Das Kraftfahrzeuggewerbes Bayern ist mit dem Jahr 2015 und den ersten Monaten 2016 zufrieden, mahnt aber Verbesserungen bei der Profitabilität an. "Die Umsatzerlöse der Betriebe stiegen auf netto 26,46 Milliarden Euro und lagen damit um 6,52 Prozent über dem Vorjahresniveau", sagte Präsident und Landesinnungsmeister Klaus Dieter Breitschwert am Samstag beim Verbandstag im unterfränkischen Schweinfurt. Dieser positive Trend setzte sich im ersten Halbjahr 2016 fort.
"Diese positiven Zahlen der letzten 18 Monate führen dazu, dass wir für die Branche auch bei der durchschnittlichen Umsatzrendite eine Steigerung erwarten, diese aber noch von der gewünschten Zielmarke von mindestens drei Prozent entfernt bleiben wird", so Breitschwert. "Dass der im Vergleich zu den Margen der Hersteller bescheidene Wert in absehbarer Zeit erreicht wird, ist illusorisch. Und so bleiben die Ressourcen begrenzt, mit denen der Handel sich den kommenden Herausforderungen stellen muss."
Eine Hauptursache für die niedrige Rendite sieht der Verbandschef in den hohen Eigenzulassungen, die nach wie vor bei gut 30 Prozent des Neuwagenmarktes liegen. "Die Folge dieser Geldvernichtung sind im Handel nicht zufriedenstellende Deckungsbeiträge. Wir fordern hier den unbedingten Willen der Hersteller und Importeure, sich für drei Prozent Rendite für den Markenhandel einzusetzen und die Stückzahlen an den tatsächlichen Bedarf anzupassen."
Digitalisierung als Chance
Eine Chance verspricht sich der Handel von der Digitalisierung und der Optimierung der Prozesse. "Wenn wir die papierlose Annahme im Service einführen, dann muss diese die Effizienz erhöhen", so Breitschwert. Dass die Digitalisierung selbst große Effizienzsprünge bringen wird, sollte man aber nicht erwarten, zumal die Personalkosten den größten Kostenbereich ausmachten. Der Händlersprecher wies in diesem Zusammenhang auch erneut auf die Bedeutung der digitalen Fahrzeugzulassung hin.
Breitschwert wünschte sich ein partnerschaftlicheres Miteinander von Herstellern und Händlern. Der Abgasskandal bei Volkswagen zeige, dass der Konzern deutliche Unterschiede in der Behandlung seiner Händler in den USA und Europa mache. "Hier müssen wir als Branche und Verband uns noch stärker artikulieren, zum Wohle unserer Innungsbetriebe des Kfz-Handels und Kfz-Handwerks."
Die Autohäuser und Werkstätten müssten zudem darauf achten, durch den Internetvertrieb nicht in neue Abhängigkeiten zu geraten. Angesichts des zunehmenden Parallelhandels der Hersteller, sei der Händlervertrag nicht mehr unbedingt der Königsweg der Branche. "Wir müssen als Verband betroffenen Unternehmen darlegen, wie es konzeptionell ohne Markenhändlervertrag für einen Betrieb weitergehen kann. Dazu gehört unter anderem die Sicherung von Serviceverträgen", betonte Breitschwert.
Bedeutung des autonomen und vernetzten Fahrens
Dorothee Bär, die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, zeigte in ihrer Rede auf dem Verbandstag die Bedeutung des autonomen und vernetzten Fahrens für die Zukunft auf: Die Verkehrssicherheit werde gestärkt und durch höhere Effektivität werde auch eine Reduktion der Abgase erreicht. Insgesamt werde dies zu weiterem Wachstum in der Branche führen. In der gesellschaftlichen Debatte über diese Themen müsse man gemeinsam, Kfz-Branche und Politik, die Vorteile aufzeigen und dem Pessimismus der Deutschen gegen neue Technologien entgegentreten. (se)
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