Toyota Deutschland: "Viele Partner wollen investieren"

Toyota Deutschland ist dynamisch in das Jahr 2018 gestartet. Per Februar lagen die Zulassungen rund 20 Prozent über Vorjahr. Zwar hängt die Messlatte der 138.498 Einheiten aus dem Umweltprämienjahr 2009 (plus 43,1 Prozent zu 2008, Marktanteil 3,6 Prozent) hoch. Doch der damalige Importeurschef Alain Uyttenhoven steht auch heute wieder an der Spitze der Organisation und will gemeinsam mit einem gestrafften Händlernetz Anlauf auf die Marke von 90.000 Zulassungen nehmen. AH: Herr Uyttenhoven, welcome back. Von 2008 bis 2010 waren Sie schon einmal in Ihrer aktuellen Position tätig. Was haben Sie sich als neuer Toyota-Deutschland-Chef vorgenommen? A. Uyttenhoven: Ich möchte unsere beiden Marken Toyota und Lexus auf dem deutschen Markt wieder stark machen. Das soll sich an höheren Marktanteilen und Neuzulassungen bemerkbar machen. Aber auch an der Wahrnehmung der Marken durch unsere Kunden. Über zwei Prozent Händlerrendite AH: Wo setzen Sie Ihre Schwerpunkte, um die Ziele zu erreichen? A. Uyttenhoven: Wir haben eine gelungene Netzumstrukturierung hinter uns. Das war sicher eine komplizierte 000-Was heim - g Aufgabe, die mein Vorgänger Tom Fux mit der Mannschaft sehr gut umgesetzt hat. Ein wichtiges Ergebnis der neuen Netzstruktur ist, dass unsere Händler wieder sehr positive Zahlen schreiben. Die Rendite des Handels liegt über zwei Prozent. Das ist sehr anständig. 2016 hatten wir schon eine gute Zahl, aber 2017 wurde es deutlich besser. Das wollen wir beibehalten. Ein profitables Netz kann gute Mitarbeiter einstellen. Es ist nicht so einfach, ein Lächeln auf die Lippen des Kunden zu zaubern, wenn die Mitarbeiter nicht mitziehen. Die Basis haben wir jetzt. Nun wird die Marke Toyota neu positioniert. Wir haben den neuen Auris in Genf vorgestellt. Wie Lexus in den Jahren zuvor, wird Toyota mehr markante Autos auf den Markt bringen. Das Design wird sicher mehr polarisieren und darauf freuen wir uns mit unseren Händlern. Menschen, die künftig einen Toyota kaufen, sollen klar erkennen, warum sie sich für uns entschieden haben. AH: Geht es künftig um mehr Emotionen? A. Uyttenhoven: Genau so ist es! Wir wollen die Marke weiter emotionalisieren. Unsere beiden Stärken sind Langlebigkeit und die Hybridtechnologie. Die Langlebigkeit der Autos sorgt dafür, dass unsere Kunden sehr loyal und zufrieden sind. Wir haben uns 20 Jahre lang rechtfertigen müssen, warum wir uns mit dem Hybrid beschäftigen. Die aktuelle Entwicklung gibt uns allerdings Recht. Jetzt scheint es, dass wir eine Lösung für die Zukunft definiert haben. Das bringt uns neue Kunden. Menschen, die niemals zuvor an Toyota gedacht haben, kommen jetzt zu unseren Händlern und wollen mehr über die Hybridtechnologie wissen, und in Zukunft bieten wir bei neuen Modellen leistungsstarke Hybrid-Versionen an. Weiße Flecken im Netz besetzen AH: In welche Richtung werden Sie das Netz weiterentwickeln? Gleichzeitig geht es ja auch um Nachfolgeregelungen bei großen und mittleren Händlern? A. Uyttenhoven: Dies beschäftigt die gesamte Branche. Wir haben in Deutschland noch sehr viele Familienunternehmen, und der Konzentrationsprozess wird sich fortsetzen. Dies erfordert sicher Kapital und muss sorgfältig vorbereitet werden. Dieses Thema wird uns in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen. AH: Werden Sie versuchen, Vakanzen durch das bestehende Netz abzudecken, oder suchen Sie auch neue Händler? Wenn ja wo? A. Uyttenhoven: Mit der neuen Struktur haben wir die Zahl der Unternehmer bei Toyota auf 250 reduziert. Vor zehn Jahren hatten wir 650 Standorte. Jetzt haben wir noch 380. Unser Handel macht gute Geschäfte, und viele Partner wollen investieren. Diesem Wunsch werden wir entsprechen. Wir werden weiße Flecken zunächst an erfahrene Händler