Audi treibt die Digitalisierung des Fahrzeugvertriebs voran. Ab sofort startet die VW-Tochter die erste vollfunktionale Virtual-Reality-Anwendung für die Kundenberatung im Autohaus. Derzeit würden erste Partnerbetriebe in Deutschland, Großbritannien und Spanien eine VR-Brille einsetzen, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Ingolstadt mit. Weitere Märkte und Standorte sollen schrittweise folgen.
"Wir machen den nächsten Schritt in unserer Strategie und verbinden digitale Innovation mit den Stärken des stationären Handels", sagte Nils Wollny, Leiter Digital Business Strategy/Customer Experience. Die "Audi VR experience" sei ein vollwertiges Vertriebstool für die Autohäuser. Damit könne der Handel das gesamte Modellportfolio im Beratungsgespräch präsentieren.
Laut Hersteller können Interessenten mit der Anwendung ihren Wunsch-Audi konfigurieren und bis in das kleinste Detail nahezu lebensecht begutachten. Rechnerisch stehen mehrere hundert Millionen mögliche Modell- und Ausstattungsvarianten zur Auswahl. Wollny: "Die VR-Anwendung lässt den Nutzer vollständig in die virtuelle Welt eintauchen und vermittelt ein besonders umfassendes, detailliertes Bild vor der Kaufentscheidung."
Nach den Angaben erlebt der Kunde das Fahrzeug nicht nur in drei Dimensionen und 360 Grad sowie allen Licht- und Klangeffekten. Auch lassen sich unterschiedliche Umgebungen, Tageszeiten und Lichtverhältnisse beim virtuellen Probesitzen simulieren. Überdies kann das Interieur aus jedem Blickwinkel betrachtet werden – bis hin zum Schliff von Dekoreinlagen je nach Position zur virtuellen Lichtquelle.
Mit "Röntgenblick"
Interessant für technikaffine Nutzer: Die VR-Brille erlaubt auch eine Art "Röntgenblick" unter die Fahrzeugoberfläche in den Aufbau technischer Komponenten. Künftige Software-Upgrades sollen außerdem Demo-Features zu Innovationen bieten, die der Kunde bei einer realen Probefahrt nur eingeschränkt testen kann, etwa Lichttechnologien bei Nacht und schlechter Sicht.
Wollny betonte auch den Erlebnisfaktor beim Einsatz von Virtual Reality. Dazu hat sich Audi besondere Momente mit Marken-Bezug einfallen lassen. Ein Beispiel: Motorsportfans können virtuell in die Rennatmosphäre der 24 Stunden von Le Mans eintauchen und im Kreis der Mechaniker-Crew beim Boxenstopp dabei sein.
Entwickelt hat Audi die VR-Anwendung zusammen mit den Partnern Oculus und Zerolight, erste Testreihen waren bereits 2015 gestartet (wir berichteten). Die Darstellung basiert auf den Konstruktionsdaten der Audi-Modelle. Die Brille ist Teil einer umfassenden Digitalisierungsoffensive der Ingolstädter – ebenso wie die Innenstadt-Showrooms "Audi City" oder die Beratungssuiten "Customer Private Lounges" in den Autohäusern. (rp)
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