Mängelstatistik: Gefragte Ratgeber

Die Herausgeber der Pannen- und Mängelstatistiken teilen ihr Kfz-Wissen mit der Öffentlichkeit. Prüforganisationen und Automobilklubs verkaufen die typspezifischen Informationen als Ratgeber für den Gebrauchtwagenmarkt. Einige kooperieren mit der automobilen Publikumspresse und verlangen Geld, andere geben die Informationen unentgeltlich heraus - Letztere profitieren von Imagegewinn. Von Seiten der GTÜ, die ihren Gebrauchtwagenratgeber in Kooperation mit der "Auto Zeitung" herausbringt, heißt es: "Nach unseren Erfahrungswerten erfreuen sich die Mängelstatistiken von über fünf Millionen HU-geprüften Pkw, wie sie dem Gebrauchtwagenreport 2017 zugrunde liegen, wieder wachsender Beliebtheit. Dies belegt die starke Nachfrage nach dem Report." Wie nutzen Kunden die Information? Dekra bringt den Ratgeber alle zwei Jahre und digital heraus. Ob die Daten die Fahrzeugauswahl der Nutzer beeinflussen, darüber haben die Stuttgarter keine weitergehenden Erkenntnisse, hieß es auf Anfrage. Ein Indiz dafür seien die Zugriffszahlen auf der Website www.gebrauchtwagenreport.com - dort informierten sich jährlich zwischen 350.000 und 400.000 Menschen über typspezifische Mängelschwerpunkte - mutmaßlich mit dem Hintergrund, sich für ein bestimmtes Modell zu interessieren. "Wie und ob einzelne Kunden diese Ergebnisse etwa in Verkaufsgesprächen mit dem Automobilhandel einsetzen, darüber können wir nicht fundiert Auskunft geben", hieß es von der Pressestelle. In der AUTOHAUS Online-Umfrage im Dezember erkundigten wir uns bei den Lesern, inwieweit Kunden die Ergebnisse aus den Mängel- oder Pannenstatistiken als Ratgeber bzw. Argumentationshilfe nutzen. Rund zwei Drittel der fast 700 Umfrageteilnehmer erklärte, dass GW-Kunden diese allgemeinen Zustandsdaten nicht sehr häufig berücksichtigen (64 Prozent). Lediglich 11 Prozent bestätigten eine entsprechende Nachfrage im Verkaufsgespräch mit den Beratern des Autohauses. Für 13 Prozent der befragten Autohaus-Mitarbeiter ist das Wissen der Kunden über typische Mängel vorrangig eine Methode, um den Preis zu drücken. Sie gaben an, dass teilweise Interessenten auf den Hof fahren und ohne Nachfrage bzw. Prüfung typische Fehler in Abhängigkeit von Fahrzeugtyp und -alter bzw. der Laufleistung annehmen und Nachbesserungen fordern (13 Prozent). Die gleiche Anzahl der Umfrageteilnehmer schätzt, dass im Rahmen der Probefahrt ein eigener GW-Check durchgeführt wird. Transparenter GW-Handel Davon können dann wieder die Prüfdienstleister profitieren. Wer keinen Kfz-Verständigen im Bekanntenkreis hat, der nutzt den Service. An vielen Stationen der TÜV, Dekra, KÜS sowie GTÜ lässt sich der technische Zustand des Fahrzeugs im Rahmen einer Sichtprüfung für kleines Geld ermitteln. Für einen geringen Aufpreis sind häufig noch eine Einschätzung zum Lackzustand und eine Probefahrt inklusive. Zum Beispiel KÜSplus: "Das Angebot findet Akzeptanz. Sowohl für den Handel als auch bei privaten Gebrauchtwagenkäufen bietet KÜSPlus für Verkäufer und Käufer eine verlässliche Basis, wenn es um den Zustand des Fahrzeugs geht", ließ die Presseabteilung wissen. Auf diese Weise profitieren auch die Saarländer, einen eigenen Gebrauchtwagenratgeber gibt es in Losheim nicht: Lediglich auf Anfrage erhalten Kunden die