Die KÜS pocht weiter auf freien und uneingeschränkten Zugang zu den prüfungsrelevanten Daten im Fahrzeug. "Wir müssen untersuchen können, ob die ganzen Steuersysteme, die für die Fahrzeug- und damit für die Verkehrssicherheit relevant sind, auch so funktionieren, wie sie funktionieren sollen", sagte Bundesgeschäftsführer Peter Schuler am Dienstag im Rahmen der Automesse IAA. Ohne eine neutrale, zuverlässige Prüfung von außen könne die Verkehrssicherheit langfristig nicht garantiert werden.
Handlungsbedarf sieht Schuler vor allem bei den sehr schnell voranschreitenden Technologien im Bereich des automatisierten Fahrens. Bis der Mensch das Lenkrad komplett aus der Hand geben kann, dürfte es aber seiner Meinung nach noch lange dauern: "Es gibt noch zu viele Schnittstellen-, Definitions- und Infrastrukturprobleme."
Der Zugriff auf Autodaten ist bislang gesetzlich nicht geregelt. Aus Gründen der Cyber-Security beginnen einige Hersteller, die Informationen zu verschlüsseln. Damit soll der Missbrauch von Schnittstelle und Daten durch Unberechtigte verhindert werden. Als Argument für die Verschlüsselung dienen Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit, bei denen es unter anderem über einen Fehler im Infotainmentsystem möglich war, den Motor während der Fahrt zu stoppen.
"Es ist davon auszugehen, dass alle Fahrzeughersteller ihre Daten verschlüsseln werden", erklärte Schuler. Für eine Prüfung müssten die übermittelten Daten allerdings zwingend unverfälscht sein. Hierbei gehe es auch um Unfalldaten, die den Sachverständigen etwa auf eventuelle Vorschäden hinweisen und so einen konkreteren Blick auf die technische Beschaffenheit des Fahrzeuges vermitteln würden.
Nach Ansicht von Schuler muss die Datenhoheit beim Halter liegen. "Daher ist ein Datenmonopol der Hersteller kontraproduktiv, es enthält allen mit dem Fahrzeug Befassten wichtige Daten vor." Mit Blick auf das sogenannte "Over-the-Air"-Verfahren betonte der KÜS-Chef, dass die Systeme über die gesamte Lebensdauer des Fahrzeuges geprüft werden müssten. Hersteller könnten Funktionen und Daten ohne das Wissen der Halter oder anderer ändern. Daher sei auch eine unabhängige Dokumentation und Überprüfung der aktuellen Softwareversionen und von Updates unbedingt notwendig.
Mehr Sicherheit durch zusätzliche Untersuchung
Schuler weiter: "Es sollte die Möglichkeit einer zusätzlichen anlassbedingten Untersuchung geben. So können egal zu welchem Zeitpunkt auftretende Fehler in den Fahrassistenzsystemen und denen für Umwelt und Sicherheit entdeckt werden. Daraus resultiert ein Gewinn an Sicherheit. Mit Over-the-Air ist das kein Problem."
Als ein Lösungsansatz gilt ein Treuhandmodell, also eine neutrale und herstellerunabhängige Plattform für Fahrzeugdaten. Dieses Trust-Center soll von hoheitlicher Stelle betrieben werden. Eine entsprechende Initiative haben die Überwachungsorganisationen bereits auf dem Weg gebracht. (rp/pn)