Opel tritt angesichts der Absatzkrise in Russland auf die Bremse: Der Autohersteller fährt seine Produktion in dem Land zurück, 500 Mitarbeiter sollen gehen. Zudem wird das Werk in St. Petersburg künftig nur noch im Einschichtbetrieb gefahren, wie die Tochter des US-Konzerns General Motors am Dienstag am Stammsitz in Rüsselsheim mitteilte.
Gleichzeitig tauscht GM Europa sein Spitzenpersonal vor Ort aus: Die Leitung des Russlandgeschäfts übernimmt mit sofortiger Wirkung die bisherige Chefin für Einkauf und Logistik der Opel Gruppe, Susanna Webber. Ihr Vorgänger Andy Dunstan, der das Russland-Geschäft erst seit November 2013 verantwortete, muss ins zweite Glied rücken: Er wird Vize-Präsident in Russland.
Die Russland-Aktivitäten von GM werden erst seit Jahresbeginn von Europa aus gesteuert. Zuvor war General Motors International Operations (GMIO) dafür verantwortlich. Noch 2013 war Russland nach Deutschland und Großbritannien der drittgrößte Markt für den Hersteller, wie Opel-Chef Karl-Thomas Neumann betonte. Nach Firmenangaben verkaufte GM 2013 rund 275.000 Autos in dem Land. Doch aktuell stecke dieser Markt in ernsten Turbulenzen, begründete Neumann die Maßnahmen: "Wir glauben an das langfristige Potenzial Russlands, aber Volumen und Preise sind momentan unter starkem Druck und der Rubel verliert weiter an Wert."
In den ersten acht Monaten des Jahres sank der Automobil-Gesamtmarkt in Russland nach den Angaben um 12,1 Prozent. Die Opel-Gruppe traf es noch härter: Der GM-Marktanteil mit den Marken Opel, Chevrolet und Cadillac sei in dem Zeitraum von rund 9 Prozent auf 7,8 Prozent gefallen. "Da dies alles Einfluss auf unsere Geschäftsergebnisse hat und im weiteren Jahresverlauf auch weiter haben wird, ergreifen wir jetzt Maßnahmen, um das Risiko zu minimieren und auf Kurs zu bleiben", sagte Neumann.
Abfindungsangebote für rund 500 Mitarbeiter
Aktuell hat die Opel Gruppe in Russland etwa 4.000 Mitarbeiter, davon knapp 2.000 in St. Petersburg. Dort werden der Opel Astra und der Chevrolet Cruze gebaut. Da der Absatz bröckelt, soll die Belegschaft in dem Werk verkleinert werden: Opel will rund 500 Mitarbeitern freiwillige Abfindungsangebote unterbreiten. Andere GM-Fahrzeuge kommen aus den Werken der Partner Avtotor und GAZ in Kaliningrad und Nischni Nowgorod. Der Chevrolet Niva wird im GM-Avtovaz Joint-Venture in Togliatti produziert. Insgesamt fertigt die Opel-Gruppe nach Unternehmensangaben rund 90 Prozent der Autos, die in Russland verkauft werden, vor Ort.
"Wir stehen zu unseren angekündigten Investments in das Joint-Venture GM-Avtovaz, das gerade den Marktstart des neuen Chevrolet Niva im Jahr 2016 vorbereitet", sagte Neumann. "Neue Presswerke und Karosseriefertigungen sowie ein neues Logistik-Center sind Teil des Investments in der Region Samara." Eines der Hauptziele sei es, die Lokalisierung der Zulieferer in Russland zu beschleunigen. Im Durchschnitt über alle Werke hinweg sollen zukünftig 60 Prozent aller Teile vor Ort eingekauft werden.
Webber begann ihre Karriere bei GM 1997 und hatte Positionen im Einkauf, im Bereich Supply Chain und im Kostenmanagement inne. Seit 2010 war Webber für Einkauf und Logistik in Europa verantwortlich. Im Januar 2011 wurde sie zum Vorstandsmitglied der Adam Opel AG ernannt und im Juli 2014 zur Geschäftsführerin Einkauf und Logistik der Opel Group. Ihre Nachfolgerin in Rüsselsheim wird Katherine Worthen, derzeit noch Executive Director Chassis Systems im Bereich Einkauf und Logistik bei General Motors. (dpa/se)