Importeure: Weichen stellen statt zögern

AH: Frau Labbé, 2025 wird für die Elektromobilität ein entscheidendes Jahr. Welche Entwicklungen erwarten Sie? I. Labbé: Ich denke, wir werden große Fortschritte sehen. Elektromobilität ist mittlerweile ein zentrales Thema, nicht nur für die Hersteller, sondern auch für die Politik. Der Markt allein kann den Hochlauf nicht stemmen - es braucht stabile Rahmenbedingungen und eine klare Strategie seitens der Regierung. Besonders wichtig ist es, Anreize für den Kauf von Elektrofahrzeugen zu schaffen, sei es durch steuerliche Vorteile, günstigen Ladestrom oder eine verbesserte Ladeinfrastruktur. AH: Was bedeutet das für den Markt? I. Labbé: Vorausgesetzt, die Transformation zur Elektromobilität verläuft im Rahmen der derzeit gesetzten Ziele, liegt unsere Prognose für 2025 leicht über dem Niveau von 2024. In diesem Fall gehen wir davon aus, dass Elektrofahrzeuge einen Großteil der zurückgehenden Verbrennerzulassungen ausgleichen können. Zum Erreichen der CO2-Ziele brauchen wir allerdings eine massive Steigerung der BEV-Zulassungen. AH: Glauben Sie, dass sich die Vor-Corona-Zulassungen wieder erreichen lassen? I. Labbé: Kurzfristig sehe ich keine wesentliche Erholung, weil die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einfach nicht ideal sind. Die Menschen sind zurückhaltend bei großen Investitionen, und die hohen Fahrzeugpreise erschweren die Kaufentscheidung zusätzlich. Dazu kommt, dass viele Kunden ihre Fahrzeuge länger behalten. Langfristig kann sich das wieder normalisieren, aber es braucht starke Anreize und Vertrauen in den Markt. Die VDIK-Mitgliedsunternehmen leisten dazu einen wichtigen Beitrag mit vielen neuen Fahrzeugen in den Einstiegssegmenten. AH: Was bedeutet diese Situation für den Fahrzeugbestand in Deutschland? I. Labbé: Der Fahrzeugbestand wird immer älter. Wir sehen, dass viele Fahrzeuge länger im Besitz bleiben, weil Kunden entweder unsicher sind oder die Kosten für einen Wechsel scheuen. Das ist eine Entwicklung, die auch Einfluss auf das Servicegeschäft hat. Gleichzeitig gibt es eine verstärkte Nachfrage nach Gebrauchtwagen. Dabei ist eine Modernisierung des Bestands wichtig, um die Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig die Wirtschaft zu stabilisieren. Planungssicherheit AH: Welche politischen Maßnahmen halten Sie für notwendig, um den Hochlauf der Elektromobilität zu unterstützen? I. Labbé: Wir brauchen dringend eine stabile und langfristige Planungssicherheit für Käufer und Hersteller. Das betrifft sowohl die Förderung als auch den Infrastrukturausbau. Noch immer haben drei Viertel der Gemeinden keinen Schnelllader - das ist inakzeptabel. Hinzu kommt, dass Strom in Deutschland mit hohen Abgaben belegt ist, wodurch die Kosten im europäischen Vergleich sehr hoch ausfallen. Wenn Kunden keinen finanziellen Vorteil in der Nutzung eines Elektrofahrzeugs sehen, fällt die Entscheidung schwer. AH: Welche Rolle spielt der VDIK in dieser Transformation? I. Labbé: Der VDIK ist die Stimme der internationalen Hersteller in Deutschland und vertritt fast die Hälfte des deutschen Zulassungsmarktes. Unsere Aufgabe ist es, die Interessen unserer Mitglieder zu bündeln und in die politische Diskussion einzubringen. Gleichzeitig wollen wir den Wirtschaftsstandort Deutschland stärken und die Transformation der Branche aktiv mitgestalten. Wir setzen uns für faire Wettbewerbsbedingungen und sinnvolle Fördermaßnahmen ein. AH: Wird sich die EU bei den Strafzahlungen für nicht erreichte CO2-Ziele bewegen? I. Labbé: Die Diskussionen laufen auf Hochtouren, aber bisher gibt es keine klaren Signale für eine Anpassung der Regelungen. Unser Standpunkt ist, dass die Kundennachfrage und die Infrastrukturentwicklung stärker berücksichtigt werden müssen. Ohne diese Faktoren kann eine reine CO2-Quote den Markt verzerren. Wenn Hersteller nur aus Angst vor Strafen Preise künstlich senken oder auf Kosten ihrer Rentabilität Fahrzeuge absetzen, kann das langfristig nicht gut gehen. Zudem entsteht dadurch noch mehr Restwertdruck, der dem Vertrauen in die Elektromobilität nicht dient. Flottenkunden AH: Welche Rolle spielen Flottenkunden? I. Labbé: Flottenkunden sind