Anstelle einer schnellen Einigung bahnt sich im Ringen um die Übernahme von Opel ein harter Verhandlungsmarathon an. "Wir arbeiten rund um die Uhr, um das beste Ergebnis für Opel, General Motors und den deutschen Steuerzahler zu erzielen", hieß es in Kreisen des US-Konzerns am Donnerstag. Doch vorerst sind die Fronten verhärtet. Bund und Länder haben sich klar für den österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna als Käufer für den angeschlagenen Autobauer ausgesprochen. GM bevorzugt hingegen das Konzept des Finanzinvestors RHJ International. Inzwischen ist der Bieterstreit um Opel nur noch ein Zweikampf. Der chinesische Hersteller BAIC ist praktisch ausgeschieden. "Wir haben gemeinsam vereinbart, weitere Detailgespräche mit Magna und RHJI zu führen, um die Zukunft von Opel zu sichern", sagte der Verhandlungsführer des US-Konzerns General Motors (GM), John Smith, am Donnerstag laut Mitteilung. Am Vortag hatten GM und Vertreter von Bund und Ländern in einer vierstündigen Verhandlungsrunde im Berliner Kanzleramt über die drei Vertragsentwürfe zum Einstieg bei Opel debattiert, die am Montag eingegangen waren. Smith sprach laut einer Mitteilung von GM Europa in Zürich von einer "guten, umsichtigen Diskussion" über die wichtigsten Aspekte und Kennzahlen der drei Offerten. Bei den Gesprächen im Kanzleramt war aber auch klar geworden, dass GM bei allen Angeboten noch Klärungsbedarf sieht. Die einstige Opel-Mutter wird in den kommenden Tagen weiter intensiv mit den Regierungen in Deutschland und anderen Opel-Standortländern sowie der Europäischen Kommission sprechen. Voraussichtlich in der kommenden Woche sollen Gespräche mit dem GM-Aufsichtsrat und der US-Regierung als größtem GM-Aktionär folgen. Kompromiss auf politischer Ebene? Der US-Konzern strebt nach wie vor eine schnelle Einigung an. Ob diese wie angestrebt noch im Juli erfolgen kann, ist aber fraglich. Derzeit scheint die Hoffnung von GM aussichtslos, die deutsche Seite von RHJI zu überzeugen. Da beide Bieter Staatsgarantien in Milliardenhöhe verlangen, kann es ohne die Zustimmung von Bund und Ländern keinen Entscheidung geben. In Verhandlungskreisen wurde am Donnerstag vermutet, dass auf politischer Ebene zwischen Berlin und Washington ein Kompromiss gefunden werden müsse. GM dürfte RHJI bevorzugen, weil das Konzept des Finanzinvestors eine enge Kooperation mit GM vorsieht. Magna plant hingegen, eine weitgehend eigenständige europäische Gesellschaft zu gründen. Die Belgier bieten GM zudem die Aussicht, dass die Detroiter Opel in einigen Jahren wieder übernehmen können. Auch aus diesem Grund lehnen der Opel-Betriebsrat und die IG Metall den Einstieg des Finanzinvestors strikt ab.
BAIC aus dem Rennen: Duell um Opel
Magna und RHJI machen das Opel-Rennen unter sich aus. GM will nur noch mit den beiden Bieter-Favoriten weitere Detailgespräche führen. Der chinesische Autobauer ist praktisch ausgeschieden.