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Abgas-Skandal: Audi-Chef unter Betrugsverdacht

11.06.2018 11:56 Uhr
Audi-Chef Rupert Stadler
© Foto: picture alliance / Marijan Murat/dpa

Nach zwei großen Razzien bei Audi verdächtigt die Justiz jetzt auch den Vorstandschef Stadler selbst des Betruges mit manipulierten Dieselautos. Zum ersten Mal durchsuchten die Ermittler seine Privatwohnung in Ingolstadt.

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Im Skandal um manipulierte Diesel-Fahrzeuge des VW-Konzerns rückt nun auch Audi-Chef Rupert Stadler in den Fokus der Ermittler. Die Münchner Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren gegen Stadler sowie weiteres Mitglied des Vorstands der VW-Tochter eingeleitet. Sie legt ihnen "Betrug sowie mittelbare Falschbeurkundung zur Last". Die beiden hätten Dieselautos mit manipulierter Abgasreinigung in Europa in den Verkehr gebracht, teilte die Staatsanwaltschaft am Montag mit.

Beim Mutterkonzern Volkswagen hieß es: "Für die im Rahmen der Ermittlungen heute namentlich bekannt gewordenen weiteren Beschuldigten gilt weiterhin die Unschuldsvermutung." Vor dem Hintergrund der laufenden Verfahren würden die Vorgänge inhaltlich nicht weiter kommentiert. Ein Audi-Sprecher sagte in Ingolstadt: "Wir kooperieren vollumfänglich mit der Staatsanwaltschaft." Die nächsten Aufsichtsratssitzungen bei VW und Audi sind für Ende Sommer geplant.

Stadler ist seit elf Jahren Audi-Chef. Zur Sicherung von Beweismaterial seien die Privatwohnungen von Stadler und dem nicht genannten Vorstandsmitglied durchsucht worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die Zahl der Beschuldigten sei damit auf 20 gestiegen.

Rücktrittsforderungen werden lauter

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) fordert Stadlers Rücktritt. "Wie für jeden gilt auch für Herrn Stadler die Unschuldsvermutung. Dennoch: Es ist höchste Zeit, dass er als Audi-Chef zurücktritt", sagte DSW-Experte Andreas Breijs der "Rheinischen Post" in Düsseldorf. "Entweder hat er von dem Betrug nichts gewusst, dann muss er die Verantwortung für das Organisationsversagen übernehmen. Oder er hat etwas von den Manipulationen gewusst, und darauf deutet einiges hin, dann muss er dafür gerade stehen."

Stadler soll nach der Aufdeckung der Manipulationen in den USA von den falschen Abgaswerten auch in Europa gewusst haben, aber anders als in den USA keinen Vertriebsstopp angeordnet haben. Die Ermittler stützten sich auf die Auswertung von Korrespondenz, verlautete aus Ermittlerkreisen. Im März 2017 und im Februar 2018 hatte es in der Audi-Zentrale in Ingolstadt und im Werk Neckarsulm Razzien gegeben.

Ein Top-Manager in U-Haft

Als einziger Beschuldigter sitzt ein ehemaliger Chef der Audi-Motorenentwicklung und Porsche-Entwicklungsvorstand in Untersuchungshaft. Er war im September 2017 verhaftet worden. Einer seiner früheren Mitarbeiter bei Audi in Neckarsulm war nach mehreren Monaten Untersuchungshaft im November 2017 wieder freigekommen.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt gegen VW-Konzernchef Herbert Diess und VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch wegen des Verdachts, Anleger zu spät über Finanzrisiken des Dieselskandals im VW-Konzern informiert zu haben. Dieser betraf auch Millionen VW-Autos mit manipulierten Vierzylindermotoren.

Audi soll in den USA und Europa von 2009 an rund 220.000 Dieselautos mit Schummelsoftware verkauft haben. Für ein Viertel der betroffenen Audi-Sechszylinder-Motoren stehen die Bescheide und Software-Update-Genehmigungen des Kraftfahrtbundesamtes noch aus. Der Skandal hat Audi bisher 2,25 Milliarden Euro gekostet. 

