zusätzliche Geschäfte einbringen. "So eine Veränderung bietet immer Chancen und Risiken. Wir sehen ganz klar: Die Chancen für unser Unternehmen überwiegen", meinte Degenhart. Möglicherweise könnte die Zusammenarbeit der beiden Autohersteller und die Verwendung gleicher Teile ein höheres Auftragsvolumen zur Folge haben. PSA zählt nach Angaben Degenharts zu Contis "Top-Ten-Kunden weltweit". (dpa)