KÜS-Mängelstatistik. Für nicht technisch versierte Kunden gibt es auch beim TÜV Nord den stationären "Vertrauenscheck" für rund 80 Euro. Dabei begleitet ein Experte den Auftraggeber zur technischen Sichtprüfung. Ist die Entfernung zum Wunschauto jedoch zu groß, gibt es zudem einen "Ankaufcheck". Dieser ähnelt vom Ablauf her dem Vertrauenscheck, findet aber nicht im Beisein des Auftraggebers statt. Kunden erhalten im Anschluss einen Zustandsbericht. Auf Wunsch wird auch ein aktueller Marktpreis unter Einbeziehung des regionalen Preisgefüges mitgeliefert, hieß es. Der gesamte Service kostet den Kunden 120 Euro. Neben den Reports der Prüfdienste, einer Recherche bei den Gebrauchtwagenportalen sowie dem GW-Check gibt die ADAC-Pannenstatistik Aufschluss über den allgemeinen Fahrzeugzustand: Die ADAC Straßenwachtfahrer erfassen jede Pannenhilfe elektronisch und legen diese in einer Datenbank ab. Registriert werden u. a. Typ, Zulassungsjahr, Motorart, Kilometerstand, das defekte Bauteil und die Fehlerursache. Seit 2015 veröffentlicht der ADAC in der Pannenstatistik die durchschnittliche Laufleistung je Modell und korrigiert eigenen Angaben zufolge die Pannenkennzahl nicht mehr um diesen Faktor. Das macht einen technischen Vergleich der Qualität etwas schwerer, da die Laufleistung einen wesentlichen Einfluss auf die Pannenwahrscheinlichkeit hat. Wer viel fährt, hat auch eher mal eine Panne. Überarbeitung und Anpassung Die Aussagekraft der Statistiken gilt allerdings nicht uneingeschränkt, insbesondere nicht bei neueren Fahrzeugen: So kümmern sich teilweise die Servicemobile der Hersteller um die Liegenbleiber, noch bevor der Pannendienst verständigt werden kann. Und auch die "Vor-HU-Checks", die von zahlreichen Markenwerkstätten angeboten werden, verfälschen das Bild. Bei der GTÜ weiß man: "Vorreparierte Fahrzeuge senken die Mängelquoten bei der HU und tragen zum guten Image einer Marke bei." Aus diesem Grund führt der Dekra-Gebrauchtwagenreport seit Kurzem alle Fahrzeugmodelle, die seit weniger als drei Jahren auf dem Markt sind, gesondert in der Kategorie "Neueinsteiger" ohne Ranking auf. Bei diesen Fahrzeugen schlagen verschiedene Einflussfaktoren stark zu Buche, die eine Bewertung, wie der Report sie ansonsten vornimmt, schwierig machen: "Eine wirkliche Vergleichbarkeit ist nicht gegeben. Deshalb grenzt der Dekra-Gebrauchtwagenreport diese Fahrzeuge bewusst in einer eigenen Fahrzeugklasse ohne Ranking ab", heißt es von Seiten der Dekra. Kurzfassung Auf mehr als 31 Millionen typspezifische Datensätze kommen ADAC, Dekra, GTÜ, KÜS und die TÜV-Gesellschaften durch die periodische Fahrzeugüberwachung bzw. die Einsätze der Straßenwacht. In standardisierter Form vermarkten sie die Informationen als Zustandsbericht für Fahrzeugmodelle. GW-Ratgeber - TÜV-Report: Auflage 300.000/Kooperation mit der Bild/Grundlage: 9 Millionen HU/ Veröffentlichung: November- Dekra GW-Report: Keine Printausgabe oder Medienpartner/ Grundlage: 15 Millionen HU/ Veröffentlichung: Februar- ADAC-Pannenstatistik: Keine Printausgabe oder Medienpartner/Grundlage: 2,4 Millionen Einsätze/Veröffentlichung: April- GTÜ GW-Ratgeber: Auflage: 100.000/Kooperation mit Auto Zeitung/Grundlage: 5 Millionen HU/ Veröffentlichung: September

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