Seit Ende 2015 hatten sechs Audi-Vorstände ihren Hut nehmen müssen. Gegen Stadler waren immer wieder Rücktrittforderungen laut geworden. Er genießt weiterhin das Vertrauen der Familien Porsche und Piëch, die einen Großteil der VW-Aktien halten. (dpa)

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KOMMENTARE


Carajan

11.06.2018 - 16:16 Uhr

Wer hält hier wohl die schützende Hand über die Person Rupert Stadler? Im Konzern wird über Compliance und ähnliche ethische Werte gesprochen, geholfen hat’s fast nichts. Es wird Zeit, das hier der komplette Konzernvorstand von „Altlasten“ befreit wird, damit das Unternehmen endlich wieder in ruhigeres Fahrwasser kommt. Auch die Herren Piëch und Porsche müssen sich eigentlich den Fragen der Justiz stellen, schließlich sind sie nicht nur Eigner, sondern auch in gewisser Form Manager. Es ist kaum vorstellbar, das die Eignerfamilien, insbesondere Herr Ingenieur F. Piëch völlig ahnungslos in dieser Sache waren - ja eigentlich waren Winterkorn, Stadler und Co. doch größtenteils bestenfalls Interessenvertreter der Familien. Hier geht es um eines der bedeutendsten Unternehmen in Europa, mit sehr vielen Arbeitsplätzen und die gilt es zu halten!!!!! Da hilft es auch nicht, das jetzt auch andere Marken mehr und mehr in den Fokus geraten. Auch das Unternehmen, das Mister Z. vertritt sollte hier nicht zu lange warten,


Frank Oesterle

11.06.2018 - 17:34 Uhr

Es ist an der Zeit, Realitäten in die Diskussion um Fahrzeugabgase zu bringen. Solche fehlen bisher.Als zu Anfang der 80er die ersten Abgasvorschriften eingeführt wurden, war dies auch bitter nötig. D1, D2 und Euro 1 bis 3 brachten dann eine extreme Verringerung der Emissionen. Mit Euro 3 waren diese um ungefähr 96 % reduziert, der Aufwand hierfür hielt sich in vernünftigen Grenzen.Euro 4 war dann weitgehend Kosten-Nutzen-neutral. Die Emissionen wurden wohl noch etwas gesenkt (bei weitem aber nicht so wie die vorhergehenden Maßnahmen), der Aufwand hierfür egalisierte den Erfolg jedoch weitgehend.Schlimm wurde es dann mit Euro 5, katastrophal mit Euro 6: die Grenzwerte konnten vermehrt ohne Tricksereien nicht mehr eingehalten werden, die ökologischen (und andere) Nachteile überwogen die Vorteile bei weitem, die Verordnungen waren und sind an Kontraproduktivität kaum zu übertreffen.Und jetzt: WLTP und dann auch noch RDE. Die Hersteller erkennen, dass das nicht mehr geht. In Unterscheidung zu Politikern sind weder Chemie noch Physik käuflich. Die Grenzwerte können nicht mehr erreicht werden, nicht nur durch Porsche nicht (wer, wenn nicht Porsche, könnte es?). Man kann davon ausgehen, dass in wenigen Wochen die Hersteller den Politikern in Brüssel mitteilen, dass die Autoproduktion zumindest in Deutschland (der Rest trickst weiter) für Europa eingestellt wird. Hatten wir schon mal, in Kuba, ab Anfang der 60er. Die Ursache lag damals auch im Sozialismus.Die Lösung: zurück ungefähr zu Euro 4, Erhöhung der Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide auf das 20 bis 50-fache. Weder Umwelt noch Menschheit würden etwas bemerken, das Problem wäre vom Tisch. Ich gehe jedoch eher davon aus, dass sich die EU mit Tempo in den Abgrund manövriert.


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