Von AUTOHAUS-Chefredakteur Ralph M. Meunzel
Die geburtenstarken Jahrgänge gehen inzwischen auf die 60 zu und sind in vielen Fällen reift für die Rente. Das heißt, dass diese Gruppe dem Arbeitsmarkt als Fundus nicht mehr zur Verfügung steht. Problematisch ist das nur dann, wenn die frei werdenden Stellen nicht mehr besetzt werden können, weil es für die dann vakanten Arbeitsplätze der ausscheidenden Babyboomer nicht mehr genügend Nachfolger gibt. Sofern die Auftragslage beispielsweise im Aftersales-Geschäft auf dem derzeit hohen Niveau bleiben würde, hätte die Branche ein großes Problem, Stellen zu besetzen.
Im aktuellen AUTOHAUS Panel haben wir uns deshalb mit dem Thema der Arbeitskräfte der Zukunft beschäftigt bzw. der Sichtweise der Entscheider im Autohaus auf die Quantität und Qualität der künftigen Beschäftigten. Zunächst bestätigen 45 Prozent der befragten Händler die genannte Problematik. Nach Angaben der Befragten gehen 18 Prozent der Mitarbeiter in den nächsten zehn Jahren in die Rente. Mehr als die Hälfte haben derzeit allerdings keine Probleme, die Stellen neu zu besetzen oder gehen eventuell von einer deutlichen und schnelleren Zunahme der Elektromobilität aus, damit hätte wir das Auslastungsproblem in der Werkstatt nämlich auch gelöst.
Die angekündigten Lücken in der Belegschaft aufgrund des Fehlens von Nachfolgern sind das eine Thema, noch problematischer erscheint allerdings die wahrgenommene Qualität der Lehrlinge und Absolventen. Nur 33 Prozent der Interviewten können bestätigen, dass Schule und Studium die Schüler/Studenten aktuell besser bzw. gleich auf das Berufsleben vorbereiten als dies bei früheren Generationen der Fall war. 62 Prozent sprechen von einer Verschlechterung. Die größten schulischen Defizite haben die Entscheider unter anderem im Rechnen, Schreiben und der Herzensbildung (soziale Kompetenz) festgestellt. Die geringsten Probleme erkennen die Befragten beim Umgang mit IT. Das scheint nach Meinung der Panelteilnehmer auch die größte Stärke der jungen Menschen zu sein (70 Prozent). Weitere Stärken lauten Kreativität und Sprechen in Form von Diskussionsfreudigkeit.
Bei den Kardinaltugenden sehen die Jungen eher schlecht aus
Ein desolates Zeugnis stellen die Panelteilnehmer den jüngeren Beschäftigten bis 30 Jahre im Vergleich zu älteren Mitarbeitern aus. Man ist zwar der Meinung, dass die Jugend räumlich wesentlich flexibler ist und über ein höheres Bildungsniveau verfügt. Die Kernattribute wie Ehrgeiz, zeitliche Flexibilität, Konzentrationsfähigkeit, Kundenumgang, Einsatzbereitschaft und Ausdauer gewinnen aber die älteren Semester. Auch bei den sogenannten Kardinaltugenden wie Fleiß und Pünktlichkeit sieht die Jugend eher schlecht aus.
Damit stellt sich die Frage, ob es sich hier "nur" um einen Generationskonflikt handelt oder die Qualität der Leute tatsächlich so abgenommen hat. Das wäre eine fatale Situation, da die Anforderungen eher zunehmen. Als Qualifizierungsmaßnahmen und Möglichkeiten die Stellen zu besetzen, schlagen die Entscheider unter anderem eine verstärkte Aus- und Weiterbildung, Mitarbeiterbindungsmodelle und Anstrengungen zur Mitarbeiterakquise vor.
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