Finanzkennzahlen 2015 (Stand: 16. 12. 2015): Es geht wieder aufwärts?

Laut Statistik wurden von Januar bis November 2015 rund 5,4 Prozent mehr Pkw-Neuwagen zugelassen als im Vorjahreszeitraum, in Zahlen rund 151.000 Einheiten. Erfreulich ist auch die Entwicklung bei den Pkw-Besitzumschreibungen mit einer Steigerung von +3,7 % bzw. 238.000 Einheiten. Die Neuzulassungen bei den Lkw zeigen sogar einen Zuwachs im zweistelligen Bereich. Für das Jahr 2015 erwartet der ZDK insgesamt 3,19 Mio. Pkw-Neuzulassungen sowie 7,3 Mio. Besitzumschreibungen. Für 2016 rechnet der Verband mit insgesamt 3,2 Mio. Pkw-Neuzulassungen, mit 7,3 bis 7,4 Mio. Pkw-Besitzumschreibungen sowie einem stabilen Werkstattgeschäft auf dem Niveau von 2015. Was waren bzw. sind die großen "offiziellen" Themen im Autohandel 2015 gewesen? Zum einen natürlich der Verkauf der MB-Niederlassungen, der jetzt weitgehend abgeschlossen sein dürfte. 63 Standorte haben nun einen neuen Eigner, teilweise aus dem eigenen Vertreternetz. Es bleibt spannend, wie die personelle und sachliche Integration in die jeweilige eigene Organisation erfolgt. Der Großteil der Verkäufe wird ja erst in 2016 wirksam. Zum anderen der VW-Abgasskandal, der u. E. doch nicht die Auswirkungen zeigt, die man zu Beginn noch erwartet hat. Auswirkungen auf Restwerte? Wohl nicht. Reparaturaufwand? Hält sich im Bereich weniger Stunden für Softwareupdates und Nachrüsten eines Plastikbauteils in Grenzen. Volkswagen und Skoda haben ihre Händler weitestgehend freigestellt. Ob sich damit der große Umsatz für die Händler einstellt, dürfte ob des geringen Aufwands und der zugestandenen Übernahme nur der eigenen Kostensätze durch den Hersteller wohl eher zu verneinen sein. Differenzierte Entwicklung Insgesamt zeigen die Zahlen eine recht differenzierte Entwicklung in den einzelnen Sparten und je nach Marke. Das hängt zum einen mit den unterschiedlichen Ausprägungen und Zielkriterien der herstellerseitigen Boni- und Förderprogramme zusammen. Zum anderen liegt das aber auch an den Händlern, die an einem Betriebsvergleich teilnehmen und sich je nach Motivation eher besser oder schlechter darstellen wollen. An unterjährige Abgrenzungsbuchungen, Abschreibungen auf Vorführ- und Mietwagen, Verbuchung von Prämien als Anschaffungskostenminderungen usw. sei hier nur erinnert. Hinzu kommt die aufwändige Verbuchung nicht direkt zuordenbarer Einzelkosten, u. a. im Branchenkontenrahmen. Hier können Abweichungen von den Durchschnittswerten schnell zu Rückfragen durch den Hersteller führen. Die Erfüllung der bonusrelevanten Buchungsstandards erfordert mitunter einen enormen Aufwand. Verständlich, wer dann den Weg des geringeren Widerstandes geht und mitunter ein erwartetes Ergebnis verbucht wird. Fakt ist, dass der Hersteller nach unseren Einschätzungen insgesamt ein zu gutes Bild der Händlerschaft abgebildet bekommt und auf Basis dieser Zahlen dann aber wieder über neue Prämienprogramme befindet. Nur zu gut kennen die Händler das Verfahren, dass eine positive Entwicklung der Ergebnissituation zu Änderungen bei Bonifizierung und Jahresverkaufszielen für das nächste Jahr führt. Insgesamt ist die Branche nach einer Umfrage des ZDK mit dem abgelaufenen Jahr zufrieden und geht auch für 2016 von einer saisonüblichen Geschäftslage aus. Der erste Blick in die Bilanzen bestätigt diese Tendenz. Neu- und Gebrauchtwagen Der deutsche Automobilhandel ist in hohem Maße von der