Ausgabe 12/2007: Innovativer Platzhirsch

Autohaus als Marke / Folge 12: Das Autohaus Volpert & Bisinger – mit Käfern und Touristen hat alles begonnen.Innovativer PlatzhirschVon Ralph M. MeunzelSpeckgürtel nennt man die größeren Wohngemeinden im Umkreis von Metropolen, die sich durch betuchte Bürger auszeichnen. Die Kunden, die dort leben, verdienen ihr Geld häufig in der Großstadt, verfügen über ein gutes Einkommen und sind auf eine hohe Mobilität angewiesen. Bad Soden am Taunus nordwestlich von Frankfurt am Main ist dafür ein typisches Beispiel. Die Stadt mit 22.000 Einwohnern ist längst kein Kurbad mehr, sondern eher ein Rückzugsgebiet von der Hektik der Metropole. Dennoch ist auch diese Gegend kein Schlaraffenland für Autohändler. "Unsere Kunden sind sehr anspruchsvoll", sagt Wolfgang Volpert vom Autohaus Volpert & Bisinger in Bad Soden, der den Betrieb mit seinem Bruder Matthias führt. Was sich beispielsweise an der vorgehaltenen Armada von Serviceersatzwagen messen lässt. Und weiter: "Aufgrund der hohen Zahl der Mitbewerber in der Region ist es nicht immer leicht, neue Kunden zu gewinnen." Dennoch hat man es geschafft, überdurchschnittliche Marktanteile zu realisieren: VW liegt bei 22 Prozent und für Audi werden 13 Prozent ausgewiesen.Wenig gewerbliche Kunden Als besondere Herausforderung sieht es Wolfgang Volpert, dass man vor allem Privatkunden betreut. Gewerbliche Kunden hingegen seien durch die Wirtschaftsstruktur und die Fokussierung der Firmen auf Frankfurt dünn gesät. Gleichzeitig habe man es aufgrund der Zahlungsfreudigkeit vor allem der Frankfurter Banken mit einem überdurchschnittlichen Lohnniveau zu tun. Daran muss sich auch der Autohandel mit entsprechender Entlohnung anpassen. Dass das Autohaus der einzig verbliebene Händler im Ort ist, ändert daran nur wenig, sondern bestätigt diese Umstände.Nach dem Krieg war das noch anders. Ab 1947 hat sich das Unternehmen Volpert & Bisinger in Bad Soden zunächst als freie Werkstatt etabliert. Die beiden Freunde Albert Bisinger und Adolf Volpert sicherten sich bereits nach kurzer Zeit einen Auftrag der "Verwaltung für Wirtschaft" – so hieß die Vorgängerin der späteren Bundesregierung – und waren mit dem Schrauben quasi mit hoheitlichen Aufgaben vertraut. Die Behörde wurde von den Alliierten in der Mc Nair Kaserne in Höchst gegründet und verfügte über 120 VW Käfer, die dann bei Volpert & Bisinger gewartet und repariert wurden. 1948 spendierte das VW Werk als Folge den ersten Werkstattvertrag.Der zweite Kontrakt kam mit der Auto Union in den 60er Jahren zustande. Bereits 1967 beschäftigte das Unternehmen 108 Mitarbeiter. Die Nähe zum Frankfurter Flughafen bescherte dem Autohaus einen zweiten, außergewöhnlichen Auftrag: Man übernahm die Auslieferung von Volkswagen an nordamerikanische Touristen. Bis 1992 wurden unter anderem an Bill aus Wisconsin und Lucy aus Virginia über 38.000 Autos erfolgreich übergeben. Die Zeiten sind aufgrund des schwachen Dollars allerdings längst vorbei. Doch nicht nur mit Sonderaufträgen machte das Autohaus auf sich aufmerksam. Bereits Ende der 70er Jahre hat sich Seniorchef Adolf Volpert, der das Geschäft nach dem frühen Tod von Albert Bisinger alleine weiterführte, Innovationen einfallen lassen, die ihrer Zeit voraus waren und sein Autohaus zur unverkennbaren Marke machten. Als der Begriff Event noch ein englisches Fremdwort war, baute Adolf Volpert bereits 1979 eine Tennishalle mit angeschlossenem Restaurant direkt an bzw. in das Audi-Autohaus, das sich in unmittelbarer Nähe zum VW-Betrieb befindet. Wer zum Tennis-Match ging, kam gar nicht an der Ausstellung vorbei. Das galt für die Restaurantbesucher. Inzwischen tobt sich der Audi-Kunde bekanntlich lieber auf dem Golfplatz aus. Dieses Hobby lässt sich allerdings nicht mehr an der Schubertstraße realisieren. Wolfgang und Matthias Volpert planen deshalb derzeit einen Neubau für ihre Premiummarke. "Wir wollen künftig auch das Gebrauchtwagengeschäft noch mehr beleben", erklärt dazu Wolfgang Volpert. Das gilt allerdings auch für den Rewe-Markt, den das Unternehmen als weitere sichere Ertragsquelle zwischen den Autohäusern gebaut hat.Derzeit hält das Unternehmen in zwei Betriebsstätten, dem Hauptbetrieb in der Schubertstraße und einem Zweigbetrieb in Kronberg i. T., für Audi, Volkswagen und VW Nutzfahrzeuge die Fahnen erfolgreich hoch. Insgesamt 1.400 Neu- und Gebrauchtwagen wurden von 85 Mitarbeitern 2006 vermarktet. Im vergangenen Jahr hat man sich zusätzlich für die Vermarktung des Supersportwagens R8 entschieden. Das Autohaus gehört damit zu den 238 Audi Partnern, die den Boliden exklusiv verkaufen. Der Name Volpert hat aber nicht nur bei den VW- und Audi-Kunden in Bad Soden und Kornberg einen guten Klang. Bereits Gründer Adolf Volpert war lange Jahre ehrenamtlich unter anderem als Schatzmeister im VW- und Audi-Händlerverband tätig. Sein Sohn Wolfgang vertritt seit Jahren als verantwortlicher Sprecher im Audi-Beirat gegenüber dem Werk die Interessen der Händler und Werkstätten. "Dieses umfangreiche Ehrenamt lässt sich allerdings nur realisieren, weil mein Bruder Matthias für die notwendige Entlastung sorgt", sagt der Unternehmer.

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