Die Führung der Kfz-Innung München-Oberbayern hat ihren geschlossenen Rücktritt nach dem Misstrauensvotum verteidigt. "Wir mussten diesen Schritt gehen: Wir konnten uns nicht mehr auf die Loyalität der Mehrheit unseres Innungsvorstandes verlassen, mussten feststellen, dass man sich bereits vor Wochen gegen uns stellte und den Vertrauensbruch plante", hieß es am Dienstag in einer gemeinsamen Erklärung des bisherigen Obermeisters Richard Wagner sowie seiner Stellvertreter Peter Kathan und Mario Lössl. Auch das Vorstandsmitglied Michael Christl hatte sein Amt niedergelegt.
Wagner, Kathan und Lössl waren erst vor knapp einem Jahr an die Spitze der größten deutschen Handwerksinnung mit knapp 2.000 Mitgliedsbetrieben gewählt worden (wir berichteten). Ihre Amtszeit war überschattet vom Machtkampf im bayerischen Kfz-Landesverband rund um die Vorstandswahlen im Herbst 2017 (wir berichteten). Die Oberbayern fühlten sich auf Landesebene unterrepräsentiert, in der Folge bemühte sich Wagner auch um eine Direktmitgliedschaft beim Dachverband ZDK – womöglich war dies der Hauptgrund dafür, dass die Innungsvorstände nun eingeschritten sind.
Dazu teilten die Gestürzten mit: "Unsere Versuche, Kontroversen mit dem Landesinnungsverband einvernehmlich zu lösen, wurden hintergangen und konterkariert, leider auch aus den eigenen Reihen. Sie liefen daher bis dato ins Leere."
Als problematisch gelten auch die Pläne für einen Neubau der Geschäftsstelle und des Bildungszentrums – kolportiert werden 50 Millionen Euro – in München. Dieser ist nach Ansicht der ehemalige Innungsspitze aber "dringend notwendig". Man habe versucht, Wege zur Finanzierung zu realisieren, etwa durch die Wertsteigerung der Bestandsimmobilie, hieß es. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit sei zudem die Sanierung des seit vier Jahren defizitären Haushalts gewesen. (rp)
Die Erklärung von Wagner, Kathan, Lössl und Christl im Wortlaut:
"Wir mussten diesen Schritt gehen: Wir konnten uns nicht mehr auf die Loyalität der Mehrheit unseres Innungsvorstandes verlassen, mussten feststellen, dass man sich bereits vor Wochen gegen uns stellte und den Vertrauensbruch plante. Es ist daher die logische Konsequenz, unsere Ämter zur Verfügung zu stellen, da wir fest davon überzeugt sind, zum Wohle der Kfz-Innung und Ihrer Mitgliedsbetriebe gehandelt zu haben. Diesen Weg wollten wir aus Verantwortung gegenüber unseren Innungsbetrieben nicht ändern.
Wir bedanken uns bei den Bezirksmeistern und allen Freunden, mit denen die konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit viel Freude bereitet hat.
Besonders bedanken möchten wir uns auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle und den Ausbildern des Berufsbildungszentrums sowie den Prüfungsausschüssen, den Schulen und nicht zuletzt der Presse für eine faire und objektive Berichterstattung.
Ein herzlicher Dank gebührt dem Schulleiter unseres Ausbildungszentrums Klaus Epple. Ihm wünschen wir, dass unsere Nachfolger das von uns leidenschaftlich auf einen zukunftsweisenden Weg gebrachte Neubauprojekt schnell und erfolgreich zu Ende bringen.
Unsere Amtszeit war geprägt von der Suche nach Wegen einer gerechten Interessenvertretung der größten Innung Deutschlands verbunden mit einer starken Ausrichtung der Tätigkeit der Innung an den Bedürfnissen der Mitgliedsbetriebe. Dazu haben wir unter anderem eine dreimonatige Analyse der eingehenden Anfragen gestartet, um Arbeitsschwerpunkte zu finden. Ein Ergebnis war zum Beispiel die Installation einer Lehrzeitverlängerung und Verschiebung der Zwischenprüfung für lernschwache Auszubildende um ihnen einen möglichst erfolgreichen Abschluss zu ermöglichen.
Unsere Aktivitäten waren dabei stets gekennzeichnet von einem verantwortungsvollen Umgang mit den Mitgliedsbeiträgen. Hier galt es den seit vier Jahren defizitären Haushalt zu sanieren und Wege zur Finanzierung des dringend notwendigen Neubaus der Geschäftsstelle und des Bildungszentrums zu realisieren, etwa durch die Wertsteigerung der Bestandsimmobilie.
Zu den genannten Themen gab es stets gemeinsame Beschlüsse des Vorstandes, die wir umsetzen wollten. Unsere Versuche, Kontroversen mit dem Landesinnungsverband einvernehmlich zu lösen, wurden hintergangen und konterkariert, leider auch aus den eigenen Reihen. Sie liefen daher bis dato ins Leere.
Wir wünschen der Kfz-Innung München-Oberbayern eine von loyaler Zusammenarbeit geprägte erfolgreiche Zukunft im Interesse der Mitglieder. Unseren Mitgliedsbetrieben danken wir recht herzlich und wünschen ihnen, dass unsere Nachfolger sich selbstlos für eine Vertretung, die der größten deutschen Innung gerecht wird, einsetzen und ihre Arbeit auch mit Unterstützung eines loyalen Vorstands umsetzen können."
Christian Schreyer
Monaco Franz