Gesamtkonjunktur abhängig. Diese hat sich 2015 entgegen den bescheidenen Erwartungen (Ukraine bzw. naher Osten, Euro-Staatsschuldenkrise) überaus stabil entwickelt. Im Verhältnis zum privaten Konsum hat der Anteil der gewerblichen Zulassungen (Investitionen in Ausrüstungen aufgrund der guten Konjunkturlage und -aussichten) zugenommen. Erfreulich für das Werkstattgeschäft ist, dass sich auch der Pkw-Bestand weiter erhöht hat (Ende 2014 bereits +1,3 % gegenüber dem Vorjahr mit rund 44,4 Mio. Pkw). Zu berücksichtigen ist bei den gewerblichen Kunden, dass einige Hersteller Großabnehmergeschäfte selbst unter Ausschluss des Handels abwickeln. Zum anderen wird ein Großteil der Vorführwagen oder Tageszulassungen wiederum an Privatpersonen verkauft. Auch scheinen einige Unternehmen ihre Erfolgsquellen stärker in den Fokus zu stellen und nicht mehr jedes Geschäft um jeden Preis machen zu wollen. Sie verabschieden sich von margenärmeren Geschäften (Großabnehmer, Internetvertrieb). Auch dies ist ein Grund, dass neben Mengeneffekten der DB III um 1,6 %-Punkte im Neuwagenbereich angestiegen ist. Aufgrund der Marktenge mit Gebrauchtwagen (rund 60 % werden über den Autohandel abgewickelt) konnte der Deckungsbeitrag III in diesem Segment "nur" um 1,1 %-Punkte gesteigert werden. Hierbei ist aber zu berücksichtigen, dass der Gebrauchtwagen natürlich sehr viel geringere Stückerlöse ausweist. Der Gebrauchtwagenhandel muss damit ein zentraler Baustein des Händlers sein. Hier können neben der guten Handelsmarge mit Garantie- und Leasing-/Finanzierungsangeboten noch erhebliche Zusatzerträge generiert werden. Dies zeigt sich in einem relativen gestiegenen Anteil aus sonstigen Aktivitäten am DB III, der mittlerweile einen Spitzenwert von 4,7% erreicht hat. Das Werkstattgeschäft Service und Ersatzteilverkauf bleiben mit rund 60 % DB III Anteil die wichtigsten Ertragsquellen im Autohaus, aber rückläufig. Und der Druck bleibt hier konstant. Rückläufige Auslastungen konnten durch erhöhte Verrechnungssätze der Monteure zum Teil ausgeglichen werden. Bei der zu beobachtenden rückläufigen Produktivität stehen mehr Zeiten auf der Uhr, u. a. Ausbildungszeiten. Man sollte darauf achten, auch mit den Werbekosten nicht am falschen Ende zu sparen. Wie bei den Gebrauchtwagen gilt auch hier als oberste Maxime die Kundenbindung. Nicht nur im Fahrzeughandel, sondern auch im Service/Ersatzteilgeschäft spielt das Internet seine wichtige Rolle. Die Eigenkapitalsituation Bedingt durch die gute Ausgangslage für 2015 haben die Unternehmen Polster anlegen können. Indikator hierfür ist u. a. die gesunkene Anzahl der Insolvenzeröffnungen, die nach Angaben des statistischen Bundesamtes im Zeitraum Januar bis September 2015 um rund 11 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum abgenommen haben. Dies stimmt auch mit unserer Trendfeststellung überein, wonach rund 13 % weniger Unternehmen eine negative Umsatzrendite ausweisen. Unsicherheit besteht nach der ersten, wenn auch leichten Zinserhöhung in den USA bezüglich der Zinsentwicklung. Leicht auszumalen, was auf die Betriebe zukäme, wenn sich der Zins um 2 %-Punkte erhöhte. Es bliebe dann abzuwarten, inwieweit die Geldschleuse der EZB dem Druck eines steigenden Dollarkurses standhielte. Noch etwas ist zu beobachten, was die Ratingsituation angeht. Wir stellen tendenziell steigende Fahrzeugbestände zum Jahresende fest. Zum einen ist das das Ergebnis ständig steigender