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Abgas-Skandal: US-Händler zerrt VW vor Gericht

07.04.2016 08:50 Uhr
Volkswagen steht der erste Rechtsstreit mit einem Händler aus dem eigenen US-Vertragsnetz ins Haus.

Jetzt also auch noch eine Klage aus den Reihen des eigenen Vertriebs. Doch es scheint ein Alleingang zu sein - die Mehrheit der US-Partner will Kompensationen auf anderem Wege erstreiten.

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In dem Skandal um manipulierte Abgaswerte steht Volkswagen der erste Rechtsstreit mit einem Händler aus dem eigenen US-Vertragsnetz ins Haus. Der Besitzer dreier Autohäuser reichte am Mittwoch bei einem Gericht im US-Bundesstaat Illinois Klage wegen Betrugs gegen den deutschen Hersteller ein, wie die zuständige Anwaltskanzlei Hagens Berman mitteilte. Bei den Vorwürfen gegen VW geht es auch um unlautere Vertriebspraktiken und Preisgestaltung. 

Der Handelspartner fühle sich durch den Abgas-Schwindel systematisch getäuscht, so Hagens Berman. Die Kanzlei will die Weichen für eine Sammelklage stellen, der sich weitere Händler anschließen könnten. "Volkswagen prüft die Klageschrift", sagte eine Sprecherin. Man sehe sich verpflichtet, die Diesel-Probleme so schnell wie möglich zu lösen und das Vertrauen der Kunden und Händler zurückzugewinnen. 

Die Mehrheit der VW-Autohäuser in den USA distanzierte sich in einer Stellungnahme des Verbands der Vertragshändler von dem Rechtsstreit. Bei der Klage handele es sich um einen "Sonderfall", erklärte Alan Brown, der Vorsitzende der Vereinigung. Der weit überwiegende Teil des US-Vertriebs verstehe, dass es entscheidend sei, die Auseinandersetzung mit VW vereint zu klären. 

Die etwa 650 US-Händler von VW fordern als Kompensation für ihre Nachteile durch den Abgas-Skandal ein klares Bekenntnis zum US-Markt und finanzielle Unterstützung des Konzerns. Sollte sich der Vertrieb auf breiterer Front gegen den Konzern wenden, wäre das für die ohnehin schwierige Zukunft in den USA hochbrisant. Die Händler sind der Schlüssel zur Kundschaft. 

Mit der Installation von illegalen Betrugs-Programmen zur Abgas-Manipulation habe Volkswagen Vertragshändler gezielt betrogen und in illegale Praktiken verwickelt, meint Klägeranwalt Steve Berman. "VW hat Informationen über das 'Dieselgate'-Fiasko zurückgehalten und die Händler sich selbst überlassen, als der Skandal ausbrach."

Der Frust ist groß

Der Frust im Vertragsnetz war zuletzt gestiegen. Anfangs hatten sich die Autohäuser noch loyal gegenüber VW gezeigt. Doch der Unmut nahm im März mit dem Rücktritt des beim Vertrieb hochgeschätzten US-Chefs Michael Horn zu. Inzwischen fordern Händler immer offener Entschädigungen.

VW-Markenchef Herbert Diess hatte am vergangenen Samstag bei einem Treffen in Las Vegas versucht, die Verkäufer milde zu stimmen. Wie die künftige Strategie des Konzerns auf dem US-Markt konkret aussehen wird, blieb jedoch weitgehend offen. Die Händler leiden erheblich unter dem Diesel-Skandal. Die Affäre hat das Vertrauen in VW erschüttert und die Verkaufszahlen stark sinken lassen. 

Volkswagen hatte im September nach Vorwürfen der US-Umweltbehörde EPA eingeräumt, seit 2009 mit einer speziellen Software Abgastests in den USA ausgetrickst zu haben. Tatsächlich lag der Ausstoß des Schadstoffs Stickoxid um ein Vielfaches über den gesetzlichen Grenzwerten. Der Konzern ist mit Hunderten Zivilklagen und strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert. Es drohen Milliardenstrafen. (dpa)

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KOMMENTARE


Rudi S.

07.04.2016 - 09:52 Uhr

Ich denke mal, der Frust in Deutschland wird auch immer größer. Dass hieraus solche Reaktionen entstehen ist mehr als verständlich. Offensichtlich ist der Kurs des "Aussitzens" dann doch nicht der optimale!?


Michael H.

07.04.2016 - 10:53 Uhr

@ Rudi S.Ich sehe es genauso - irgendwann werden auch die deutschen Händler auf die Barrikaden gehen bzw. sollten sie zumindest. Während die amerikanischen Händler und Kunden wieder umworben werden, wird der deutsche Kunde und Händler im Schatten stehen gelassen. Hier bekommt kein Kunde eine Wiedergutmachung - in meinen Augen eine absolute Frechheit und Diskriminierung. Dass das Aussitzen bei den Deutschen funktioniert haben wir ja leider Gottes oft genug miterleben dürfen >:-(In dem Sinne - viele aufweckende Grüße von einem Verkäufer der bayrischen Schmiede!


A.Schmu

07.04.2016 - 11:23 Uhr

völlig normale Reaktion. Falls der Händler Verfehlungen aufweist ( z.B. in Bezug auf die Kundenzufriedenheit, oder schlechte Werkstatt Tests ) wird dies auch seitens der Hersteller mit Strafen geahndet. Warum auch nicht andersrum? betrug ist und bleibt Betrug - nochmals : ein wenig schwanger gibt es nicht


Harald aus Hessen

07.04.2016 - 19:57 Uhr

2009 - da war Herr Pierch doch noch im Amt - immer "hauptamtlich" interessiert an absolut aller Technik, die in den Konzern-Fahrzeugen verbaut wurde. Speziell an der Dieseltechnik, die er unbedingt in den USA implementieren wollte! Und er hat nix von den Tricks gehört? Das ist absolut unwahrscheinlich! Das klingt so, wie in Krimis: Gangster berichtet was zum Obergangster, und der "nickt", oder gibt einen Befehl, der wortwörtlich absolut nix mit dem geplanten Tot des Gegners zu tun hat - aber dem Berichter völlig klar macht, was zu tun ist...In diesem Fall könnte es die "brilliante" Idee eines Ingenieurs (vielleicht bei einem Bier?) gewesen sein, der an Steuermodulen arbeitet(e). Der wies zwar auf die Ungesetzlichkeit dieses Programms hin, aber der VW-Freund war Feuer und Flamme - und sagte es seinem Chef. Auch der - geknechtet durch finazielle Engpässe in der Forschung/Entwicklung - gab diese "Lösung" an seine Chefs weiter - bis es zum Oberchef kam, der - wie auch immer - sein OK dazu gab. Hätte es so sein können? Es erstaunt mich, dass Herr Pierch in keinem der Skandal-Artikel erwähnt wird. Warum eigentlich nicht?


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