Heycar baut sein Angebot an digitalen Vertriebswegen aus. Die Fahrzeugbörse pilotiert ab sofort den Direktkauf von Gebrauchtwagen über die Plattform. Den Anfang machen dabei Autos aus dem Bestand der Volkswagen Financial Services, zu der Heycar gehört. In der ersten Phase sind drei Händlerpartner in die neue E-Commerce-Lösung eingebunden, ihre Erfahrungen sollen in die Weiterentwicklung des Produktes einfließen. Zum späteren Roll-out sollen dann die angeschlossenen Händler auch ihre eigenen Bestände vollständig online anbieten können.
"Verbraucher sind es heute gewohnt, auch hochpreisige, emotionale Produkte online zu kaufen – lediglich beim Automobil war dies bislang nur sehr eingeschränkt möglich", erklärte Heycar Deutschland-Chef Reinhard Schmidt am Mittwoch in Berlin. Die Covid-19-Pandemie habe noch einmal deutlich den Bedarf an einer stärkeren Digitalisierung des Automobilvertriebs aufgezeigt.
Um die Komplexität der Transaktion zu reduzieren und dem Interessenten eine hohe Sicherheit zu bieten, können über die Online-Kaufoption zunächst nur Fahrzeuge erworben werden, die jünger als drei Jahre alt und weniger als 50.000 Kilometer gelaufen sind. Hinzu kommen ein unabhängiges TÜV-Gutachten, detaillierte Fahrzeugbilder, ein 14-tägige Widerrufsrecht, eine kostenlose Lieferung innerhalb Deutschlands und eine Herstellergarantie von bis zu drei Jahren. Die Wagen können entweder per Überweisung bezahlt oder finanziert werden.
Chancen auf zusätzliche Erträge
Zu den Pilothändlern gehört unter anderem die Löhr Gruppe. Holger Schmalbruch, Leiter Vertrieb Gebrauchtwagen des Unternehmens, sieht in der neuen Heycar-Lösung eine "innovative Möglichkeit, Kunden anzusprechen, die wir auf klassischem Wege nicht erreicht hätten". Daneben gebe es zusätzliche Verdienstmöglichkeiten. Schmalbruch: "Dieses neue Geschäftsfeld (…) ist gerade in der aktuellen Phase interessant: Bei Fahrzeugen, die nicht aus unserem Bestand stammen, liegt das Risiko der Vermarktung nicht bei uns. Dennoch erhalten wir einen direkten Kontakt zum Käufer als potenziellen Kunden für sämtliche Services im Aftersales und ganz wichtig: der Inzahlungnahme."
Schmidt betonte, dass man auch über den Autoverkauf hinaus eine enge Zusammenarbeit mit dem Handel beim E-Commerce plane. Das gelte etwa sowohl bei der Fahrzeugübergabe als auch für das Aftersales-Geschäft. "Wir wissen, wie wichtig das Service- und Aftersales-Geschäft für unsere Händler ist. Deshalb integrieren wir sie früh im Kaufprozess mit ihrem entsprechenden Angebot. Damit fördern wir Kundenkontakte, die für attraktive Folgegeschäfte genutzt werden können", so der Deutschland-CEO.
Heycar wurde 2017 als Tochter der VW-Finanzsparte gegründet. Aktuell listet der Marktplatz rund 300.000 Fahrzeuge von ca. 2.000 Händlergruppen. Beim E-Commerce haben die Berliner Großes vor, jüngst hatten sie eine Online-Vertriebslösung für das Privatleasing ("Heycar Select") an den Start gebracht. Schmidt: "2021 sind wir die erste Plattform, die sowohl Anzeigengeschäft als auch E-Commerce für Barkauf, Finanzierung und Leasing aus einer Hand anbietet. Für uns ist das ein konsequenter Schritt in unserer Strategie, immer größere Teile des Fahrzeugkaufs und -verkaufs digital abzubilden." Die Unterstützung im klassischen Vertrieb über den Autohandel vor Ort werde aber weiter den Kern des Angebots ausmachen, hieß es. (rp)