ein zentraler Wachstumstreiber, insbesondere im Bereich Elektromobilität. Der Flottenmarkt zeigt, dass steuerliche Anreize sehr wohl funktionieren. Dienstwagenfahrer machen durch ihre positiven Erfahrungen oft den ersten Schritt in die Elektromobilität - ein Effekt, den wir stärker nutzen sollten. Die Unternehmen treiben den Wandel voran, während der Privatmarkt stärker gefördert werden müsste. AH: Sollte der Fokus dann stärker auf gewerblichen Kunden liegen? I. Labbé: Natürlich ist es für Hersteller einfacher, größere Mengen an Flottenkunden zu verkaufen. Aber um die langfristigen Ziele in der Elektromobilität zu erreichen, brauchen wir auch die Privatkunden. Deswegen muss die Politik an besseren Anreizen arbeiten, damit auch diese Käufergruppe sich für E-Mobilität entscheidet. AH: Was ist Ihre Einschätzung zur Preisentwicklung im Neuwagenmarkt? I. Labbé: Die Preise sind in den letzten Jahren stark gestiegen, was vor allem durch Produktionskosten und Lieferengpässe bedingt war. 2024 haben wir erstmals einen leichten Rückgang der Neuwagenpreise gesehen. Das liegt auch daran, dass der Wettbewerb zugenommen hat. Ich gehe davon aus, dass sich dieser Trend 2025 fortsetzen wird. Aftersales AH: Wo sehen Sie die größten Herausforderungen im Aftersales? I. Labbé: Der Aftersales-Bereich läuft derzeit gut, aber wir dürfen uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Werkstätten sind voll, aber die Kunden sind preissensitiver als je zuvor. Wir sehen auch eine stärkere Steuerung durch Flotten und Versicherungen, was den Wettbewerb im Servicegeschäft verstärkt. Händler und Hersteller müssen darauf reagieren, etwa durch flexible Preismodelle oder Kundenbindungsprogramme. Wenn wir den Aftersales-Bereich jetzt nicht strategisch weiterentwickeln, droht mittelfristig ein deutlicher Rückgang. Neue Wettbewerber AH: Wird sich der Wettbewerb durch neue, vor allem chinesische Hersteller verschärfen? I. Labbé: Der Markt wird vielfältiger, und das ist grundsätzlich positiv. Chinesische Hersteller bringen wettbewerbsfähige Fahrzeuge auf den Markt, vor allem im Bereich der Elektromobilität. Gleichzeitig sehen wir, dass europäische, koreanische und japanische Hersteller stark aufholen. Es wird sich zeigen, welche Marken langfristig Fuß fassen können. Wie schon in der Vergangenheit gilt: Konkurrenz fördert Innovation. AH: Welche langfristigen Strategien sind entscheidend, um im Markt erfolgreich zu sein? I. Labbé: Entscheidend ist, dass wir technologieoffen bleiben und auf verschiedene Mobilitätslösungen setzen. Plug-in-Hybride erleben gerade eine Renaissance, weil sie Kunden die nötige Sicherheit bieten, während die Ladeinfrastruktur noch wächst. Langfristig wird es aber darauf ankommen, Elektromobilität für alle bezahlbar und praktikabel zu machen. Die Politik, Hersteller und Handel müssen hier an einem Strang ziehen. AH: Was sind Ihre persönlichen Ziele als VDIK-Präsidentin? I. Labbé: Ich möchte die politische Arbeit des Verbandes noch stärker in die öffentliche Wahrnehmung bringen. Wir müssen zeigen, dass der VDIK ein entscheidender Akteur im deutschen Automobilmarkt ist. Außerdem ist es mir wichtig, neue Impulse für den Handel und den Aftersales-Bereich zu setzen, damit wir den Wandel der Branche erfolgreich gestalten. Eine nachhaltige Mobilitätsstrategie ist für uns oberstes Ziel. AH: Herzlichen Dank für das Gespräch! AUTOHAUS PODCAST Immer am Puls der Zeit: Den AUTOHAUS Podcast können Sie bei diesen Anbietern abonnieren: Spotify, iTunes, Podigee, Deezer. Weitere Infos gibt es online unter: www.autohaus.de/podcast Der AUTOHAUS Podcast wird unterstützt von Rameder. Der Nachrüst-Profi ist Europas größter Komplettanbieter für Anhängerkupplungen und Transportsysteme. Seit fast 30 Jahren verkuppelt Rameder Autohändler und Werkstätten erfolgreich mit ihren Kunden. Auf rameder.de finden Automobilhändler schnell und unkompliziert die passende Anhängerkupplung für ihre Kunden und können die Montage durch die Einbau-Profis von Rameder direkt mitbuchen - in einer von 50 Einbauwerkstätten oder durch den mobilen Einbauservice direkt vor Ort - mit schnellen Terminen und zum Festpreis.

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