in unserem Netz geben. Ich möchte aber nicht ausschließen, dass wir bei Bedarf auch neue Partner einsetzen werden. Fokus auf Hybridtechnologie AH: In diesem Jahr wird es bei Toyota kein neues Modell geben. Wie werden Sie am Markt angreifen? A. Uyttenhoven: Das ist nicht ganz richtig. Zur Mitte des Jahres kommt der neue Aygo! Unsere Neuigkeit heißt seit 20 Jahren Hybrid und damit werden wir auch in diesem Jahr wachsen, weil wir diese Alleinstellung haben. Hybrid könnte eine Mainstreamlösung werden, obwohl wir nicht gegen den Diesel sind. Natürlich werden wir von der aktuellen Diskussion profitieren. Das ist aber nicht opportunistisch, weil wir seit zwei Jahrzehnten am Hybrid arbeiten. Noch zu den Neuheiten ab 2019: Wir haben den neuen Auris bereits präsentiert und ich weiß, was in den kommenden zwei Jahren kommt. Damit bin ich mehr als zuversichtlich. AH: Wann bauen Sie die SUV-Palette aus? A. Uyttenhoven: Wir beobachten sehr genau den SUV-Markt. Mit dem C-HR und dem RAV 4 sind wir sehr gut aufgestellt. Deutsche Umwelthilfe AH: Ist es nicht an der Zeit, dem Abmahnverein Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Förderung zu streichen? Diese dubiose Organisation macht ja auch Ihren Händlern das Leben schwer. A. Uyttenhoven: Wir arbeiten im Bereich der Taxi-Studie mit der DUH zusammen. Weltweit arbeiten wir mit verschiedenen NGOs zusammen. Mit der DUH bereits seit 20 Jahren. AH: Was erwarten Sie von Lexus? Sie waren vier Jahre Europa-Chef. A. Uyttenhoven: Es wird mit Lexus weitergehen. Mit dem UX hier in Genf haben Sie bisher nur den Start unserer neuen Modellpalette gesehen. Der UX wird aber sicher der Bestseller in Europa. Die 90.000 im Blick AH: Was hat sich seit 2010 am deutschen Markt verändert, wenn man vom Marktanteil von Toyota absieht? A. Uyttenhoven: Es gab damals eine Reihe von Marken, die noch nicht so präsent oder erfolgreich waren. 2010 gab es noch wesentlich mehr Händler an den Ausfallstraßen der Städte. Pro verkauftem Auto gab es viel mehr Autohäuser. Das ist deutlich weniger geworden. Es hat also eine sehr große Konzentration stattgefunden. Der Handel ist jetzt außerdem deutlich flexibler geworden. 1997 gab es noch kurze und lange Samstage. Alle mussten sich beeilen, samstags einzukaufen. Die Handelswelt wurde liberalisiert. AH: Mit welchen Stückzahlen rechnen Sie in 2018? A. Uyttenhoven: Wir wollen uns von 84.000 Neuzulassungen auf 87.000 steigern. Ich hätte aber nichts dagegen, noch näher an die 90.000 zu rücken. Mobilitätspakete und Online-Geschäft AH: Welche Rolle wird künftig der Neuwagenverkauf über Internet bei Toyota spielen? A. Uyttenhoven: Als Menschen oder vor allem als Männer neigen wir dazu, in Kategorien wie online oder offline zu denken. Der Kunde ist allerdings nicht so. Er kauft mal online, mal offline. Klar wird sich der Onlinehandel stärker etablieren. Denken Sie aber auch an den Gebrauchtwagen. 70 Prozent wollen ihr Auto zurückgeben. Es wird also künftig eine Mischung geben. Vor allem Kunden, die sich ein Auto mieten wollen, werden dies online tun. Wir werden also immer auch stärker anstelle des Autos Mobilitätspakete anbieten. Dafür wird die Bedeutung des Online-Geschäfts zunehmen. Wir haben beispielsweise festgestellt, dass jüngere Frauen sich verstärkt für den Internethandel interessieren, weil sie im Autohaus nicht immer den richtigen Ansprechpartner finden. AH: Herr Uyttenhoven, herzlichen Dank für das Gespräch! Interview: Ralph M. Meunzel Kurzfassung Der neue Importeurschef will die Marken Toyota und Lexus auf dem deutschen Markt wieder stark machen. Helfen sollen nicht nur leistungsstarke Hybrid-Modelle und markante Designs, sondern auch das neustrukturierte Vertriebsnetz. Die Rendite des Handels liegt bei über zwei Prozent.

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