Ausgabe 14-15/2013: Rechenkunst

Unternehmer sein ist schwer, es zu bleiben umso mehr! Wer sich zum Unternehmertum entschlossen hat und zum Beispiel ein Autohaus gründen oder übernehmen möchte, der hat sich schon intensiv mit der entsprechenden Materie beschäftigt - und für sich selbst positiv geklärt, dass es den eigenen Fähigkeiten und der eigenen Passion entspricht, ein Autohausunternehmen zu führen.Dabei stellen sich dem Existenzgründer im Vorfeld viele Fragen. Nicht nur nach der richtigen Marke, dem richtigen Standort, dem verfügbaren Marktvolumen oder der Wettbewerbssituation. Besonders wichtig ist es vor allem, die Frage zu klären, wie der Gründer oder die Gründerin sein oder ihr künftiges Unternehmen finanzieren kann, soll oder muss, um dauerhaft am Markt bestehen zu können. Hier geht neben vielem anderen mehr um das Thema Eigen- und Fremdkapital oder auch um lang- und kurzfristige Kredite und deren Einsatzmöglichkeiten und Bedingungen. Ganz besonders stellt sich aber auch die Frage nach öffentlichen Fördermitteln und Zuschüssen. Der Gründungsmonitor der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beschäftigt sich jährlich mit dem Gründungsgeschehen in Deutschland und thematisiert auch den Finanzbereich. Ausgewählte Schlüsselergebnisse aus dem KfW-Gründungsmonitor 2012 sind:-> Jeder dritte Existenzgründer mit Kapitalbedarf (31 Prozent) klagt über Probleme bei der Finanzierung.-> Für das Überleben von Existenzgründern gilt weiterhin: Nur jeder dritte Existenzgründer überlebt mit seiner Existenzgründung die ersten drei Jahre.-> Nur drei Prozent aller Existenzgründer mit Kapitalbedarf benötigen mehr als 100.000 Euro als Startfinanzierung zur Existenzgründung.Wenn also jeder dritte Existenzgründer über Probleme mit der Finanzierung klagt, zeigt dies die hohe Bedeutung, die der Finanzierung gerade von Existenzgründungsvorhaben beizumessen ist. Es ist also die Finanzierung, die für Existenzgründer vielfach problematisch ist und deshalb eine besondere Herausforderung darstellt. Und ohne stabile Finanzierung wird jede Existenzgründung zu einem unberechenbaren Abenteuer.Wie viel Geld für ein Autohaus?Gerade Autohäuser sind kapitalintensive Unternehmen und gehören somit bei Existenzgründungsvorhaben im Regelfall zu den 3 Prozent, die mehr als 100.000 Euro Kapitalbedarf verursachen. Markenabhängig wirken sich dabei Vorgaben hinsichtlich Grundstücksflächen, Gebäudearchitektur oder Vorratsvolumen auf den Kapitalbedarf aus. Schnell kommen da Millionenbeträge zusammen. Wie hoch der Bedarf genau ist, darüber entscheidet aber die individuelle Situation.Es bietet sich daher an, den Kapitalbedarf eines Autohauses anhand von Durchschnittswerten oder auf prozentualer Basis zu betrachten. Eine mögliche prozentuale Zusammensetzung zeigt die Tabelle.Handelt es sich bei der Unternehmensgründung um eine Kfz-Werkstatt, also einen reinen Servicebetrieb, ist der Kapitalbedarf deutlich geringer. Es entfällt die äußerst kapitalintensive Haltung des Fahrzeugbestandes. Betrachten wir allein diesen einen Posten, stellen wir schnell fest, dass finanzierungsbedingt zwischen den beiden Unternehmenstypen Welten liegen. Ein Beispiel: Der grobe Kapitalbedarf eines Autohauses, das 30 Neuwagen, zehn Vorführwagen und 80 Gebrauchtwagen vorrätig hält, liegt - je nach Fabrikat - zwischen 1.800.000 Euro und 4.800.000 Euro. Diese Position entfällt bei einer reinen Servicewerkstatt, so dass sich der Kapitalbedarf auf die Werkstatteinrichtung, die Ersatzteile und die Kundenforderungen - die mit entsprechendem Debitorenmanagement niedrig zu halten sind - reduziert. Festzuhalten ist dabei, dass die Fahrzeugfinanzierung, also die so genannte Einkaufsfinanzierung, gesondert zu betrachten ist. Denn sie ist über herstellereigene Banken zumeist getrennt von der Betriebsmittelfinanzierung darstellbar.Die EigenkapitalhöheEine der Kernfragen bei