Die Player am Independent Aftermarket (IAM) dringen weiter auf einen freien Zugriff auf statische und dynamische Daten aus Fahrzeugen. Ohne diesen sei ein fairer Wettbewerb künftig nicht mehr möglich, sagte Frank Schlehuber Anfang Juni bei der Mitgliederversammlung des Bundesverbands der Hersteller und Importeure von Automobil-Service Ausrüstungen (ASA) in Aachen.
Der Direktor Aftermarket bei der Europäischen Vereinigung der Automobilzulieferindustrie CLEPA war vom ASA als Keynote-Speaker in die Kaiserstadt eingeladen worden. Dort skizzierte er den rund 70 Teilnehmern die aktuelle europäische Diskussion um die Regelung des künftigen Zugangs zu Fahrzeugdaten.
Nach den Worten von Schlehuber verhindern die Autobauer derzeit jedweden Datenzugriff durch Dritte – mit dem Verweis auf Sicherheitsanforderungen und Systemsicherheit. "Nur in Ausnahmefällen möchten sie den Zugriff über herstellereigene Systeme erlauben", so der CLEPA-Vertreter. Dies wäre aber laut ASA "de facto das Ende aller bisher bekannten Geschäftsmodelle im IAM". Jeder Hersteller hätte damit immer sofort Kenntnis von allen Konkurrenzangeboten, bevor sie den Kunden erreichen.
Der Kampf um die Daten gilt als entscheidend für das Überleben der Unternehmen im freien Teilemarkt. Wie er ausgehen wird, ist aktuell völlig offen. Doch auch an anderer Stelle drückt dem ASA-Verband der Schuh: Es fehlen zunehmend ehrenamtliche Experten für die Gremienarbeit. Die Besetzung der Fachbereiche, in denen die Sacharbeit stattfindet, werde immer schwieriger, erklärte Verbandspräsident Frank Beaujean.
Ehrenamtliches Engagement rückläufig
In diesem Zusammenhang verwies Beaujean auf den Fachbereich Klimaservice, der seit Ende 2015 ruht – trotz zahlreicher ungeklärter Themen. "Umgang mit verunreinigten Kältemittelgasen, illegale Kältemittelimporte, Vermischung unterschiedlicher Kältemittel oder die Preisentwicklung bei Kältemitteln sind nur ein kleiner Ausschnitt der Themen, die in der gesamten Kfz-Branche für Verunsicherung sorgen", so der ASA-Präsident.
Als einen Grund für das rückläufige Engagement nannte Beaujean den Faktor Zeit: "Die ehrenamtliche Arbeit geht immer zu Lasten der eigenen Freizeit." Zudem seien immer weniger Arbeitgeber bereit, ihre führenden Angestellten zeitweise für eine Tätigkeit im Verband frei zu stellen. Diese Haltung sei gefährlich, weil die Gremienarbeit über den Verband in der Regel sehr effizient sei und alle Hersteller mit einer Stimme sprechen würden, sagte er auch mit Blick auf den Gesetzgeber, der immer stärker den Wettbewerb regulieren würde.
In seinem Jahresrückblick beleuchtete Beaujean die positive geschäftliche Entwicklung der Werkstattausrüster in den vergangenen 18 Monaten. In fast allen Produktsegmenten habe es stark gestiegene Verkaufs- und Umsatzzahlen gegeben. Dies gelte besonders für Bremsprüfstände, Scheinwerfereinstellgeräte und AU-Messgeräte. "In allen drei Bereichen haben gesetzgeberische Regelungen Neuinvestitionen in Werkstattausrüstung forciert." Allerdings sei dieser Boom endlich, warnte der Branchenvertreter. (rp)