Jahresverkaufsziele der Hersteller und natürlich die obligatorische Anfrage zum Jahresende, ob man nicht noch .... Zum anderen aber doch auch eine Auswirkung des VW-Abgasskandals bei den betroffenen Händlern. Bei diesen Händlern steht dann die Überlegung einer Verlegung des Bilanzstichtags in eine mögliche, bestandsärmere Zeit an. Die Aussichten für 2016 Wie eingangs ausgeführt, bleibt es bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Vorjahrs. Mit Überraschungen muss man heute nicht rechnen. Allerdings dürfte es 2016 einen Bauboom (BAUEN Spezial 2015, Sonderheft mit AUTOHAUS-Ausgabe 21/2015) geben, der wohl viele bekannte Marken trifft. Nach einer Hochrechnung wird von Bauinvestitionen in Höhe von rund 827 Mio. Euro im Automobilhandelsgewerbe ausgegangen, die einen entsprechenden Finanzierungsbedarf bedeuten. Dies wird zusätzlich die Bilanzsummen verlängern bzw. die Eigenkapitalquoten verringern. Solange man sich nicht unterhalb der Kennzahl von 15 % EK-Quote bewegt, wird man Diskussionen aus dem Weg gehen können. Wenn nicht, wird die Bank schon mal eine Eigenkapitalerhöhung oder eine zusätzliche Sicherheit fordern. Nicht ausgeschlossen, dass die Hausbank sogar nach der Sinnhaftigkeit der Investition überhaupt fragt, insbesondere bei Marken, deren Marktperformance nicht so auskömmlich ist. Wir haben für 2015 eine Umsatzrendite von rund 1,4 % ermittelt, was einer erfreulichen Steigerung entspräche. Aber 0,4 % mehr gegenüber 2014 entspräche bei 10 Mio. Euro Umsatz einer Gewinnsteigerung von 40.000 Euro. Aus dem Gewinn kann die Investition im Regelfall nicht ohne Weiteres finanziert werden. Erste Gespräche zwischen Verbänden und Herstellern zeigen, dass es schwierig werden wird, die richtige Balance zu finden zwischen einer auskömmlichen Bonifizierung und vom Händler zusätzlich zu leistenden Aufgaben (u. a. CI-Maßnahmen, kostenlose Wertstattersatzwagen, Vorführwagenhaltung, Lagerreichweiten nach Typen usw.). Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung wird das Augenmerk auch auf die Personalentwicklung gelegt werden müssen. Dies verbunden mit steigenden Personalaufwendungen und Konkurrenzsituationen zu herstellereigenen Betrieben sollte Anlass sein, sich rechtzeitig mit den für die Integration der zuwandernden Flüchtlinge zuständigen Stellen auseinanderzusetzen. Ansonsten ist natürlich das im Vorjahr an dieser Stelle Geschriebene nach wie vor gültig. Eine wohl ausgewogene Präsenz im Internet zu finden, wird die größte Herausforderung bleiben. Der Hersteller geht hier bereits zweigleisig vor. Zum einen Immobilien- bzw. Showroom-Investitionen durch die Händler, zum anderen Digitalisierung im Showroom (Bildschirme, Einsatz von 3D-Technik zur Visualisierung von Fahrzeugkonfigurationen) bis hin zum eigenen Online-Verkauf (über einen Online-Store, wie z. B. Smart es in Italien testet). Der Händler wird sich darin nur noch als Auslieferer und Kundenbetreuer wiederfinden. Damit steigt langfristig die Abhängigkeit, ein Austrittsszenario ist nicht erkennbar. Es gilt, die Kundenbeziehung und das nicht zu vernachlässigende Potenzial vor Ort zu pflegen. Kurzfassung Ein erster Blick in die Kennzahlen für 2015: Die Umsatzrendite des Handels steigt auf 1,4 Prozent, die DB III für Neuwagen, Gebrauchte und Ersatzteile klettern, nur der DB III für das Werkstattgeschäft geht von 21,2 auf 20,0 Prozent zurück.

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