jeder Finanzierung ist die nach der Höhe des Eigenkapitals. Denn ohne Eigenkapital gewähren Banken keine Kredite. Gleiches gilt auch bei der Beantragung öffentlicher Fördermittel. So nennen die Förderrichtlinien beim ERP-Kapital für Gründung eine Bedingung: "Voraussetzung für eine Kreditgewährung ist der Einsatz eigener Mittel des Antragstellers. Die eingesetzten eigenen Mittel sollen 15 Prozent (alte Länder) beziehungsweise 10 Prozent (neue Länder) der förderfähigen Kosten nicht unterschreiten." Allerdings ist festzuhalten, dass eine Eigenkapitalquote von zehn bis 15 Prozent für Autohäuser auch unabhängig von den Vorschriften zur Gewährung öffentlicher Fördermittel ein Minimum darstellt, einerseits, um wirtschaftlich arbeiten zu können, und andererseits, um überhaupt Fremdkapital zu erhalten.Öffentliche FörderungMit Fördergeldern können Existenzgründer dann rechnen, wenn ihr unternehmerisches Vorhaben einen nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg erwarten lässt, der Antragsteller über die erforderliche persönliche und fachliche Qualifikation verfügt und die Umsatzerwartung in der Regel unter 50 Millionen Euro liegt. Mitfinanziert werden beispielsweise Grundstücke und Gebäude, Betriebseinrichtungen, Werkzeuge, Maschinen, Betriebsfahrzeuge, aber auch Lagerstätten. Die KfW stellt Existenzgründern beziehungsweise Unternehmensnachfolgern im Rahmen ihrer drei Hauptprogramme zinsgünstige Mittel zur Verfügung. Dies sind-> ERP-Kapital für Gründung,-> ERP-Gründerkredit - Universell sowie-> ERP-Regionalförderprogramm Die Programme sind dabei grundsätzlich miteinander kombinierbar.-> Beim "ERP-Kapital für Gründung"beträgt der Kredithöchstbetrag 500.000 Euro, die Kreditlaufzeit 15 Jahre bei sieben Jahren tilgungsfreier Anlaufzeit. Die Zinssätze liegen zwischen 0,4 (erstes bis drittes Jahr) und 2,55 Prozent (ab dem vierten Jahr).-> Beim "ERP-Gründerkredit - Universell" liegt der Kredithöchstbetrag bei zehn Millionen Euro. Die Laufzeiten liegen zwischen fünf und 20 Jahren. Die Zinssätze liegen zwischen einem und 6,9 Prozent (Stand 2. Mai 2013), je nachdem, welcher bonitätsorientierten Preisklasse der Antragsteller zugeordnet wird.-> Beim "ERP-Regionalförderprogramm" liegt der Kredithöchstbetrag bei drei Millionen Euro. Die Laufzeiten liegen zwischen fünf und 20 Jahren, die Zinskonditionen zwischen einem und 6,25 Prozent - je nach Preisklassenzuordnung.Beim ERP-Kapital für Gründung handelt es sich um ein Nachrangdarlehen, das Eigenkapitalfunktion erfüllt und nicht abzusichern ist. Für den Gründerkredit und das Regionalförderprogramm sind bankübliche Sicherheiten zu stellen.Guter Rat wird bezuschusstÜbrigens: Existenzgründer sind gut beraten, sich vor der Unternehmensgründung beraten zu lassen. Dann haben sie in den alten Bundesländern Chance auf bis zu 3.000 Euro und in den neuen Bundesländern auf bis zu 4.500 Euro Zuschuss. Die Antragstellung muss dabei vor Abschluss des Coachingvertrags erfolgen.*Der Autor ist Inhaber der Unternehmensberatung Herke, die auf die Finanz- und betriebswirtschaftliche Beratung von Autohausunternehmen ausgerichtet ist. Sie erreichen ihn unter info@unternehmensberatung-herke.deKURZFASSUNG1. Die Finanzierung ist eine zentrale Frage der Existenzgründung und entscheidet darüber, ob das neue Unternehmen dauerhaft am Markt bestehen kann.2. Wer einen Vollfunktionsbetrieb gründet oder erwirbt, muss mit deutlich mehr Kapitalbedarf rechnen als Gründer oder Käufer reiner Werkstätten.3. Die Gewährung öffentlicher Fördergelder setzt - genauso wie bei Bankkrediten - in der Regel eine bestimmte Eigenkapitalquote voraus.Die Serie "Der AH-Unternehmer"AUTOHAUS 12/2013: Der UnternehmenskaufAUTOHAUS 13/2013: Die familieninterne NachfolgeAUTOHAUS 14-15/2013: Verträge und FinanzierungAUTOHAUS 16/2013: Betriebswirtschaftliche Faktoren und Kontakte

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