Nach Einschätzung des Branchenexperten Helmut Becker wird sich Tesla langfristig nicht gegen die wachsende Konkurrenz behaupten können. In einem Meinungsbeitrag für das liberal-konservative Magazin "Tichys Einblick" nennt der ehemalige Chefökonom von BMW drei Hauptgründe für den erwarteten Abstieg des US-Elektroautoherstellers: "Das Unternehmen ist eine One-Man-Show, die Modellpalette ist zu schmal, und der Wettbewerb holt auf."
Gerade die Fokussierung auf reine Elektroautos sieht Becker kritisch. Tesla fehle die Hybridtechnik, von der die traditionellen Hersteller aktuell stark profitieren würden. Becker: "Die deutschen Wettbewerber setzen neben den bewährten Verbrennern als sicherem Cash-Generator und der Batterieelektrik mehr und mehr auf Plug-in-Hybrid-Technologie (PHEV), um dem Bedürfnis der Kunden nach berechenbarer Reichweite zu entsprechen." Der Markt favorisiere eine Technologie, über die Tesla nicht verfüge.
Zudem ist die Fahrzeugpalette aus Sicht von Becker zu stark auf das Premiumsegment fokussiert, mit dem sich aber die notwendigen Steigerungsraten nicht erzielen lassen, um den aktuell hohen Börsenwert zu halten. Der Modelloffensive an kompakten Elektroautos habe Tesla nichts entgegen zu setzen. Zwar diskutiere Firmenchef Elon Musk über einen Van und Mini-Van. "Für die Milliarden an Entwicklungskosten für eine solche strukturelle Erweiterung müssten die bisherigen Modelle aber erst einmal Gewinne einfahren. Was sie allerdings nicht tun", so Becker. Tesla habe nicht einmal genug Geld für übliche Modellpflegemaßnahmen für die in die Jahre gekommenen Model X und S.
Tesla Model S Plaid
BildergalerieBecker betont: "Aus dem Jäger von einst ist der Gejagte von heute geworden. Tesla sitzt in der Wachstumsfalle, denn das Marktwachstum bei Elektroautos findet in Zukunft vor allem bei PHEV-Autos statt, nicht bei reinen Elektroautos. (…) Da es Tesla selbst in Monopolzeiten nicht gelungen ist, rentabel zu wachsen, ist das nunmehr mit zunehmender Oligopolisierung des Marktes unmöglich geworden."
Tesla ist derzeit an der Börse mehr wert als alle Autobauer der USA und Europas zusammen. Das Unternehmen hatte 2020 erstmals seit Gründung im Jahr 2003 ein Geschäftsjahr mit schwarzen Zahlen abgeschlossen hat, der Gewinn lag bei 721 Millionen US-Dollar (wir berichteten).
Prof. Dr. Roland Vogt
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