Von Doris Plate
Der Rückruf der Dieselfahrzeuge des Volkswagen-Konzerns liegt weiter hinter dem Zeitplan. Nach Informationen von AUTOHAUS wurden bisher erst ein Viertel der betroffenen Fahrzeuge in die deutschen Werkstätten gerufen. Insider gehen sogar von noch geringeren Zahlen aus.
Der für den Dieselrückruf in Europa zuständige VW-Manager Manfred Bort hatte am Montag im Volkswagen-Mitarbeiter-Magazin "Inside" mitgeteilt, dass das KBA für 60 Prozent der betroffenen 8,5 Millionen Diesel-Fahrzeuge die nötige technische Umrüstgenehmigungen erteilt habe. "Zehn Prozent davon sind bereits umgerüstet." Volkswagen teilte auf Anfrage von AUTOHAUS mit, dass von den betroffenen Fahrzeugen, deren Halter zu Beginn des Rückrufprozesses gebeten wurden,einen Werkstatttermin zu vereinbaren, bereits 80 Prozent das Software-Update bekommen haben. Genaue Zahlen über den aktuellen Stand sind aber nicht zu bekommen. "Wir bewegen uns mit dem Rückrufprozess insgesamt im Zeitplan", heißt es aus Wolfsburg. Ursprünglich hatte VW die Umrüstungen aber noch 2016 weitgehend beenden wollen. Jetzt wird es wohl bis Herbst 2017 dauern.
Ein Problem auch für die Händler und Werkstätten, denn üblicherweise erhalten sie die Kompensation für ihre Ausgaben, wenn ein Rückruf abgeschlossen ist und jedes abgearbeitete Fahrzeug auch mit einer Bearbeitungsnummer versehen ist. Da aber schon jetzt bei manchen erhebliche Rechtsanwaltskosten auflaufen – ohne, dass das Fahrzeug bearbeitet werden kann – wollen sie eine Zwischenabrechnung. Wie VW-/Audi-Partnerverbandspräsident Dirk Weddigen von Knapp jetzt mitteilte, zeigt sich der Hersteller gegenüber diesen Forderungen aufgeschlossen und will Möglichkeiten prüfen, um schnellere Auszahlungen zu ermöglichen.
Personal und Werkstattersatzwagen
Auch beim Thema des zu viel eingestellten Personals und der zu hoch eingeschätzten Zahl der erforderlichen Werkstattersatzwagen für die früher erwarteten Rückruffahrzeuge sei der Verband im Gespräch mit dem Hersteller. Die Abrechnung dieser Kosten werde aber voraussichtlich erst zum Ende der Rückrufaktion erfolgen. Dieses Problem sei aber auch nicht so groß. Die meisten Betriebe hätten ohnehin nur mit ihren Mitarbeitern besprochen, bei Bedarf zu zwei Schicht-Betrieb oder anderen flexible Arbeitszeitlösungen greifen zu können.
Diese Situation könnte jetzt kommen, denn viele Kunden, die bereits eine Einladung zur Rückrufaktion bekommen haben, wollten mit dem Werkstattbesuch bis zum Reifenwechsel warten. Die Werkstätten sehen sich also möglicherweise schon in Kürze mit einem großen Andrang zu einer ohnehin schon sehr arbeitsintensiven Zeit konfrontiert. Laut Weddigen von Knapp würden deswegen schon einige Betriebe überlegen den Reifenwechsel an Dienstleister zu delegieren, um die eigenen Mitarbeiter für die Rückrufaktion einsetzen zu können.
Das Schlimmste sei für die Betriebe ohnehin der ideelle Schaden, sagte Weddigen von Knapp. Für die, die mit den Kunden vor Ort konfrontiert seien, habe der Hersteller ein Motivationsprogramm aufgelegt, was man als kleines Schmerzensgeld bezeichnen könnte.