Die Lebensreise eines ganz Großen unserer Branche endet. Im Alter von 89 Jahren verstarb in Kleve der langjährige Fiat-Händler-Verbandssprecher Friedrich-Karl Bonten (1933-2022). Er wird am Freitag in Kleve beigesetzt. Die Beisetzung erfolgt im engsten Familienkreis und es werden keine Kranz- oder Blumenspenden erwünscht.
Fri-Ka Bonten wechselt nun die Räume, wird uns aber immer in dankbarer Erinnerung begleiten. Und diese Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in tiefe Freude. 2008 wurde ihm die höchste ZDK-Auszeichnung verliehen. Er erhielt als Erster in der Verbandsgeschichte den ZDK-Branchen-Oscar. Ja, er war die "Perle", die man sich als Sprecher eines Verbandes wünscht. Die Bezeichnung "Verbandspräsident" lehnte er ab: "Ich spreche für meine Händlerkollegen, nicht als Präsident." "Fri-Ka", wie er im Kürzel charmant bezeichnet wurde, lebte eine ganz besondere kommunikative Ader, eine einmalige Klasse mit Stil.
Der unermüdliche Macher!
Fri-Ka-Bonten gestaltete als längstgedienter Sprecher des Fiat-Händlerverbandes die Zusammenarbeit mit sieben Fiat-Vorstandsvorsitzenden. Erstes Merkmal für sein außergewöhnliches Wirken: Kontinuität! Und auf gleicher Ebene bei sieben unterschiedlichen "VVS-Geistern": Flexibilität! Klar, bei 25 Jahren Verbandswirken! Er verkörperte den klassischen Familienbetrieb und wusste aus der eigenen Betriebserfahrung, wo der Hammer im Mittelstand hing. Er trug die klassische ganz spezifische Händlerseele in sich und hatte ein sehr gutes Gehör wie Gespür für deren Detailprobleme. Und darin zeigte er wie unerbittlich und konsequent er in der Sache sein konnte. Er verkörperte ein Grad an Gradlinigkeit, bar jeglicher Bestechlichkeit. Dazu legte er mir immer wieder einschlägige Dokumente vor, die er auch mit dem Fiat-Verbandsanwalt Prof. Dr. Christian Genzow erarbeitete.
Einschlägiges Verbandswirken
1992 wurde er von Fiat mit dem Bann einer "Schikane-Kündigung" belegt. Der damalige ZDK-Präsident Fritz Haberl instruierte mich in dieser Angelegenheit über seine Aktivität auf höchster EU-Ebene (EU-Kommissar Martin Bangemann), um Fri-Ka-Bonten nach eineinhalb Jahren zu seinem Recht zu verhelfen. Das Beispiel zeigt, welch hohe Reputation der Oscar-Preisträger im ZDK-Vorstand hatte. Ein redlicher Kämpfer. Einer, der von ganz besonderen Solidarisierungsgraden geprägt war. Der auch vielfach Vermittlerrollen ausübte. Europaweit!
Internationale Plattform
In den jährlichen Vier-Ländergesprächen Österreich, Schweiz, Südtirol und Deutschland war er stets aktiv dabei. Und das über Jahre, auch als Vizesprecher des europäischen Fiat-Händlerverbandes. Unvergessen auch seinen Live-Brückenbau zu Fiat-Händler Werner Bab (+2010), der ein unfassbares KZ-Schicksal durchleben musste. Wir trafen uns dazu persönlich in Berlin. Eine unvergessliche Begegnung. Das war Sir Fri-Ka-Bonten, er führte unermüdlich im Stillen Herzen zusammen.
Fri-Kas Verbandscredo
Es lebt verbandspolitisch immer wieder die Frage von Bring- und Holschuld auf. Was muss die Presse von sich aus machen, was sollte vom Hersteller/Importeur oder ZDK kommen? Sir Fri-Ka-Bonten war ein unermüdlicher Bringer. Er lebte die Auffassung, dass ein Verband wesentlich aus der Kraft aus der intensiven Verbindung zur Presse, zu guten Anwälten bzw. guten Unternehmensberatern lebt. Das belegt seinen Mut zur Verantwortung! Er hat über Jahre an der wahren GmbH mitgewirkt, an der "Gesellschaft mit begründeter Hoffnung"!
Ältester Autohändler-Stammtisch Deutschlands
Es sollte unser letztes persönliches Treffen sein. Im April 2019. Ich war zu Deutschlands ältestem Kfz-Händlerstammtisch in Kleve geladen. Als "Rädelsführer" fungierte auch hier seit 1974 Sir Fri-Ka. Er wollte uns unbedingt dieses Jahr nochmals zusammenbringen. Der Meinungsaustausch unter den Kollegen war ihm sehr wichtig. Bonten: "Wir haben hier über all die Jahre einen fairen Wettbewerb gelebt." Man traf sich jeden Dienstag! Und das seit 48 Jahren (!). Er hat selbst im Alter damit deutlich gemacht, dass Automobilisten tolle Kerle sind.
Der mit dem besonderen Geist - Zeichensetzer!
In ganz besonderer Verbundenheit - auch zu seiner Familie - möchte ich sagen, Sir Fri-Ka-Bonten war mir über dreißig Jahre ein "Ehener Wegweiser", eine Persönlichkeit, die durch und durch Glaubwürdigkeit lebte. Ein Vorbild! Er hat für die gesamte Branche Zeichen gesetzt! Immer wieder erinnere ich mich an seine "Nebensätze", die er in unseren regelmäßigen Gesprächen einfließen ließ: "Die Ausbeutung der Mitte der Gesellschaft ist Ursache des allgemeinen Unbehagens". Oder in seiner Herzenssprache: "Lasst uns lernen, einander wahrzunehmen, einander ernst zu nehmen." Das alles bündelt sich in seinem Lebensmotto: "Tue recht und scheue niemand!" In dieser ganz besonderen aufrichtigen Haltung durfte ich ihn stetig in dieser langen, gemeinsamen Zeit erfahren.
Der persönliche Sir!
Auch nach seinem Ausscheiden nach 32 Jahren Fiat-Lancia Verbandsaktivitas im Jahre 2011. Wir haben mindestens wöchentlich miteinander telefoniert. Seine persönliche Post waren unermüdliche Impulse. Jeden Briefumschlag zierte er mit einem persönlichen Bild von mir. Die Briefträgerin fragte dann mal, was ist denn das für ein Fan von Ihnen, dass er sie jedes Mal so auf dem Cover ziert? Das war Fri-Ka, seine Liebe im Detail! Die letzten Jahre lag ihm dann dominant an Glaubensfragen. Fri-Ka Bonten war eine "gläubige Institution". Die Krisen der "Katholischen Kirche" haben ihn arg bewegt. Nein, erschüttert! Wir sollten aber dennoch von ihm eine weitere Vorbildfunktion in uns leben lassen, was Gottvertrauen als Kraftquell für viele Menschen bewirkt. Ich verabschiede mich von einem ganz besonderen Menschen in tiefer Dankbarkeit. Die Erinnerung an ihn wird mir immer ganz tiefe Freude sein. Fri-Ka, in ganz besonderer Verehrung über Dein so außergewöhnliches Wirken, auch so menschliches Wirken für unsere Branche.
Dein Berufs- und Herzensfreund
Hannes
Herausgeber AUTOHAUS
Willi Krause